StartBewaffnungRCH 155: KMW darf Radhaubitzen an die Ukraine verkaufen

RCH 155: KMW darf Radhaubitzen an die Ukraine verkaufen

Gerhard Heiming

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Die Bundesregierung hat offenbar die Lieferung von 18 Haubitzen des Typs RCH 155 auf 8×8-Boxer Fahrgestell an die Ukraine genehmigt. Wie mehrere Medien, darunter die Tageszeitung „Die Welt“ als erste, berichtet haben, erfolgte die Genehmigung auf einen Antrag der Ukraine vom 14. Juli. Demnach will die Ukraine die 18 RCH 155 im Wert von 216 Millionen Euro beim Hersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) bestellen. Die Finanzierung soll aus dem Ukraine-Hilfsfonds der Bundesregierung erfolgen.

Experten erwarten, dass – abgesehen von einem Vorausexemplar – Lieferungen womöglich erst ab 2025 erfolgen könnten. Abgeleitet von der Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) hat KMW eine ferngesteuerte Haubitze mit der Waffe im Kaliber 155 mm/L52 (Remote Controlled Howitzer, RCH 155) in ein Boxer-Missionsmodul integriert.

Mit Fernsteuerung, vollautomatischem Ladesystem für Geschosse und modulare Treibladungen sowie induktiver Programmierung der Zünder konnte die Besatzung auf zwei Personen reduziert werden. Die Waffenanlage wird elektrisch gerichtet. Die Kampfbeladung besteht aus maximal 30 bezünderten Geschossen und 144 modularen Treibladungen. Der Feuerkampf wird durch einen Feuerleitrechner mit integrierter Ballistikrechnung und Datenfunkanbindung zu einem Artillerieführungssystem unterstützt, der auf eine hochgenaue Navigationsanlage mit oder ohne GPS-Unterstützung zurückgreift.

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Der Turm kann um 360° gedreht werden. Die Elevation des Rohres von -2,5° bis 65° erlaubt den Feuerkampf sowohl auf große Entfernung (z. B. bis 40 km mit Base Bleed, bis 54 km mit V-LAP) als auch im direkten Richten auf nahe Ziele. Die Nutzung endphasengelenkter Geschosse (Vulcano, Excalibur) ist vorgesehen. Das Schießen in alle Richtungen erfolgt ohne hydraulische Stützen. Dies ermöglicht einen schnellen Stellungswechsel.

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Mitte August 2021 stellte KMW eine neue, 30 cm niedrigere Version im scharfen Schuss vor. Eine fernbedienbare Waffenstation für Maschinengewehr und ein Rundumsichtsysteme für die Besatzung sind weitere Merkmale der neuen Version, die die Bahnverlademaße einhält. Für das direkte Richten wurde eine Hunter-Killer-Fähigkeit realisiert, mit der die Kanone über die Waffenstation eingesetzt werden kann.

Die firmenseitige Qualifikation der Haubitze wurde Anfang des Jahres abgeschlossen.

Artilleriewaffen für die Ukraine

Angesichts der großen Bedeutung und Wirksamkeit weitreichender Artilleriewaffen möchte die Ukraine die eigne Artillerie weiter nachhaltig stärken. Neben eigenen und Haubitzen aus anderen Ländern (knapp einhundert 155-mm-Haubitzen aus Frankreich, Italien, Polen, Slowakei, Tschechien und USA) verfügt die Ukraine bereits über achtzehn PzH 2000 aus deutschen und niederländischen Beständen – zehn davon aus Deutschland. Darüber hinaus wurde 19. September 2022 die Lieferung von vier weiteren PzH 2000 aus den Beständen der Bundeswehr angekündigt.

Ende Juli hatte KMW mit der Ukraine eine Vereinbarung über die Produktion und Lieferung von 100 PzH 2000 mit einem Beschaffungsvolumen von 1,7 Milliarden Euro vereinbart, S&T berichtete. Die Bundesregierung hat zwar den Produktionsbeginn genehmigt, aber die Ausfuhr der Haubitzen noch nicht.

Nach Aussage eines KMW-Sprechers versetzt die Genehmigung sein Unternehmen in die Lage, mit den Vorbereitungen für die Fertigung zu beginnen. KMW sei bereit, in Vorleistung zu gehen, auch wenn man noch keinen Vertrag mit der Ukraine geschlossen habe. Nun werde alles darangesetzt, die Produktion und Auslieferung so rasch wie möglich umzusetzen.

Neben der Bundeswehr und den ukrainischen Streitkräften nutzen auch die Streitkräfte Italiens, Katars, Litauens, Kroatiens und der Niederlande die Panzerhaubitze 2000. Vor wenigen Jahren hat auch Ungarn das Selbstfahrgeschütz bestellt. Da bisher noch nicht über Auslieferungen berichtet wurde, dürfte die Produktionslinie noch „warm“ sein.

Gerhard Heiming