Am 12. Juni wird in Seedorf dem Fallschirmjägerregiment 31 offiziell der FISH Widder übergeben. Dabei handelt es sich um einen VW WIDDER T6 mit der Abgasnorm EURO 6c. Insgesamt beschafft die Bundeswehr 400 Fahrzeuge, die alle bis zum 31. August 2019 zugelassen sein müssen. Denn ab dem 01. September gilt die neue verschärfte Abgasnorm EURO 6d TEMP.
Das Fahrzeug ist vorbereitet für die Aufnahme des Kommunikationssystem FISH (Führungs- und Informationssystem Heer, FüInfoSys Heer). Die Sätze, bzw. deren Komponenten, werden aus den alten Mercedes-Benz Wölfen (insgesamt 332 Fahrzeugen) ausgebaut, aufbereitet und in die neuen Fahrzeuge wieder eingebaut. Viele Kabelbäume etc. mussten erneuert werden, weil der Umbau mit Verlängerungen etc. einhergeht. Die dazugehörigen Antennen wurden vom Wolf FüInfoSys abgebaut und 1:1 wieder aufgebaut.
Die Einbausätze, wie z.B. SEM 80/90 und die FüInfoSys-Ausstattung sind in den Kompanien vorhanden und müssen nach Auslieferung eingebaut werden. Die Firma Freytag baut nur die Einbausätze um. Wie schon erwähnt gibt es nur 332 Fahrzeuge zum Umbau in die neuen 400. Der Rest der Sätze soll aus dem Depot kommen, oder wird als FEHL ausgeliefert. Dabei gibt es unter anderem große Problem mit den Grundplatten.
Aus Seedorf sind ganz andere Töne zu hören. Das Fallschirmjägerregiment 31 soll 46 der neuen FISH Widder erhalten, im Standort sind aber nur eine extrem kleine zweistellige Anzahl an alten Rüstsätzen vorhanden. Aber natürlich ist die Notwendigkeit einer neuen Lösung selbstredend, die Wölfe sind bis zu 30 Jahre alt. Mittlerweile wurde die FüInfoSys Wölfe per Spedition aufgeladen zur Firma Freytag überführt. Die TMP-Schäden an diesen Fahrzeugen waren höher, als dies der alte Sonderdruck Nr. 7 zulässt, die Instandsetzungshöchstgrenzen wurden überschritten.
Das System selbst und seine Mobilität sind aber wichtig und notwendig. Denn für den Informationsaustausch im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) und auch VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) werden diese Fahrzeuge dringend benötigt.
Der FISH Widder wird noch weitere Änderungen mit sich bringen. Die bisher genutzten Fahrzeuge sind alle oliv foliert. Der FISH Widder kommt in flecktarn daher. Dies ist ab sofort eine Grundsätzliche Forderung, die durch das Kommando Heer und das Planungsamt der Bundeswehr vorangetrieben wird. Das soll heißen, es ist ab jetzt eine „Muss“-Forderung für alle LKW hümS (handelsüblich mit militärischer Sonderausstattung). Das Flecktarn auf dem VW Widder ist sogar lackiert und nicht foliert. Firma Freytag gibt auf den Lack 12 Jahre Garantie, bei der Folierung wären es hingegen nur fünf Jahre gewesen. Der FISH Widder wird der Fahrzeug-Klasse LKW 0,5-1t hümS FüInfoSys zugeordnet. Die Fahrzeuge werden über die BwFuhrparkService GmbH beschafft.
Weitere Änderungen: Das Fahrzeug hat kein Schaltgetriebe mehr, sondern ein Doppelkupplungsgetriebe (DSG), außerdem, einen Dachgepäckträger, der das halbe Dach einnimmt. Seedorf moniert, das das neue Fahrzeug nicht luftverlastbar und luftverladbar ist, unter anderem weil keine Ankerpunkte vorhanden sind. Auch eine Vergurtung über das Dach kann nicht erfolgen. Damit sind die neuen Fahrzeuge zwar für den Friedens- und Übungsbetrieb gut geeignet, aber eben nicht für den Einsatz der Fallschirmjäger. Schon vor der offiziellen Übergabe in Seedorf, waren etliche Fahrzeuge während der Übung Green Griffin im Einsatz. Die Reaktion der Soldaten war grundsätzlich positiv, bietet das Fahrzeug doch neue Technik und mehr Platz. Dennoch kam die Frage nach einem zweiten, für die Einsätzte konzipierten Fahrzeug auf.
Kritik kommt auch aus dem BAAINBw, denn logistisch soll der VW Widder eine echte Herausforderung sein. Im Bereich des Motors ist nur eine winzige Wartugsklappe verbaut, ohne Hebbebühne können selbst kleinere Arbeiten nicht durchgeführt werden. Diese „Hebebühnen Lösung“ muss aber jetzt noch beschafft werden. Es rächt sich, wenn handelsübliche Fahrzeuge als Plattform verwendet werden, bei denen der Hersteller den Kunden an die Vertragswerkstatt binden will.
Neben dem VW Widder soll auch eine Nachbeschaffung von 700 GREENLINER (Mercedes-Benz G 280 CDI) erfolgen. Im Gegensatz zu den oliven Fahrzeugen, die seit 2008 in Nutzung sind, soll die neue Variante einen doppelten Boden sowie Minenschutz beinhalten. Die Herausforderung für die Umsetzung bei Mercedes-Benz dürfte sein, dies zu verwirklichen und unterhalb des 3.5t zGG zu bleiben.
André Forkert