Die Satellitenkommunikation der Bundeswehr (SATCOMBw) ist für autarke und eigenverantwortlich einsetzbare Kommunikations- und Informationsdienste unverzichtbar. Sie sorgt für die weltweite Führungsfähigkeit und Informationsversorgung deutscher Kräfte, so etwa der Einsatzkontingente und der Spezialkräfte. Die Haushälter des Deutschen Bundestags billigten kürzlich einen Vertrag über die Beschaffung von Nachfolge-Kommunikationssatelliten, COMSATBw 1B und 2B.
Der Finanzbedarf des Projekts beläuft sich auf insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro inklusive des Betriebs. Das Vorhaben wird aus dem Sondervermögen Bundeswehr und dem Verteidigungshaushalt finanziert. Der Beginn des Betriebs ist ab dem Jahr 2027 beabsichtigt. Die Lebensdauer der Satelliten beträgt rund 15 Jahre. Bis dahin befinden sich in 36.000 Kilometern Höhe die zum System gehörenden Satelliten COMSATBw-1 und COMSATBw-2 auf einer geostationären Umlaufbahn. Als Gegenstücke auf der Erde nutzt die Bundeswehr verlegefähige Bodenstationen des Systems.
Schutz der eigenen Antennen
Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass HF-Störsender, Peilgeräte und elektromagnetische Impulse (EMP) Kernbestandteile der Kampfdoktrin unserer potenziellen Gegner sind. Um die verlegefähigen Bodenstationen besser zu schützen, haben die beiden bewährten Hersteller Element Armour und Select Fabricators das System RF Armour entwickelt. Element Armour stellt RF-durchlässige Zelte zur Abdeckung von VSAT (Very Small Aperature Terminal) und anderen potenziell wetterempfindlichen Geräten her, um den Schutz vor Wind, Wasser, Hitze sowie die Tarnung zu unterstützen.
Bei RF Armour handelt es sich um leichte und einfache Zeltsysteme, wie sie aus dem Freizeitbereich als Iglu- oder Familienzelte bekannt sind. Das einfach aufzustellende Element Armour-Zelt beherbergt dann die Satellitenschüssel/Bodenstation, oder andere RF-Kommunikationssysteme wie Terrestrial Transmission Line-of-Sight (TRILOS). Die Nutzer können aus dem Zelt senden, verwehren aber gleichzeitig dem Gegner die Möglichkeit, die Systeme einfach aufzuklären, zu beobachten, in welche Richtung die Antenne gerichtet ist, und entsprechend zu wirken.
In Verbindung mit dem „rain-fly“ von Select Fabricators, das aus dem Nova Select-Gewebe hergestellt wird, verwehrt RF Armour dem Feind die Möglichkeit, die Systeme zu stören oder zu peilen. Nova Select ist ein leitfähiges Silber/Kupfer/Nickel-Gewebe mit einer durchschnittlichen Abschirmeffektivität von über -95 dB im Frequenzbereich von 20 MHz bis 40 GHz. Indem eine Seite des Zeltes bzw. der „rain-fly“ offengelassen wird, kann das HF-System senden. Aus allen anderen Richtungen ist das System aber gleichzeitig vor den Fähigkeiten des Gegners, die Systeme zu stören oder zu peilen, geschützt.
Wenn EMP eine Gefahr darstellt, kann der „rain-fly“ als sechsseitiges Vollzelt geliefert werden. Während des Betriebs muss eine Seite des „rain-fly“ offen sein, kann aber schnell „fallen gelassen“ werden, um einen gewissen EMP-Schutz für die Ausrüstung und das Personal zu bieten.
Verschiedene Größen der Zelte
Die Defender-Produktreihe trägt dazu bei, die Umgebung, in der das Satellitenterminal betrieben wird, zu kontrollieren, wodurch sich die Gesamtlebensdauer des Terminals erhöht und die Ausfallzeiten der Kommunikation verringert werden. Aktuell gibt es laut Hersteller vier Defender-Größen. Das kleine Defender-4-Zelt hat eine Größe von 125 x 125 cm an den Außenseiten und kann damit Broadband Global Area Network (BGAN)-Systeme mit einem Antennendurchmesser von 40 cm, 60 cm oder 75 cm aufnehmen. Defender 6 kann Antennen bis zu 1,2 Metern (Außenmaße 182 x 182 cm), Defender 10 bis zu 1,5 Metern (Außenmaße 320 x 320 cm) und Defender 13 bis zu zwei Metern Durchmesser (Außenmaße 335 x3 96 cm) aufnehmen.
Laut Hersteller verschlucken die Zelte bei Übertragungen im X-Band eine Leistung von -0,007 dB, im Ku-Band von -0,012 dB und im Ka-Band zwischen -0,025 und -0,036 dB. Die Zelte nutzen Polymer-Reißverschlüsse um RF-Interferenzen zu vermeiden, der Zeltboden ist abkoppelbar, so dass das Schutzzelt während des Betriebs einfach über das fertig aufgebaute Terminal gestülpt werden kann. Mehrere Belüftungsöffnungen und Türen für verbesserte Luftzirkulation und Klimakontrolle im Inneren sind vorhanden, bei Defender 6, 10 und 13 sind Klimatisierungsanschlüsse vorhanden.
Die Zelte bieten ausreichend Platz, um neben der Antenne auch Krypto- und andere Ausrüstung im Inneren zu verstauen. Es werden „Schneeklappen“ als Verankerungsmöglichkeiten durch Beschweren auf nicht absteckbarem Boden (z.B. Bürgersteigen oder Dächern) angeboten. Das patentierte Stangenverriegelungssystem erlaubt einen einfachen und schnellen Auf- und Abbau, laut Hersteller in unter drei Minuten.
André Forkert