StartTaktik & AusbildungFortsetzung von Taurus 2024: Scharfer Schuss vom Schlauchboot aus

Fortsetzung von Taurus 2024: Scharfer Schuss vom Schlauchboot aus

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Für einen besonderen Ausbildungsabschnitt bei der Übungsserie Taurus 2024 geht es aufs Wasser. In Grafenwöhr üben die Spezialisierten Kräfte des Fallschirmjägerregiments 31 aus Seedorf auch den scharfen Schuss von fahrenden Booten aus, wie bundeswehr.de berichtet.

Nach den Auslandseinsätzen der vergangenen Jahrzehnte stellen sich auch die Fallschirmjäger mit Erweiterter Grundbefähigung (EGB) bei Taurus 2024 wieder auf die Landes- und Bündnisverteidigung um. Dazu gehört es auch, den Kampf über und auf dem Gewässer zu üben – bei Tag und Nacht. Für viele Truppen sind Gewässer eher hinderlich. Für die Fallschirmjäger können sie eine sogenannte „Avenue of Approach“ sein, also ein Anmarschweg, auf dem der Feind sie nicht vermutet.

Ein Soldat sitzt bei der Übungsserie Taurus 2024 mit gehobenem Gewehr in der Hüfte in einem fahrenden Schlauchboot.
Mit dem über eine Tonne schweren Schlauchboot bringen die Pioniere des Luftlandepionierbataillons 260 die Fallschirmjäger bei Taurus 2024 an ihren Einsatzort. Während der Fahrt müssen alle besonders aufmerksam sein, denn der Feind lauert am Ufer. (Foto: Bundeswehr/Carl Schulze)

„Gewässer bieten Möglichkeiten für die Infiltration, also das Einbringen von Kräften in ein bestimmtes Gebiet, oder aber auch das unauffällige Zurückschleusen von Kräften und Personen“, erklärt der Kompaniechef, Major Daniel D. Das sogenannte Schießen von Plattformen, wie der scharfe Schuss aus den Booten auch genannt wird, kann und darf in der Bundeswehr jedoch nicht jeder. Es bedarf einer intensiven Vorausbildung und gewissen Voraussetzungen, über die EGB-Kräfte verfügen.

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Klar zum Gefecht bei Taurus 2024

US-Übungsplatz in Grafenwöhr: Es ist Herbst, und der Nebel auf dem See lichtet sich. An einer Anlegestelle liegen acht schwarze Schlauchboote bereit. Mit ihnen wollen die EGB-Kräfte im Rahmen von Taurus 2024 trainieren, wie es ist, vom Wasser aus zu schießen und Ziele wirkungsvoll zu bekämpfen. Diese Ausbildung ist auf zwei Tage verteilt. Am ersten Tag liegt der Schwerpunkt auf der Schießausbildung. Hier geht es um die Schießtechnik. Die Schützen sollen sich daran gewöhnen, von einer beweglichen Plattform aus zu schießen.

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EGB-Soldaten können sehr präzise schießen. Doch diese Übung ist selbst für sie erst einmal Gewöhnungssache. „Ich muss verschiedene Anschläge ausprobieren, um sicherzustellen, dass ich auch dahin schieße, wo das Ziel ist“, erklärt der Leitende des Schießens, Hauptfeldwebel Philipp K. Nach der kurzen Einweisung in die Abläufe geht es zu fünft ins Boot. Die Leinen werden gelöst und der Außenbordmotor dreht hoch. Bereit für den Schuss? So einfach ist das nicht.

Bei Tag und Nacht

„Bei Wellengang fliegen meine Knie permanent auf das Holz. Bei Wind bin ich ein Widerstand für das Boot und kühle eventuell aus“, erklärt uns Hauptfeldwebel Sebastian K. Er bildet die Soldatinnen und Soldaten für Taurus 2024 an der Station aus und vermittelt seine Erfahrungen. „Während der Fahrt selbst, gerade wenn es länger dauert, wird sich auf die Bugwulst gestützt, so klein und so bequem wie möglich. Die Waffe wird dabei auf dem Unterarm abgelegt.“

Blick durch ein Nachtsichtgerät auf einen Soldaten bei der Übungsserie Taurus 2024.
Mit der Nachtsichtbrille Mikron können die EGB-Fallschirmjäger auch bei Nacht kämpfen. Das Bild ist sehr scharf. Doch das Sichtfeld ist eingeschränkt. Auch damit müssen die Fallschirmjäger lernen umzugehen. (Foto: Bundeswehr/Peter Müller)

Auf dem Boot geraten die Fallschirmjäger in Feindkontakt. Schnell sortieren sie sich, gehen in die Knie und richten die Waffe zum Ufer. Dann feuern sie aus allen Rohren und halten damit den Feind nieder. Zunächst schießt der vordere Schütze, dann schießen alle in der Vorbeifahrt. Dabei müssen sie mit ihrem Körper den Wellengang ausbalancieren, um überhaupt zu treffen. Das kostet Energie.

Jeder Handgriff muss auch im Dunkeln sitzen. Beim Nachtschießen nutzen die Schützen ihre Nachtsichtbrillen und schießen unter anderem mit Leuchtspurmunition. Das Boot wendet. Beim Rückwärtsfahren müssen sie nun am Außenbordmotor und dem Fahrer vorbeischießen. Doch im Boot zu stehen und sich zu bewegen, ist gefährlich, vor allem während der Fahrt.

Feinddruck in der Landezone

Nach der Gewöhnung werden die Techniken in einer kompakten taktischen Lage angewandt. Am zweiten Tag wollen die Fallschirmjäger bei Taurus 2024 eine Aufnahme von eigenen Kräften an Land trainieren. Das Szenario beginnt.

Mehrere Soldaten bewegen sich bei der Übungsserie Taurus 2024 mit dem Gewehr an einem Seeufer.
Unter Deckungsfeuer legen die Boote bei Taurus 2024 in der Landezone an. Dort weichen die aufzunehmenden Kräfte sofort unter Feuer überschlagend aus. Dabei bleiben immer einige feuerbereit, während die anderen sich in die nächste Stellung bewegen. (Foto: Bundeswehr/Carl Schulze)

Eigene Kräfte weichen aus, befinden sich unter Feinddruck. Sie gewinnen eine Landezone in Ufernähe und verteidigen sich dort. Der einzige Weg aus dem Angriff heraus führt über das Wasser. Die Fallschirmjäger werden von den sogenannten Extraktionskräften mit dem Schlauchboot vom Wasser aus angefahren. Unter Deckungsfeuer legen die Boote an, nehmen die Kräfte auf und weichen sofort überschlagend aus.

„Die Ausbildung ist lediglich ein Anbrüten. Es geht uns erst einmal nicht um das Beherrschen, sondern um das Kennenlernen, das Machen und Verbessern“, verdeutlicht der leitende Ausbilder des Schießens. Die Fallschirmjäger lernen im Rahmen von Taurus 2024, Wege über Gewässer zu nutzen, beispielsweise wenn sie in Gebieten eingesetzt werden, in denen es wie in Europa viele Wasserwege gibt. Die gab es ja während der Auslandseinsätze wie in Afghanistan oder Mali eher selten. Doch in der Landes- und Bündnisverteidigung bekommen Einsatzmöglichkeiten in wasserreichen Gebieten ein neues Gewicht.

Peter Müller