StartBewaffnungU.S. Army ruft Javelin Lenkflugkörper ab und bestellt neuentwickelte Stargeräte

U.S. Army ruft Javelin Lenkflugkörper ab und bestellt neuentwickelte Stargeräte

Kristóf Nagy

Print Friendly, PDF & Email

Die U.S. Army ruft weitere Javelin Lenkflugkörper des Models F ab und modifiziert gleichzeitig den bestehenden Rahmenvertrag in Bezug auf die Produktion von Startgeräten. Dies gab das US-Verteidigungsministerium auf seiner Webseite am 23.06.2023 bekannt. Bei dem Rahmenvertrag handelt es sich um eine Übereinkunft aus dem Jahre 2019 und nicht um die im Mai bekanntgewordene Vereinbarung, welche ebenfalls die Produktion von Javelin Lenkflugkörpern und Zubehör mit einem Gesamtwert von rund 7,2 Milliarden US-Dollar umfasst.

Der im September 2019 zwischen dem US-Verteidigungsministerium und dem Javelin Joint Venture, bestehend aus Lockheed Martin und Raytheon, geschlossene Vertrag mit einer projektierten Laufzeit bis November 2026 umfasst einen Wert von 3,2 Milliarden US-Dollar. Hiervon wurden bis dato Panzerabwehrlenkflugkörper des Typs FGM-148 Javelin und dazugehörige Dienstleistungen im Wert von 1,8 Milliarden US-Dollar abgerufen. Der aktuelle Abruf beinhaltet Lenkflugkörper des 2020 eingeführten F-Models im Wert von 9,43 Millionen US-Dollar.

Darüber hinaus erfuhr der Vertrag eine Anpassung in Bezug auf die neu entwickelte Lightweight Command Launch Unit (LWCLU), wodurch die Produktion dieses neuen Startgerätes in vorerst niedriger Intensität begonnen werden kann. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die Evaluierung des neuen Startgerätes final abgeschlossen ist und der ursprünglich für 2024 geplante Fertigungsstart erfolgen kann. Laut Stellungnahme erfolgt der erste Abruf von LWCLUs im Wert von 61,25 Millionen US-Dollar.

sut layout500x300 2024yH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw==

FGM-148 Javelin

Das Javelin-Flugkörpersystem kann Tag und Nacht sowie bei allen Witterungsbedingungen plattformungebunden oder integriert in Fahrzeugwaffenstationen eingesetzt werden.

yH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw==

Ende 2020 ist mit dem F-Model die neueste Variante des Lenkflugkörpers in Serienproduktion gegangen, sie stellt die sechste Leistungssteigerung des Systems dar. Ein neuer Mehrzweck-Gefechtskopf mit vorfragmentierten Splittern und Hohlladung kann erfolgreich gegen konventionelle und reaktive Panzerung und gegen leicht gepanzerte und ungepanzerte Ziele eingesetzt werden. Die effektive Reichweite des Systems wird mit 2.500 Metern angegeben. In Kombination mit einem modernisierten Startgerät sollen dem Vernehmen nach auch Reichweiten von bis zu 4.000 Metern möglich sein. Dazu erhielt die leichter gewordene Lenk- und Abschusseinheit (Command Launch Unit, CLU) eine verbesserte Optik, die das Erkennen und Verfolgen von Zielen auf diese Entfernung erleichtert.

Für den Fire-and-Forget-Flugkörper wird das Ziel mit der Tageslicht- oder (gekühlter) Wärmebildoptik aufgeklärt. Nach Grob-Anvisieren wird auf den bildgebenden Sensor des Suchkopfs umgeschaltet und das Ziel markiert. Nach Abfeuern steuert sich der Flugkörper ins Ziel. Zwei Angriffsarten sind möglich: direkt, mit Flughöhe bis 60 m auf Front-, Heck oder Seitenflächen und überhöht, mit Flughöhe 160 Meter und steilem Anflug auf die Oberseite des Fahrzeugs.

Im infanteristischen Einsatz werden die Javelin-Lenkflugkörper mittels eines schultergestützten Startgerätes verschossen. Die Javelin Lightweight Command Launch Unit ist ein modernisiertes Start- und Zielgerät. Die modernisierte Command and Launch Unit ist die wiederverwendbare Komponente des Systems und gegenüber dem Vorgänger um knapp 2 kg leichter sowie kompakter ausgeführt. Zudem sind vom Javelin Joint Venture neue Fähigkeiten für das Startgerät entwickelt worden. Bereits im Frühjahr 2021 zeigte Raytheon bei einer Vorführung auf der Luftwaffenbasis Eglin im US-Bundesstaat Florida den erfolgreichen Verschuss einer FIM-92 Stinger Flugabwehrrakete mit dem Startgerät.

Kristóf Nagy