StartMobilitätLuftlandeoperationen und Luftgestützte Einsätze – A400M erprobt neue Fähigkeiten

Luftlandeoperationen und Luftgestützte Einsätze – A400M erprobt neue Fähigkeiten

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Sowohl deutsche als auch französische A400M haben in den letzten Wochen mehrere Schlüsselfähigkeiten erprobt, um sowohl Luftlandeoperationen, als auch Luftgestützte Einsätze der Streitkräfte unterstützen zu können.

Neben dem erfolgreichen Abschluss der Einsatzprüfung der deutschen A400M für den Automatiksprungbetrieb und dem Test der A400M der Luftwaffe in der Rolle Forward Area Refueling Point (FARP), haben französische A400M erfolgreich Luft-Luft-Betankungstests für Hubschrauber durchgeführt.

Absetzen von Fallschirmjägern

Nach und nach erhält der Airbus A400M der Luftwaffe ein immer größeres Fähigkeitsprofil, nach einer längeren Vorbereitungsphase wurde am 3. März mit der Qualifizierung für das Absetzen von Fallschirmjägern mit den Truppenfallschirm T-10 begonnen. Die Qualifizierungsmaßnahmen in Manching wurden in Zusammenarbeit mit Fallschirmjägern der Luftlandebrigade 1, A400Ms und deren Crews aus dem Lufttransportgeschwader 62 der Luftwaffe sowie Personal der Wehrtechnischen Dienststelle 61 durchgeführt. Die Einsatzprüfung konnte Ende März erfolgreich abgeschlossen werden. Bei der Einsatzprüfung wurden nach Angaben der Bundeswehr „neben allen Abläufe, Notverfahren, die Kommunikation untereinander, Abgangsverhalten der Fallschirme, die Ablagedaten, das heißt der durch das Luftfahrzeug berechnete und tatsächliche Landepunkt, validiert überprüft“. Die Testmannschaft konnte dabei „auf die Ergebnisse von Tests der Partnernation Frankreich zurückgreifen, die bereits im letzten Jahr die nationale Zertifizierung vorgenommen hatten“, so die Bundeswehr.

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Derzeit ist nur die mit der Kennung 54 + 36 versehende A400M der Luftwaffe in der Lage für das Absetzen von Automatikspringern zugelassen, da nur diese Maschine über einen modifizierten Türschutz verfügt, welcher das simultane Absetzen von Springern aus beiden Türen ermöglicht. Die restlichen, bereits im Bestand der Luftwaffe befindlichen A400M werden nach Angaben der Bundeswehr im Zuge von „turnusmäßigen Checks“ umgerüstet. Alle neu an die Luftwaffe übergebenen A400M werden bereits ab Werk über diese Fähigkeit verfügen.

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Das deutsche Heer beabsichtigt insgesamt 106 Soldaten pro A400M im Automatiksprungverfahren absetzen zu können, das Absetzen von Freifallern über Heckrampe wurde bereits vor geraumer Zeit zertifiziert.

Betankung von Hubschraubern in der Luft

Während die A400M bereits seit geraumer Zeit für eine Luft-Luft-Betankung von Flächenflugzeugen zertifiziert ist, soll diese Fähigkeit für Hubschrauber erst zum Ende des Jahres erreicht werden. Vorhergehende Tests wurden nach Angaben des Herstellers bereits in den Jahren 2019 und 2020 durchgeführt.

Im April startet Airbus in Zusammenarbeit mit der französischen Beschaffungsbehörde DGA die Zertifizierungskampagne zur Luft-Luft-Betankung von Hubschraubern. Als Hubschrauber wurden zwei Airbus H225M der Armée de l’air genutzt.

Es wurde eine Reihe von Tag- und Nachtflügen in Höhen zwischen 350 und 3.500 Metern durchgeführt. Die A400M soll dabei seine Geschwindigkeiten dabei auf bis zu 195 km/h gedrosselt haben. Im Laufe der Kampagne soll es insgesamt zu 81 Nasskontakten mit einem Transfer von 6,5 Tonnen Treibstoff gekommen sein. Erstmalig wurden dabei auch zwei Hubschrauber gleichzeitig betankt. Die Zertifizierung der französischen A400M zur Luft-Luft-Betankung von Hubschraubern wird bis Ende des Jahres erwartet, es fehlen offenbar noch weitere Nachtflüge.

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Im April startet Airbus in Zusammenarbeit mit der französischen Beschaffungsbehörde DGA die Zertifizierungskampagne zur Luft-Luft-Betankung von Hubschraubern. Als Hubschrauber wurden zwei Airbus H225M der Armée de l’air genutzt. (Foto: Airbus)

Flächenflugzeuge wie den Eurofighter, Dassault Rafale, Boeing F/A-18 Hornet, Airbus C295 sowie die C-130 Hercules kann auch die deutsche A400M bereits seit Mitte 2019 betanken. Im Gegenzug kann die A400M selbst durch einen A330 MRTT betankt werden. Alleine im Luftraum über Syrien und dem Irak haben die A400M des Lufttransportgeschwaders 62 (LTG62) der Luftwaffe bereits über 2.000 Flugstunden als „Fliegende Tankstelle“ absolviert.

Betankung von Hubschraubern am Boden

Wie die Bundeswehr auf ihrer offiziellen Seite vermeldet, wurde die A400M Ende März in der Rolle Forward Area Refueling Point getestet. In dieser Rolle dient die Maschine als vorgeschobener Versorgungsposten für Treibstoff und Munition. Ein FARP unterstützt Hubschrauberkräfte bei Luftgestützten Einsätzen, indem er die Reichweite, Stehzeit und Flexibilität der Helikopter im Einsatzraum erhöhen kann.

„Einer der Vorteile von Hubschraubern ist, dass sie nahezu überall landen können. Dies ermöglicht Einsätze auch in unzugänglichem Gebiet. Jedoch ist die Reichweite geringer und nicht überall gibt es die passende Infrastruktur zum Auftanken. Gerade auf Behelfsflugplätzen stehen eher selten Tankwagen oder ähnliches zur Verfügung. Hier kommt der A400M ins Spiel. Durch die Fähigkeit der Landung auf unbefestigten Pisten (UPR) sowie seines Tankvolumens von circa 60.000 Litern könnte er als „mobile fliegende Bodenbetankungsanlage“ weltweit eingesetzt werden. Fehlende Infrastruktur und Tankwagen werden dabei durch den A400M ersetzt und die Hubschrauber können ihre Einsätze effektiver durchführen“, so die Luftwaffe. Neben dem Treibstoff führt die A400M auch die für die Betankung notwendigen Forward Area Refueling Equipments (FARE)-Kits mit. Die Kits bestehen aus Pumpen, Schläuchen, Zapfpistolen, Zählwerke, Y-Stücke und Druckbetankungsanschlüssen. So können je nach Anzahl bis zu vier Maschinen gleichzeitig betankt werden.

Schlüsselfähigkeit FARP

Gerade im Bereich der Heeresflieger und Spezialkräfte steht diese Rolle dem Vernehmen nach ganz oben auf die Wunschliste. Denn Sprit und die Waffenbeladung sind sowohl bei klassischen Operationan als auch bei Einsätzen der Spezialkräfte sowie Personnel Recovery und Close Air Support Missionen die entscheidende Variable für die im Einsatzraum effektiv verfügbare Stehzeit der Hubschrauber. Auch wenn die bisherigen Einsätze dank begrenzter Einsatzräume aus den Feldlagern heraus durchgeführt werden konnten, muss dies nicht immer der Fall sein. Bei der Landes- und Bündnisverteidigung müssen die An- und Abflugwege und Zeiten so kurz wie möglich gehalten werden, damit die Maschinen mehr Zeit im Zielgebiet haben. Daher sollen die Hubschrauber zukünftig auch über einen FARP versorgt werden können. Im Anschluss können sie dann erneut die eigene Truppe unterstützen oder den Rückflug zum gemischten Hubschraubereinsatzverband antreten und sich für Folgeaufträge vorbereiten. Ziel eines FARP ist es, die langen Anmarschwege aus dem rückwertigen Divisionsbereich zu verkürzen und gleichzeitig die Einsatzzeit bei der Bodentruppe zu erhöhen. Ein weiterer kritischer Punkt für einen FARP sind die Umlaufzeiten für eine Versorgung (Rearming und Refueling) im Gelände so kurz wie möglich zu halten. Die Bundeswehr steht bei dieser Fähigkeit noch relativ am Anfang.

Als FARP kommen große Transporthubschrauber oder eben Transportflugzeuge wie der A400M infrage. Sie bilden praktisch die Tankstelle, an denen sich die Kampf- und Transporthubschrauber dann bedienen können. Die Alternative zu FARP ist nur die Luftbetankung, doch dazu sind sowohl entsprechende Tankflugzeuge als auch Hubschrauber notwendig. Die Luft-Luft-Betankung würde die Hubschrauber auch nur mit Treibstoff versorgen – zum Beispiel auf dem Hin- oder Rückflug – aber nicht mit Munition.

Gerade bei kleineren Maschinen, wie der H145M Light Utility Helicopter Special Operation Forces (LUH SOF), ist die Versorgung ein entscheidender Faktor. Denn sie verfügen übe relativ wenig Zuladung und Stehzeit. Mittels eines FARPs kann die Stehzeit der H145M im Einsatzgebiet effektiv verlängert werden.

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Der erste Nasstest fand auf dem Fliegerhorst Wunstorf statt. Betankt wurde eine Airbus H145M Light Utility Helicopter Special Operation Forces (LUH SOF). (Foto: Bundeswehr / Simon Otte)

Testkampagne

Bei der im März erfolgten Testkampagne wurden zunächst Trockentests des FARE-Kit an einen Tankwagen durchgeführt, im Anschluss folgten Trockentests am A400M. Dort gibt der sogenannte Enttanker den Treibstoff ab. Bei den Tests mussten nach Angaben der Bundeswehr unter andrem die Durchflussmengen und die entsprechenden Pumpeneinstellungen ermittelt werden. Nachdem alle Daten vorgelegen waren, folgten Nasstests mit einem Hubschrauber. Das Betanken und Enttanken erfolgt beim A400M über eine Steuereinheit, die sich zwischen dem Fahrwerk und der Springertür befindet, so die Luftwaffe.

Der erste Nasstest fand auf dem Fliegerhorst Wunstorf statt. Betankt wurde eine Airbus H145M Light Utility Helicopter Special Operation Forces (LUH SOF). Laut Luftwaffe war der Testaufbau identisch zu den Vorversuchen, jedoch musste keine FARE-Pumpe verwendet werden, da die Förderleistung der internen Pumpen des A400M ausreichten. Der Betankungsstutzen des H145M LUH SOF hat eine besondere Form und lässt daher nur eine maximale Fördermenge von weniger als 160 Litern pro Minute zu, die FARE-Pumpen schaffen deutlich mehr. Diese Pumpen kamen dann zur Druckbetankung der Hubschraubermuster CH-53 GS und NH90 zum Einsatz. Auch hier war laut Luftwaffe der Testaufbau wieder identisch, jedoch wurde diesmal mit einem Druckbetankungsstutzen gearbeitet.

Die Tests konnten nach Angaben der Luftwaffe mit einem positiven Fazit abgeschlossen werden. Demnach hat die A400M bewiesen, dass sie prinzipiell als FARP aufgestellt und betrieben werden kann. Um jedoch weltweit als „fliegende Behelfstankstelle“ eingesetzt werden zu können muss zuvor ein Zertifizierungsprozess abgeschlossen werden.

André Forkert