StartBewaffnungLand 159 Tranche 1 – neue Handwaffen für die australischen Streitkräfte

Land 159 Tranche 1 – neue Handwaffen für die australischen Streitkräfte

Jan-Phillipp Weisswange

Print Friendly, PDF & Email

Die australische Regierung hat die Modernisierung des infanteristischen Werkzeugkastens der Australia Defence Force (ADF) auf den Weg gebracht. Das entsprechende Rüstungsvorhaben läuft unter der Bezeichnung „Lethality System Project Land 159“.

Mehr als 500 Millionen Australische Dollar (325 Millionen Euro) nimmt die Regierung in die Hand, um ihre Soldaten, Flieger und Seeleute mit neuen Handwaffen auszustatten.

Zur jetzt beauftragten Tranche 1 gehören Handwaffen von SIG Sauer, Benelli, Accuracy International (AI) und Barrett.

sut layout500x300 2024yH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw==

Interessant erscheint auch der Weg der Auftragserfüllung. So beauftragte die australische Regierung das im Bundestaat Queensland ansässige Unternehmen NIOA als Generalunternehmer mit der Lieferung der Tranche 1 verschiedenen Handwaffen. Bis Mitte der 2020er Jahre wird NIOA gemeinsam mit Unterauftragnehmern die verschiedenen Scharschützengewehre, Pistolen, Personal Defence Weapons, Kampfmesser sowie ein Zugangstechniksystem an die Streitkräfte ausliefern. Der Auftrag umfasst auch Munition und Peripheriegerät.

yH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw==

Im Einzelnen wird der australische infanteristische Werkzeugkasten demnächst um folgende Elemente ergänzt:

Kampfmesser

Die australische Firma ZU Bladeworx liefert das neue Kampfmesser. Dabei handelt es sich um einen beidseitig geschliffenen Ganzstahl-Dolch aus A”-Stahl mit zehn Zentimeter Klingenlänge, rutschfestem Griff und Haltering. Diese Blankwaffe bildet zugleich das Kernstück des neuen australischen Nahkampfsystems. Zum Lieferumfang gehören daher auch Trainingsmesser.

Pistole

Die SIG Sauer P320 Xcarry Pro wird die legendäre Browning High Power Mk3 ersetzen. Die neue Pistole wird mit SIG Sauers hauseigenem Reflexvisier Romeo 2 und einer Weißlicht-Waffenleuchte ausgestattet sein.

Kampfflinte

Als Combat Shotgun System wurde die Benelli M3A1 ausgewählt. Sie lässt sich entweder als Repetier- oder Selbstladeflinte nutzen. Auch hier gehören ein Reflexvisier und eine Weißlichtlampe zum System.

Personal Defence Weapon

Als kompakte, leichte und modulare Nahbereichsverteidigungswaffe für abgesessen kämpfende Kräfte wählten die Australier interessanterweise das Sturmgewehr SIG Sauer MCX im Kaliber .300 BLK (7,62 mm x 35). Dieses soll sich auch schnell für Spezialverwendungen nutzen lassen.

Scharfschützengewehrsystem hohe Reichweite

Als Plattform für die „Long Range Sniper Capability“ wird das Accuracy International AX-SR beschafft. Das Multikalibersystem wird die Kaliber .338 Lapua Magnum, .300 Norma Magnum und 7,62 mm x 51 NATO nutzen können. Gerade mit .300 Norma Magnum setzt man auf die Erfahrungen der US-Streitkräfte. Im Zuge der „Sniper Surveillance Capability“ – also der Scharfschützen-Überwachungsfähigkeit bei Tag und Nacht – laufen Safran JIM Compact und Steiner-DF mit integriertem Laserentfernungsmesser zu. Bisher nutzen die australischen Scharfschützten das AI AWM-F als SR98 und das Blaser Tactical 2.

Anti-Material Rifle

Um technische Ziele bekämpfen zu können, wird die von Barrett Firearms Manufacturing entwickelte halbautomatische M107A1 eingeführt. Im Vergleich zum Vorgängersystem ist sie leichter, moderner und mit einem Signaturreduzierer versehen. Zielfernrohr, Nachtsichtgeräte und Laserentfernungsmesser komplettieren den Satz. Als schweres Scharfschützen-Repetiergewehr befindet sich derzeit das AI AW50F im Arsenal.

Land159 07 2022 Foto MoD Australia
Ein neues Sturmgewehr soll dem Vernehmen nach erst in der nächste Phase beschafft werden. (Foto: MoD Australia)

Sturmgewehr

Ein neues Sturmgewehr wird zum jetzigen Zeitpunkt nicht beschafft. Bereits seit 2015 dient das Thales F90 als EF88 Standard-Sturmgewehr in den australischen Streitkräften. Neben der Standardwaffe mit 20-Zoll-Rohr gibt es eine Kurzversion mit 16-Zoll-Rohr. Als Hersteller fungiert die traditionsreiche Firma Lithgow Arms, die seit 1912 die australischen Streitkräfte beliefert. Sie gehört zu Thales Australia. Bei der F90/EF88 handelt es sich um eine kampfwertgesteigerte Version des in Lizenz produzierten Steyr AUG. Dieses kam 1988 als F88 in die Truppe. Thales hat auf der jüngst stattfindenden australischen Rüstungsmesse Land Forces Conference eine Version der F90 im Kaliber 6.8 – bekannt aus dem US-Handwaffenprogramm Next Generation Squad Weapon – vorgestellt, was darauf hindeuten könnte, dass auch die australischen Streitkräfte mit dem Gedanken spielen ihr Standartsturmgewehrkaliber zu ändern.

Zudem nutzt Australien weiterhin das HK417 als Zielfernrohrgewehr. Die Maschinengewehre MAG58 alias General Support Machine Gun, F89 alias Minimi und das leichte 7,62 MG Maximi stammen von FN Herstal. M3 Carl Gustav und Javelin stehen als Panzerabwehrhandwaffen zur Verfügung.

Jan-Phillipp Weisswange