Die am 21. März veröffentlichte und seitdem frei zugängliche Aktualisierung der Logistikdoktrin des U.S. Marine Corps (USMC) ist in mehrerer Hinsicht lesenswert. Das rund 140 Seiten lange Dokument beschreibt in fünf Kapiteln in sehr leserlicher Art und Weise die Theorie und Philosophie der militärischen Logistik, wie sie vom United States Marine Corps praktiziert wird.
Zahlreich aufgeführte Beispiele eines fiktiven Szenarios erlauben zudem einen tiefen Einblick in das generelle Verständnis des USMC, wie ein zukünftiger Krieg gegen einen gleichwertig aufgestellten Gegner im pazifischen Raum geführt werden soll, der sich über alle Dimensionen hinweg erstreckt. Dementsprechend werden auch Themen wie Additive Fertigung oder Cyberkriegsführung bis hin zur Spionage und Sabotage in der aktualisierten Logistikdoktrin behandelt.
Auch wenn sich das Dokument in erster Linie an Angehörige des USMC richtet, ist es daher auch für generell am Thema Kriegslogistik und zukünftige Kriege interessierte Kreise von Relevanz. Schließlich beschreibt General David H. Berger, Kommandant des USMC, die Thematik bereits in der Einleitung des Dokumentes sehr zutreffend: „Logistik ist ein Teil jeder militärischen Aktivität.“
Die Einbettung des sich über das ganze Dokument durchziehenden Szenarios eines hybriden Konfliktes erleichtert durch Verwendung von leicht verständlichen und praxistauglichen Beispielen das Verständnis einer doch äußerst wichtigen aber zuweilen trockenen Themengebietes. Eines der verwendeten Beispiele soll hier exemplarisch dargelegt werden:
Globale Bedrohungen: Bills Garage
„Bill lebt in Grangeville, Idaho, und betreibt ein kleines Produktionsunternehmen. Er gilt als Experte für spezifische Werkstofflösungen. Tatsächlich sind Bills Kugellager so gut, dass er einen Exklusivvertrag für die Lieferung von Teilen für eine fortschrittliche Waffenplattform erhalten hat. Bill kennt seine Kugellager.
Was Bill nicht weiß, ist, dass ein fremdes Land ein Team von zwölf Leuten hat, die Bills Werkstatt 24 Stunden am Tag überwachen. Sie können die Anzahl der Lager, die Bill den Waffenherstellern liefert, als Hinweise und Warnungen nutzen, ob die Vereinigten Staaten sie angreifen könnten. Diese Daten werden mit einer Kombination aus Satellitenbildern, Cyber-Überwachung und menschlicher Aufklärung gesammelt. Bills Werkstatt ist ein vorrangiges Ziel, wenn die Spannungen eskalieren, da das Fahrwerk der Flugzeuge ohne seine Lager nicht funktionieren würde. Ein präziser Cyberangriff ist bereits vorbereitet, um Bills Produktionsbetrieb zu stören.“
Das gesamte Dokument kann hier als PDF heruntergeladen werden: Logistics