Mit dem Vorhaben „Combat Unmanned Ground Systems“ (CUGS) hat die Europäische Verteidigungsagentur (EDA) ihr bis dato größtes Forschungs- und Technologieprojekt zur Entwicklung militärischer, autonomer und unbemannter Bodensysteme (UGV) auf den Weg gebraucht. Dies gab die EDA in einer Stellungnahme bekannt. An dem Vorhaben sind acht Mitgliedstaaten der EU sowie ein europäisches Nicht-EU-Land und 28 europäische Partner aus Industrie und Wissenschaft, darunter auch aus Deutschland, beteiligt.
Aufgrund der wachsenden Bedeutung unbemannter Bodensysteme für militärische Operationen haben neun EU Mitgliedstaaten beschlossen, das Projekt Combat Unmanned Ground Systems zu etablieren. Als Lead Nation fungiert Italien, mit den Teilnehmerländern Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, die Niederlande und Polen sowie Norwegen. Auf Seiten der Industrie ist das italienischen Unternehmens Leonardo mit der Projektleitung betraut. Weitere beteiligte Firmen sind unter anderem Larimart, sowie John Cockerill Defence, FN Herstal, Diehl Defence, KMW, MBDA und Rheinmetall, Bittium, Nexter, Safran und Thales.
Die EDA hat das Vorhaben laut Bekanntmachung mit einem Budget von 35,5 Millionen Euro und einer Laufzeit von 36 Monaten geplant. Im Rahmen des Projektes soll eine Reihe von Funktionsmodulen definiert, entwickelt und in bestehende Plattformen integriert werden. Im Anschluss sollen vollständige Demonstratoren für hochgradig autonome unbemannte Bodensysteme für den Einsatz im Gefecht entwickelt und erprobt werden. Die EDA Mitteilung geht dabei explizit auf den Vorteil autonomer Systeme und ihr breites operatives Spektrum in Bezug auf Überwachungs-, Aufklärungs- und Logistikmissionen bis hin zu Kampfeinsätzen ein.
Die Verteidigungsagentur prognostiziert eine zunehmende Bedeutung von UGV, wenn diese im Laufe der Entwicklung robuster und unabhängiger werden. Durch ihren Einsatz könne die Exposition von Soldaten verringert und eine Vielzahl von letalen und eingeschränkt tödlichen Wirkmittel mit wachsender Flexibilität zum Einsatz gebracht werden. Das CUGS Projekt weist als Kernelement die Anpassung der bereits vorhandenen europäischen Plattformen auf. Die im Rahmen des Projekts zu entwickelnden Funktionsmodule sollen die autonome Navigation, die Führbarkeit, Kommunikation und Koordination mit anderen Waffensystemen, sowie den Einsatz von integrierten Wirkmitteln gewährleisten. Dazu sollen die entwickelten Module im Laufe des Programms in mehrere europäische autonome Bodensysteme wie die Themis und Type X vom estnische Hersteller Milrem und einer unbemannten Version des Wiesel von Rheinmetall, sowie dem Lince 2 VTLM von Iveco und Patria AMV integriert werden.
Die aktuell geplanten Phasen des Projektes decken vorrangig die Standardisierung der Systemarchitektur der geplanten CUGS-Demonstratoren ab. Diese sollen im nächsten Schritt neben den derzeitigen unbemannten Plattformen als auch für künftige Module Anwendungen finden. Zudem sollen die erwähnten Plattformen parallel zu der Entwicklung der Wirkmittelmodule auf deren Integration vorbereitet werden, um im Anschluss einzeln und im Verbund mit anderen UGV erprobt zu werden. Das Ziel der Erprobung ist als durchaus ambitionierte zu betrachten, da die EDA eine faktische Autonomie in Bezug auf Bewegung und Navigation anstrebt. Zudem soll die integrierte künstliche Intelligenz befähigt werden, Ziele zu detektieren, zu identifizieren und zu verfolgen. Im nächsten Schritt soll nach Wahl der vorhandenen Wirkmittel die Bekämpfungssequenz automatisiert ablaufen. Dabei soll trotz des hohen Autonomiegrades ein menschlicher Bediener (Humam in the loop) den finalen Wirkmitteleinsatz freigeben. Die EDA gibt in ihrer Erklärung an, dass die Definition eines ethisch/juristisch angemessenen Autonomiegrades für die Anwendung von autonome Waffensystemen im Einklang mit der Entscheidung des Europäischen Parlaments zu autonomen Waffensystemen (2018/2752(RSP)) ebenfalls Teil des Projektes sei und mit einem TRL-Demonstratoren (Technology readiness level) erprobt werden soll.
In Anbetracht dieser paneuropäischen Entwicklung wird es aufschlussreich sein zu beobachten, inwieweit die Bundeswehr und insbesondere das Heer ein Augenmerk auf den Verlauf des CUGS Projektes legen. Bis dato scheint das Interesse von Dienststellen wie dem Kommando Herr oder dem Amt für Heeresentwicklung an bestehenden europäischen Projekten zur Erprobung von UGV Systemen, wie etwa im Falle des integrated Modular Unmanned Ground Systems (iMUGS) überraschend gering. In diesem Zusammenhang könnte jedoch die Aufstellung der Mittleren Kräfte Heer einen positiven und durchaus innovationsfördernden Einfluss auch in der Bundeswehr entfalten.