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Schießen & Erinnern: 3-Gun-Competition

André Forkert

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Andere Länder, andere Sitten. Es gibt sehr unterschiedliche Wege des Gedenkens weltweit. In Deutschland geschieht dies eher im Stillen und Verborgenen. Gerade erst aktuell wurde eine Diskussion gestartet, ob es einen Veteranen-Gedenktag in Deutschland geben muss. Und der „Marsch zum Gedenken“, der jedes Jahr im Juli in Berlin stattfindet, verwundert auch heute noch viele Menschen auf der Straße. In den USA wird die Gedenkkultur anders gelebt. Es wird sehr häufig von Helden (Heroes) gesprochen, es gibt große Gedenkstätten sowie Gedenkzeremonien. Dennoch ist die „Memorial 3 Gun Competition“ auch in den Staaten etwas Besonderes. Dieses Jahr fand sie bereits zum 6. Mal statt. Dahinter steht die Memorial 3 Gun Foundation, die gefallene und verstorbene US-Spezialkräfte auf diese Weise ehren will, und dem Vergessen entgegenwirken.

Bei der Memorial 3 Gun Foundation handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation, welche von Angehörigen der U.S. Special Forces gegründet wurde, um Ihren gefallenen oder auch verunglückten Kameraden zu Gedenken sowie deren Familien zu unterstützen. Im direkten Zusammenhang mit der U.S. amerikanischen Kultur des dynamischen Großkaliberschießsportes werden im Rahmen eines jährlichen 3 Gun Matches die zivile Schießsportwelt, die Soldaten sowie Sponsoren zusammengebracht. Der Erlös der Veranstaltungen geht direkt an die Familien der gefallenen Soldaten.

„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den gefallenen Special Operations-Soldaten durch die Welt des Schießsports zu gedenken, sie zu ehren und ihnen ein Denkmal zu setzen. Wir möchten, dass die Familien dieser gefallenen Helden wissen, dass sie während und nach dieser tragischen Zeit nicht allein sind. Während unserer Wettkämpfe erzählen wir ihre Geschichten und erinnern uns daran, wer diese Helden waren und wie sie gelebt haben“, beschreibt die Memorial 3 Gun Foundation die sich selbst gegebene Mission.

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Der Wettkampf

Im Mittelpunkt des Erinnerns steht der Wettkampf. Interessierte können sich jeweils im April online bewerben. Doch die Plätze sind sehr limitiert und wurden 2023 innerhalb von Sekunden vergeben.

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Dieses Jahr fand der Wettkampf vom 6. bis 8. Oktober statt. Austragungsort war das Ausbildungsgelände der Gryphon Group. Der Wettkampf besteht jeweils aus zehn verschiedenen Schießübungen (Stages genannt). Jede dieser zehn Stages ist einem von zehn ausgewählten gefallenen bzw. verstorbenen Soldaten gewidmet. Die Auswahl der zehn Soldaten erfolgt jedes Jahr aufs Neue.

Bei jeder Station steht ein Plakat mit Informationen zum jeweiligen Soldaten, dass ihn und sein Leben würdigt. Vor der Absolvierung der jeweiligen Stage wird dem Leben und Wirken des Kameraden gedacht und eine Schweigeminute angehalten. Jeder der Teilnehmer signiert das Stageplakat. So wird das Gedenken auch personalisiert und jeder Teilnehmer wird daran erinnert, wofür der Wettkampf steht.

Die Schießübung wird nach dem Prinzip Treffer pro Zeit bewertet, und nacheinander durch die Teilnehmer absolviert. Die Teilnehmer sind dabei in so genannten Squads organisiert und durchlaufen so den Wettkampf gemeinsam. Dieses Vorgehen entspricht dem beim IPSC-Schießen.

Die Stages sind äußerst herausfordernd und abwechslungsreif. Erfordern sie meist den Einsatz sowohl der Pistole als auch des Gewehres und der Flinte. Dabei bleibt es jedoch jedem Teilnehmer überlassen, wie der die Stage bewältigt. Es gibt jedoch Vorgaben, mit welchen Waffen, welche Ziele beschossen werden dürfen, und es existiert eine Zeitbegrenzung.

„Highlights der diesjährigen Stages waren das Schießen aus einer ehemaligen Verkehrsmaschine, von einem gezogenen Trailer, ein bewegliches Ziele auf weite Entfernung, eine weitere Anzahl an weiter entfernten Zielen, die allseits beliebten Spinner (für Gewehr, Pistole und Flinte), das Schießen aus äußerst unstabilen Anschlägen sowie, für mich wieder besonders herausfordernd, die pure Flinten Stage“, beschreibt der Bundeswehr-Oberstleutnant Hendrik Engelhardt, der dieses Jahr einer der Teilnehmer war, seine Erfahrungen.

Dabei war sein diesjähriges Squad ebenfalls gemischt zusammengesetzt, vom Erstteilnehmer bis hin zum vergleichsweise Profischützen. Dennoch unterstützen sich die Schützen innerhalb der Squads gegenseitig und ohne Vorbehalte. Für Hendrik Engelhardt war es nicht die erste Teilnahme, und wohl auch nicht die letzte.

„Die wichtigste Erfahrung der Tage in North Carolina ist allerdings die Zugehörigkeit zu einer großen Familie welche für Werte steht, diese vertritt und im Notfall auch dafür einsteht. Dabei wird sich gegenseitig vorbehaltlos unterstützt. Die vielen freiwilligen Helfer, alle aus den Spezialkräften, ehemalige Angehörige der Spezialkräfte, Angehörige von Sicherheitsbehörden und auch Sportschützen zeigte das wieder äußerst eindrucksvoll“, beschreibt Engelhard seine Motivation für die Teilnahme an der Gedenkveranstaltung.

Neben dem Wettkampf finden noch sogenannte Side Stages statt. Diese werden meist von unterstützenden Firmen oder Vereinen durchgeführt. Auf allen Side Stages gibt es etwas zu gewinnen. Zuvor muss der Teilnehmer jedoch dafür Tickets kaufen, denn auch diese Einnahmen kommen den Familien der Gefallenen oder Verunglückten Soldaten zugute.

Zeremonie

Die so genannte Zeremonie am späten Sonntagnachmittag ist viel mehr als nur eine pure Siegerehrung. Der wichtigste Bestandteil ist das so genannte Memorial. Dabei kommen die Angehörigen und Freunde der Soldaten, an welche in diesem Jahr gedacht wird, auf die Bühne und berichten von Ihren Liebsten, welche sie verloren haben. Das ist zehn Mal ein sehr berührender Moment.

Danach folgt die Siegerehrung in allen Klassen des Wettkampfes und für die Side Stages. Dabei werden dann auch noch einmal die Unterstützer der Foundation und des Wettkampfes geehrt.

André Forkert