StartAusrüstung & BekleidungSchuberth M100: Kundenfeedback bestätigt Einzigartigkeit des neuen Kopfschutzsystems Made in Germany

Schuberth M100: Kundenfeedback bestätigt Einzigartigkeit des neuen Kopfschutzsystems Made in Germany

Interview mit Milad Youkhanna, Head of Military and Law Enforcement bei Schuberth

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Erstmalig auf der Enforce TAC 2022 als Prototyp vorgestellt, hat der deutsche Helmspezialist Schuberth sein Kopfschutzsystem M100 einem breiten Nutzertest unterzogen und zur Serienreife entwickelt. Soldat & Technik sprach im Vorfeld der diesjährigen Enforce TAC mit Milad Youkhanna, Head of Military and Law Enforcement bei Schuberth, über das neueste Gefechtshelmsystem aus deutscher Produktion und die Kernfaktoren die einen leistungsfähigen Helm mit hoher Nutzerakzeptanz ausmachen.

S&T: Schuberth hat letztes Jahr den M100 auf der Enforce TAC als Prototypen vorgestellt, was hat sich seitdem getan?

Youkhanna: Knapp gesagt, wir sind fertig. Der M100 ist serienreif und das als Full-, Mid- und Highcut Ausführung. Wir haben bereits die ersten Helme an europäische Kunden für eine Erprobung ausgeliefert und das Feedback umgesetzt. Dabei hat sich gezeigt, dass der von uns eingeschlagene Weg der richtige war.

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S&T: Worin liegt das Besondere an diesem Weg? Wie unterscheidet sich der M100 z.B. von dem erst unlängst in der Bundeswehr eingeführten Gefechtshelm?

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Youkhanna: Ganz klar sind da die Faktoren ganzheitlicher Schutz und Lebensdauer sowie Instandsetzbarkeit zu nennen. Aber auch die nationale Produktionsressource. Der M100 wurde in Deutschland entwickelt und wird hier gefertigt. Der Ukrainekrieg hat gezeigt, dass Solidarität und Lieferbereitschaft auch unter befreundeten Nationen und Bündnispartnern Grenzen haben. Unsere Produkte sind daher auch frei von Einschränkungen und Unsicherheiten, wie sie z.B. durch ITAR entstehen.

S&T: Was ist mit dem Stichpunkt ganzheitlicher Schutz genau gemeint?

Youkhanna: Der klassische Splitterschutz reicht schon lange nicht mehr, ist aber gleichzeitig insbesondere in der aktuellen Situation nicht zu vernachlässigen. Dennoch müssen Standards wie NIJ IIIA kritisch hinterfragt und im Bedarfsfall unterfüttert werden. Das beste Beispiel ist die Vernachlässigung der dynamischen Ausbeulung. Die Energie des einschlagenden Geschosses muss so verteilt werden, dass der Kopf geschützt bleibt. Nur auf die Durchdringung zu achten und gewaltige Deformationen in Kauf zu nehmen, welche schwerste Verletzungen verursachen können, ist viel zu kurz gesprungen. Wir haben den M100 daher so ausgelegt, dass er neben NIJ IIIA an den Messpunkten auch die dynamische Ausbeulung nach VPAM2 erfüllt. Beschusssichere Schrauben sind ebenfalls keine Anforderung nach NIJ IIIA. Der M100 weist selbstverständlich serienmäßig genau diese auf.

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Der M100 ist so konstruiert, dass er neben NIJ IIIA an den Messpunkten auch die dynamische Ausbeulung nach VPAM2 erfüllt. Auch die Schrauben sind beschusssicher ausgelegt. (Foto: Schuberth)

S&T: Die ballistische Komponente ist doch sicherlich nicht die einzige Schutzanforderung an einen modernen Gefechtshelm.

Youkhanna: In der Tat! Wir haben großen Wert auf die Stoßdämpfung gelegt. Im Friedensfall sowie außerhalb des direkten Kampfgeschehens sind klassische Arbeitsschutzthemen die größten Gefahren für die Soldaten. Sei es beim Verladen von Gütern wie Munition oder bei Pionierarbeiten. Als einziger Gefechtshelm weltweit erfüllt der M100 die Stoßdämpfung der Arbeitsschutz Norm EN397 über drei Helmschalengrößen hinweg. Aber auch die Nutzung von Fahrzeugen aller Art, zu Lande oder zu Wasser, ist ein relevantes Thema. So erfüllt der M100 die Stoßdämpfung auch nach der Wildwassernorm EN1385 und der Bergsteigernorm EN12492.

S&T: Welche Kriterien muss ein Gefechtshelm noch erfüllen, um dem erwähnten ganzheitlichen Ansatz zu genügen?

Youkhanna: Das Tragen eines Gehörschutzes, insbesondere mit integrierter Kommunikation, wird immer relevanter. Die Montage an einer Rail ist dabei nicht immer möglich, teilweise erfüllt es nicht die Anforderungen und verbietet sich bei einem Mid- bzw. Fullcut Helm konstruktiv.

Es ist meiner Meinung nach inakzeptabel, dass in der Praxis viele Nutzer große Teile der Innenausstattung, in Form von Pads, herausnehmen, um dem Gehörschutzbügel Platz zu machen. Dadurch geht die erwähnte essenzielle Schutzwirkung in Form der Stoßdämpfung verloren.

Hier haben wir einen einzigartigen Weg gefunden, unübertroffenen Komfort mit einer herstellerübergreifenden Kompatibilität mit einem Bügelgehörschutz zu vereinen. Der geteilte Kopfring vermeidet Druckpunkte am Bügel, während die Kopfpolster sich individuell an jede Kopfform anpassen lassen. Dabei verbleibt alles immer im Helm. Zudem ist dieses Feature im Gegenteil zu zahlreichen Marktbegleitern in dem Größenspektrum 52 bis 65 ohne jegliche Einschränkungen möglich. Auch dies ist einzigartig auf dem Markt.

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Der geteilte Kopfring vermeidet Druckpunkte am Bügel, dies führt auch nach mehreren Stunden tragen zu einer sehr hohen Trageakzeptanz bei den Nutzern. (Foto: Schuberth)

S&T: Sie erwähnten Feedback. Was war die Meinung der Nutzer?

Youkhanna: Der Tragekomfort mit Gehörschutz und das über Stunden hat jeden überzeugt. Aber auch das ansprechende Design unseres Fullcut Helms hat zu zahlreichen positiven Rückmeldungen geführt. Sicherlich trägt dies zu einer gestiegenen Trageakzeptanz bei.

Das Designteam hatte jedoch bei der Entwicklung die Sicherstellung von gleichen Oberflächen über alle Helmschalengrößen im Blick. Hierdurch konnten wir ein Gleichteileprinzip bei allen Rails und der Beriemung sicherstellen. Ein deutlicher Beitrag zur Reduzierung der logistischen Komplexität und der Lebenszykluskosten. Das coole Aussehen ist also nur ein angenehmer Nebeneffekt.

S&T: Was für neu entwickelte Features gibt es noch? Der M100 weist ja hinten eine Rail auf, was hat es damit auf sich?

Youkhanna: Der Helm ist neben dem ballistischen und dem erwähnten Stoßschutz auch zunehmend autarker Geräteträger. Mit autark meinen wir, dass nicht nur die einzelnen Geräte montiert, sondern auch mit Energie versorgt werden müssen. Die hintere Rail ist ein Teil des modularen Konzeptes und macht Schluss mit zweifelhaften Textillösungen, welche über Klett oder Schnüre mehr schlecht als recht und provisorisch am Helm befestigt werden.

Durch unsere Enhanced Connection Devices kann jeder Verbraucher am Helm mühelos und sauber durch ein Kabel mit Energie versorgt werden. Zudem können Bungees, Helmüberzüge oder auch künstliches Tarnmaterial daran befestigt werden. Die Möglichkeiten sind vielfältig und der Kreativität der Nutzer überlassen. Dabei haben wir bewusst auf das Patentieren der Verbindungsmöglichkeit verzichtet, um anderen Herstellern den Anschluss an die Rail möglichst einfach zu ermöglichen. So entwickeln wir zum Beispiel mit der Firma Nextorch gerade eine taktische Helmlampe, die sich dieser Konnektoren bedient, um die wertvolle und eingeschränkte Fläche der Rails freizuhalten.

Die Fragen stellte Waldemar Geiger