StartStreitkräfte2 Minuten – russische Artillerie optimiert die Fähigkeiten zur Bekämpfung gegnerischer Artillerie

2 Minuten – russische Artillerie optimiert die Fähigkeiten zur Bekämpfung gegnerischer Artillerie

Waldemar Geiger

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Die russischen Streitkräfte haben ihre Fähigkeiten zur Bekämpfung gegnerischer Artillerie (im Englischen Counterbattery Fire) verbessert und sind nun offenbar in der Lage, ukrainische Artilleriesysteme innerhalb von nur zwei Minuten nach dem ersten Schuss mit Gegenfeuer zu erwidern, wie Dr. Jack Watling, Senior Research Fellow beim britischen Think Tank Royal United Services Institute (RUSI) in der jüngst erschienenen Podcast-Episode des Modern War Institute der US-Offiziersschmiede Westpoint erläutert. Den Aussagen von Watling nach, welcher erst vor kurzem von einer weiteren Recherchereise in die Ukraine, während der er zahlreiche Interviews mit Vertretern der Streitkräfte geführt hat, zurückgekehrt ist, konnte die russische Artillerie den Artilleriebekämpfungsprozess von fünf bis 20 Minuten (zu Beginn des Krieges) auf zwei Minuten verkürzen. Offenbar ist dies nicht durch Einführung neuer Systeme geschehen, sondernd alleine deswegen gelungen, weil man Prozessablauf verschlankt hat. Indem man den schießenden Artilleriekräften einen direkten Zugriff auf die dafür notwendigen Zielortungsfähigkeiten gegeben hat, wurde der Informationsaustausch zwischen Aufklärung und Wirkung vereinfacht und deutlich beschleunigt.

Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig der mobil geführte Einsatz (Shoot & Scoot) der eigenen Feuerunterstützung mittels Artillerie und Mörsern ist, damit diese im Gefecht überleben. Wenn die Behauptung von Watling zutrifft, dann ist es umso wahrscheinlicher, dass der Artilleriebekämpfungsprozess eines potenziellen Gegners der NATO in der gleichen Geschwindigkeit – wenn nicht sogar noch schneller – ablaufen wird. Aus diesem Grund müssen die zukünftigen Artilleriesysteme dazu befähigt werden, die Verweildauer in der Feuerstellung (Dauer zwischen dem ersten Schuss und dem Verlassen der Feuerstellung) weiter zu verkürzen.

Unter Artilleriebekämpfung versteht man die Fähigkeit, feindliche Artillerie- und Mörserstellungen und -kräfte orten und mittels eigenem Artilleriefeuer bekämpfen zu können. Man unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen aktiver und reaktiver Artilleriebekämpfung: Bei der reaktiven Bekämpfung wird das feindliche Feuer mittels technischer Hilfsmittel – beispielsweise Schallmesstrupps, Radar oder Aufklärungsdrohnen – geortet, zurückverfolgt und schnellstmöglich mit eigenem Feuer auf die geortete Stellung beantwortet. Bei der aktiven Artilleriebekämpfung wird versucht, die gegnerische Artillerie mittels unterschiedlicher Aufklärungsmittel wie beispielsweise Drohnen oder Aufklärungskräfte zu orten, noch bevor diese die Feuerstellung erreichen und mit dem Schießen von Feuerkommandos beginnen.

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Im Ukrainekrieg ist zudem zu beobachten, dass Loitering Munition vermehrt für die Artilleriebekämpfung (aktiv und reaktiv) eingesetzt wird. Diese Wirkmittel erlauben es, die Zeitdauer zwischen der Ortung und Bekämpfung feindlicher Artillerie auf wenige Sekunden zu reduzieren.

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Waldemar Geiger