Das türkische Rüstungsunternehmen Bayraktar hat auf der Luft- und Raumfahrtmesse Teknofest 2023 ein neues Wirkmittel für die Drohnen des Unternehmens vorgestellt. Dies ist insbesondere deswegen bemerkenswert, weil Bayraktar sich bis dato auf die Entwicklung von unbemannten Luftfahrzeugen (UAV) beschränkte und im Bereich der Bewaffnung auf andere türkische Hersteller wie beispielsweise Roketsan zurückgriff.
Der von Bayraktar als Mini Intelligent Cruise Missile bezeichnete Flugkörper mit der Bezeichnung Kemankeş (Bogenschütze) weist dabei einige Charakteristika auf, welche eine Einordnung eher im Spektrum von Loitering Munition erlauben könnte, wobei die genaue Zuordnung von Wirkmitteln zu der Waffenkategorie Loitering Munition durchaus herausfordernd ist. Ausgestattet mit einem Strahltriebwerk ist die Kemankeş laut Hersteller in der Lage eine Marschgeschwindigkeit von 360 km/h und eine Spitzengeschwindigkeit von 720 km/h zu erreichen. Das 30 kg schwere Wirkmittel ist dabei in der Lage einen Gefechtskopf mit einer Masse von 6 kg mitzuführen. Bei einer Spannweite von 1,25 m und einer Länge von 1,73 m kann der Flugkörper den Angaben von Bayraktar nach an allen Drohnen der AKINCI, Bayraktar TB2 und Bayraktar TB3 Serie mitgeführt werden.
Im Bug der Kemankeş ist eine kombinierte Tag- und Nachtsehkamera mit einer 36 x Vergrößerung verbaut, sowie ein Laserentfernungsmesser. Zudem ist ein Avionikpaket integriert, welcher laut Hersteller einen KI (Künstliche Intelligenz) unterstützten Autopiloten aufweisen soll. Die KI-Komponente soll auch bei der Zielsuche und Verfolgung unterstützen, eine nicht näher definierte Autonomie in der Missionsführung erlauben und die Resilienz gegen Störmaßnahmen erhöhen.
Als Reichweite für die Telemetrie- und Videoübertragung wird vom Hersteller 50 km angegeben. Durch die Nutzung der Trägerdrohne als Relais kann dies jedoch signifikant vergrößert werden. Mit einer Reichweite von etwa 200 km und einer Flugzeit von über einer Stunde kann die Bayraktar Kemankeş auch im Missionsprofil einer Loitering Munition eingesetzt werden, wo scheinbar eine Rückkehr zum Boden im Falle eines nicht erfolgten Angriffs nicht vorgesehen ist.
Die Bayraktar Kemankeş wird zweifelsohne auch in andere Trägersysteme integrierbar sein und eröffnet für den türkischen Hersteller einen neuen Markt. Zudem ist durch die signifikante Stand Off Fähigkeit ein Baustein gesetzt, um die in letzter Zeit angeschlagene Reputation der TB-2 Plattform wieder herzustellen. Es ist abzuwarten, welche Gefechtsköpfe Bayraktar für den Flugkörper anbieten wird. Zudem ist auch die Frage nach den Kosten nicht unerheblich, da alleine der Jetantrieb deutlich teurer ausfallen wird, als ein Elektromotor mit Luftschraube bei Wirkmitteln der vergleichbaren Größe.
