Mit der SMASH Hopper hat Smartshooter vor wenigen Jahren ein multifunktionales System entwickelt, welches nach Angaben des Unternehmens unterschiedliche Aufgaben – vom Einsatz als Feldlafette, über die Funktion als Plattform für ein weitreichendes Sperrsystem, bis hin zur leichten fernbedienbaren Waffenstation – übernehmen kann. In Anbetracht der aktuell medial berichteten Problematik rund um die Feldlafetten der Bundeswehr sprach S&T mit Michael Fiedler, Geschäftsführer Smartshooter Europe, über die SMASH Hopper und das Potenzial des Systems die ikonische Feldlafette ersetzen zu können.
S&T: Die Feldlafette der Bundeswehr befähigt die Truppe dazu, mit den vorhandenen Maschinengewehren (MG3 und MG5) infanteristischen Feind auf Distanzen von bis zu 1.200 Metern effektiv bekämpfen zu können. Kann die SMASH Hopper dies auch?
Fiedler: Die mögliche Entfernung und Effektivität hängt dann mit der genutzten Handwaffe zusammen, 1.200 Meter sind mit dem MG5 auf SMASH Hopper sehr gut möglich.
Die fernbedienbare Waffenstation SMASH Hopper ist Teil unseres SMASH Produktfamile von innovativen Feuerleit- und Zielassistenzsystemen. Das übergeordnete Ziel all unserer Geräte ist es, die Erstschusstrefferwahrscheinlichkeit gegen Bodenziele als auch gegen Ziele in der Luft signifikant zu erhöhen. Das erreichen wir durch unsere automatischen Zielverfolgung mit kontinuierlicher Haltepunktberechnung und Echtzeit Schussfreigabe. Die Bekämpfung von z.B. Drohnen ist dabei eine neue Fähigkeit SMASH Hoppers gegenüber der alten Feldlafette.
Ein großer Vorteil ist die Fernbedienbarkeit der Waffenstation. Damit ist der Schütze vom Wirkmittel abgesetzt, das ist natürlich viel sicherer für die Soldaten und verringert die Signatur auf dem Gefechtsfeld.
S&T: Ist es generell möglich die MGs der Bundeswehr auf die SMASH Hopper zu integrieren und wenn ja, welcher Aufwand ist notwendig?
Fiedler: SMASH Hopper ist eine Waffenstation, die mit allen Handwaffen und auch Panzerabwehrhandwaffen der Bundeswehr genutzt werden kann. Wir machen das bereits erfolgreich für andere Streitkräfte. Für die MGs der Bundeswehr bedarf es lediglich einer mechanischen Integration, das ist kein großer Aufwand. Dazu werden noch die ballistischen Daten in das Feuerleitgerät übertragen und damit ist die Integration abgeschlossen.
S&T: Die SMASH Hopper wird seitens Smartshooter als multifunktionales System beworben, was heißt dies genau?
Fiedler: Ich hatte schon angesprochen, dass wir alle Handwaffen und Panzerabwehrhandwaffen auf SMASH Hopper nutzen können. Dabei kann auf Nutzerebene das Wirkmittel gewechselt werden, je nach Lage und Auftrag kann so die optimale Kombination gewählt werden. Einmal z.B. das angesprochene MG5, ein anderes Mal die Panzerfaust oder das Zielfernrohrgewehr G28. Darüber hinaus sind wir plattform-unabhängig. SMASH Hopper kann auf einem Dreibein, einem Mast und auch auf bemannten und unbemannten Fahrzeugen installiert werden. Wir haben derzeit auch Anfragen zu maritimen Plattformen. Mit einem Gewicht von nur 15 Kilogramm ist SMASH Hopper schnell und flexibel von einer Plattform zur Nächsten gewechselt. So kann das System z.B. auf dem Kfz-Marsch als Waffenstation am Fahrzeug eingesetzt und nach dem Absitzen im Rucksack oder am langen Arm mitgeführt werden, um es im Anschluss auf einem Häuserdach aufzustellen und als Feldlafette zu nutzen.
Richtig interessant wird es durch die offene Systemarchitektur der SMASH-Familie, die eine einfache Integration, Erweiterung und Aktualisierung der Software ermöglicht. Alle unsere Geräte können mit unterschiedlichen C4I-Systemen und externen Sensoren wie z.B. Schuss-Detektoren und Drohnen- Sensoren verbunden werden. Durch die Augmentierung von z.B. Blue Force- und Red Force-Tracking sowie POIs in der Zieloptik kann ein ebenengerechtes Lagebild bis auf Einzelschützenebene verteilt werden. Darüber hinaus hat jeder Schütze die Möglichkeit, genaue Feindmeldungen zu erzeugen und weiterzuleiten. SMASH bietet so einen signifikanten Beitrag im Rahmen eines Sensor-to-Shooter Netzwerkes.
S&T: Das alles macht das System sicherlich auch deutlich teuer, als eine einfache Lafettenlösung.
Fiedler: Das Gerät selber hat zunächst sicherlich höhere Beschaffungskosten, wenn man aber über die Lebenszeit schaut, wieviel Munition und Ausbildungszeit gespart wird, dann sieht das schon wieder anders aus. Darüber hinaus bietet SMASH Hopper ja viel mehr, wie z.B. erhöhten Schutz für den Schützen und eine Fähigkeitserweiterung zur Drohnenabwehr. Vor allem diese Punkte zahlen sich aus und sind eine Investition in die Zukunft.
Was man nicht unterschätzen darf, sind die Qualifizierungskosten und -zeiten, die in der Bundeswehr entstehen, wenn verschiedene Systeme eingeführt werden. Wie erwähnt, ist SMASH Hopper wirkmittel- und plattformunabhängig. Mit einer einmaligen Qualifizierung können dann eine Vielzahl von unterschiedlichen Anwendungen durchgeführt werden.
S&T: Wie könnte ein beispielhaftes Einsatzszenario der SMASH Hopper im Rahmen von Stabilisierungsoperationen bzw. der Landes- und Bündnisverteidigung in der Truppe aussehen?
Fiedler: Wir haben bereits Projekte im Bereich Feldlagerschutz. Hier können wir eine Anzahl Waffenstationen in der Perepherie eines Lagers verteilen und so eine 24/7 Überwachung des Geländes sicherstellen. Dabei werden mehrere SMASH Hopper aus einem Kontrollraum bedient. So haben die Soldaten ein wesentlich besseres Lagebild, klassischen Wachtürme werden überflüssig und Wachpersonal wird eingespart.
Viele Anfragen haben wir derzeit aus dem Bereich „Kampf um Sperren“. Das Systems eignet sich hervorragend zur Panzer- und Schützenabwehr im Rahmen von Sperren und der Überwachung von Räumen. Die Soldaten können aus sicherer Entfernung Feind aufklären, melden und dann lagegerecht Handwaffen und Panzerabwehrhandwaffen zur Wirkung bringen.
Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig, denn das System ist äußerst innovativ und anpassungsfähig. Gemeinsam mit unseren Kunden enstehen kontinuierlich weitere Anwendungsfälle und Szenarien, um das Potential dieser Technologie voll auszuschöpfen. Mit SMASH Hopper wird die Bundeswehr zukunft- und anschlussfähig, egal was für Handwaffen, Plattformen oder Features es morgen geben wird.
Die Fragen stellte Waldemar Geiger.