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FGM-148 Javelin – U.S. Army vergibt Dreijahres-Rahmenvertrag in Höhe von 7,2 Milliarden US-Dollar

Waldemar Geiger

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Die US-Streitkräfte beabsichtigen, bis Ende 2026 die Produktionskapazitäten für die kampferprobten Panzerabwehrlenkflugkörper des Typs FGM-148 Javelin auf bis zu 3.960 Systeme pro Jahr zu erhöhen. Dazu hat die U.S. Army – in deren Zuständigkeit liegt die Beschaffung der Systeme für die US-Landstreitkräfte, das U.S. Marine Corps, die U.S. Navy sowie internationale Kunden – mit dem Javelin Joint Venture, bestehend aus Lockheed Martin und Raytheon, einen Dreijahres-Rahmenvertrag für die Herstellung des Waffensystems samt der dazugehörigen Ausrüstung und Dienstleistungen mit einem Gesamtvolumen von bis zu 7,2 Milliarden US-Dollar geschlossen. Darin enthalten sind Finanzmittel in Höhe von 1,02 Milliarden US-Dollar für eine Sofortbestellung und Lieferung einer nicht spezifizierten Zahl von Javelin-Systemen sowie den Aufbau von zusätzlichen Produktionskapazitäten in der Industrie. Dies gab Lockheed Martin in einer Stellungnahme bekannt.

Die FGM-148 Javelin wurde 1996 als mittleres Panzerabwehrlenkflugkörpersystem in die US-Streitkräfte eingeführt und seitdem immer wieder, etwa hinsichtlich der Leistung des Gefechtskopfes und der Reichweite, verbessert. Die aktuellen Pläne der US-Streitkräfte sehen vor, das System bis mindestens 2050 in Nutzung zu belassen.

Nach Angaben der Hersteller wurden seit der Einführung der Javelin über 50.000 Lenkflugkörper und mehr als 12.000 Startgeräte an die US-Streitkräfte sowie mehr als 20 internationale Kunden ausgeliefert.

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Insbesondere im Ukraine-Krieg hat sich das Panzerabwehrsystem bewährt und entscheidend zur Abwehr der russischen Invasion beigetragen. Allein die USA haben mehrere Tausend dieser Panzerabwehrsysteme an die Ukraine geliefert sowie zukünftige Lieferungen zugesagt. Die Kosten für einen einzigen Lenkflugkörper belaufen sich offiziellen US-Haushaltsdokumenten für das Haushaltsjahr 2024 zufolge auf 177.000 US-Dollar.

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FGM-148 Javelin

Das Javelin-Flugkörpersystem kann Tag und Nacht sowie bei allen Witterungsbedingungen plattformungebunden oder integriert in Fahrzeugwaffenstationen eingesetzt werden.

Ende 2020 ist mit dem F-Model die neueste Variante des Lenkflugkörpers in Serienproduktion gegangen, sie stellt die sechste Leistungssteigerung des Systems dar. Ein neuer Mehrzweck-Gefechtskopf mit vorfragmentierten Splittern und Hohlladung kann erfolgreich gegen konventionelle und reaktive Panzerung und gegen leicht gepanzerte und ungepanzerte Ziele eingesetzt werden. Die effektive Reichweite des Systems wird mit 2.500 Metern angegeben. In Kombination mit einem modernisierten Startgerät sollen dem Vernehmen nach auch Reichweiten von bis zu 4.000 Metern möglich sein. Dazu erhielt die leichter gewordene Lenk- und Abschusseinheit (Command Launch Unit, CLU) eine verbesserte Optik, die das Erkennen und Verfolgen von Zielen auf diese Entfernung erleichtert.

Für den Fire-and-Forget-Flugkörper wird das Ziel mit der Tageslicht- oder (gekühlter) Wärmebildoptik aufgeklärt. Nach Grob-Anvisieren wird auf den bildgebenden Sensor des Suchkopfs umgeschaltet und das Ziel markiert. Nach Abfeuern steuert sich der Flugkörper ins Ziel. Zwei Angriffsarten sind möglich: direkt, mit Flughöhe bis 60 m auf Front-, Heck oder Seitenflächen und überhöht, mit Flughöhe 160 Meter und steilem Anflug auf die Oberseite des Fahrzeugs.

Im infanteristischen Einsatz werden die Javelin-Lenkflugkörper mittels eines schultergestützten Startgerätes verschossen. Die Javelin Lightweight Command Launch Units (LWCLUs) ist ein modernisiertes Start- und Zielgerät. Die modernisierte Command and Launch Unit ist die wiederverwendbare Komponente des Systems und gegenüber dem Vorgänger um knapp 2 kg leichter sowie kompakter ausgeführt.

Zudem sind vom Javelin Joint Venture neue Fähigkeiten für das Startgerät entwickelt worden. Bereits im Frühjahr 2021 zeigte Raytheon bei einer Vorführung auf der Luftwaffenbasis Eglin im US-Bundesstaat Florida den erfolgreichen Verschuss einer FIM-92 Stinger Flugabwehrrakete mit dem Startgerät.

Auch innerhalb der US-Streitkräfte verliefen die mit der LWCLU durchgeführten Tests laut dem Büro des Director Operational Test & Evaluation (DOT&E) alle durchweg positiv. Dabei wurden unterschiedliche Aspekte, wie die Wirkungsweise und Aufklärungsfähigkeit gegen potenzielle Gegner, die Integration in bestehende Systeme, wie z.B. Fahrzeuge, aber auch die Verwendung der Panzerabwehrlenkflugkörper in verschiedenen Klimazonen und bei starker Verschmutzung untersucht. Im Testverlauf wurden das LWCLU parallel zu dem ursprünglichen Startgerät betrieben, um einen direkten Leistungsvergleich zu ermöglichen. Das Resultat der Evaluierung ist so zufriedenstellend, dass im Jahre 2023 nur noch die finalen Abnahmetests anstehen. Der Beginn der Serienfertigung ist für 2024 geplant.

Waldemar Geiger