StartBewaffnungLuftbeweglicher Waffenträger – Bundeswehr schreibt Entwicklung und Produktion des Wiesel-Nachfolgers aus

Luftbeweglicher Waffenträger – Bundeswehr schreibt Entwicklung und Produktion des Wiesel-Nachfolgers aus

Waldemar Geiger

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Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat das Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb für die „Entwicklung und Produktion eines Luftbeweglichen Waffenträgers (LuWa)“ eröffnet, wie aus einer am 24. September 2023 veröffentlichten Meldung auf der deutschen Vergabeplattform e-Vergabe hervorgeht.

Ausgeschrieben ist die „Entwicklung von Vorserienfahrzeugen und -geräten in drei Ausführungen“ zudem die „Lieferung von 89 Fahrzeugen, sowie Ersatzteile und Sonderwerkzeug Lieferung von Ausbildungsmitteln und Durchführung der entsprechenden Schulungsmaßnahmen (Instandsetzung, Fahrschule, Waffe, Duellsimulator)“.

Mit dem Luftbeweglichen Waffenträger LuWa beabsichtigt die Bundeswehr die Waffenträger Wiesel Maschinenkanone und Wiesel MELLS der Luftlandetruppe zu ersetzen, deren Nutzungsdauer zu Beginn der 2030er Jahre erreicht wird. Die Finanzierung des Vorhabens soll über das Sondervermögen Bundeswehr erfolgen. Aufgrund der Gewichtsbeschränkung des Fahrzeuges – die LuWa sollen im Chinook transportiert werden können – werden auch die zukünftigen Waffenträge keine Doppelbewaffnung – Maschinenkanone und Panzerabwehrlenkflugkörper – aufweisen.

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Wichtig in diesem Zusammenhang ist eine Verwechslung mit dem „Gesamtsystemdemonstrator Luftbeweglicher Waffenträger (GSD LuWa)“ auszuschließen. Mit dem GSD LuWa wurde nicht der Ersatz der Wiesel beabsichtigt, sondern besonders risikobehaftete Technologien mit dem Ziel untersucht, inwieweit diese Technologien in einem späteren LuWa realisiert werden können. Dazu zählten unter anderem ein geteiltes Kettenlaufwerk mit Notlauffähigkeit, die Nutzung einer 27-mm-Maschinenkanone und ein dieselelektrischer Hybridantrieb.

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Beobachter des Projektes gehen davon aus, dass in dem zukünftigen LuWa vermutlich nur der dieselelektrische Antrieb als einzige untersuchte Technologie Verwendung finden wird, welches dem LuWa die Fähigkeiten der Schleichfahrt über kurze Strecken sowie des geräuschlosen Überwachens verleihen wird. Das geteilte Kettenlaufwerk wird als zu komplex und störanfällig bewertet. Daher wird davon ausgegangen, dass der LuWa über ein „klassisches“ Kettenlaufwerk verfügen wird.

Die Nutzung der 27-mm-Kanone wird dem Vernehmen nach ebenfalls in Frage gestellt, da die Kanone keine Doppelzuführung aufweist. Die Untersuchung der 27-mm-Waffe war notwendig, da die 20-mm-MK als nicht ausreichend leistungsfähig für einen zukünftigen Waffenträger bewertet wurde und die 30-mm-MK, wie sie beispielsweise der Puma nutzt, zu schwer für ein luftbewegliches Fahrzeug ist. Zudem sollte dem Vernehmen nach die Einführung eines neuen Kalibers für eine Kleinstflotte von Fahrzeugen in das logistische System der Bundeswehr umgangen werden. Dies hat sich mit der F-35 Entscheidung erübrigt. Daher wird in gut unterrichteten Kreisen gemutmaßt, dass die MK-LuWa eine 25-mm-Maschinenkaone erhalten werden.

Der Entschluss der Bundesregierung, die F-35 als Nachfolger des Tornados in der Rolle der Nuklearen Teilhabe zu beschaffen, eröffnet auch dem Heer neue Optionen für die Bewaffnung der zukünftigen Gefechtsfahrzeuge. Denn einhergehend mit der F-35-Einführungsentscheitung ist die Einführung eines neuen Kalibers – die Bordkanone der F-35 verschießt Munition im Kaliber 25 mm x 137 – in das Munitionsportfolio der Bundeswehr. International wird Munition dieses Kalibers beispielsweise im französischen Nexter VBCI 8×8 mit der Kanone M811 von Nexter und im italienischen Dardo-Schützenpanzer mit der KBA-Kanone von Rheinmetall sowie im Schützenpanzer Bradley der U.S. Army mit der M242 Bushmaster-Kanone von Northrop Grumman genutzt. Das Kaliber 25 mm x 137 hat zwar eine geringere Kampfentfernung als das 30-mm-Maschinenkanonenkaliber des Pumas, bietet aber offenbar deutliche Gewichts- und Kostenvorteile. Gegenüber den Maschinenkanonen im Kaliber 20 x 139 mm (Marder und Wiesel MK) bietet es hingegen Leistungsvorteile in puncto Reichweite und Wirkung.

Weiterhin gehen Beobachter davon aus, dass das industrielle Interesse an dem Teilnahmewettbewerb verhalten ausfallen wird, da kaum ein Hersteller Fahrzeuge oder Konzepte für Kettenfahrzeuge in dieser Gewichts- und Leistungsklasse im Angebot hat. Zudem stellt die Aussicht gerade mal 89 Fahrzeuge verkaufen zu können – von denen neben wenigen Fahrschulfahrzeugen voraussichtlich rund ¾ in der Variante MK und ¼ in der Variante MELLS beschafft werden – keinen großen Anreiz rar gesäte Entwicklungskapazitäten für das Projekt vorzuhalten oder in Fertigungskapazitäten zu investieren.

Unbeantwortet wird der Teilnahmewettbewerb aber wohl nicht werden. Gut unterrichteten Kreisen zufolge soll die Rheinmetall Electronics GmbH bereits seit knapp vier Jahren in Zusammenarbeit mit der FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH an der Entwicklung eines Wiesel-Nachfolgers arbeiten. Daher wird zumindest ein Angebot erwartet.

Waldemar Geiger