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Großbritannien sendet SAS nach Mali

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Die britische Regierung bereitet die Entsendung ihrer Spezialkräfte – Special Air Service (SAS) – nach Mali vor, da die regulären britischen Truppen warnen, sie seien auf extreme Gewalt schlecht vorbereitet. Dies berichten britische Zeitungen übereinstimmend.

Die britischen Truppen, die im Laufe dieses Jahres im Rahmen einer UNO-Operation in das von Krieg gekennzeichnete Mali entsendet werden, sind aufgrund mangelnder Ressourcen nicht auf das Ausmaß extremistischer Gewalt vorbereitet, warnen führende Offiziere. Als besonders gefährlich gelten die Improvised Explosive Devices (IEDs – selbsthergestellte Bomben u.a. am Straßenrand). Die britischen Streitkräfte werden sich vor allem auf Straßen und Wegen fortbewegen, da die mitgeführten Fahrzeuge zu schwer für den Sand sind, so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Daher sind ihre Bewegungsmuster leicht vorherzusagen, was potentiellen Angreifern gute Möglichkeiten bietet – ein Umstand, den viele NATO-Staaten seit Jahren aus dem Einsatz in Afghanistan kennen. Obendrein fehlen Ressourcen im Bereich Forward Air Medical Evacuation (FwdAirMedEvac), um Verletzte nach einem Anschlag zu bergen.

Diesen Warnungen im Rahmen der Vorbereitung des britischen Kontingents folgte Ende Juli die Entsendung einer 45 Mann starken SAS-Einheit zum französischen Stützpunkt Gao in Mali. Ihr Auftrag ist zunächst die Aufklärung und Erstellung einer Risikoanalyse. Sie sollen die Hintergründe für die zunehmende Instabilität in der Sahelzone und die Angriffe auf Friedenstruppen mit der Erstellung einer „nachrichtendienstlichen Bedrohungsanalyse“ für die Kommandeure durchführen.

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Außerdem sollen sie „weiße Flecken“ in der Kommunikationsversorgung finden. In diesen Gebieten wären im Falle eines Angriffes die britischen Truppen von der Kommunikation mit der Operationszentrale abgeschnitten und könnten im schlimmsten Fall weder Verstärkung noch den FwdAirMedEvac rufen.

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Von entscheidender Bedeutung ist auch die Entschärfung von IEDs und der Schutz der Fahrzeuge, die sich an Straßen und Wegen halten müssen. IEDs am Straßenrand sind das Markenzeichen der dortige Dschihadisten, wobei schätzungsweise mehr als 700 Kämpfer des Islamischen Staates (IS) und ihrer Mitgliedsorganisationen derzeit im Land aktiv sind. Regelmäßig greifen sie die 13.000 Mitglieder der Mission der Vereinten Nationen an. Auch die Bundeswehr ist mit Kräften in Mali an der Europäischen Trainingsmission (EUTM) sowie der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen MINUMSMA beteiligt. Bei EUTM können nach dem Bundestagsmandat bis zu 350 Soldaten eingesetzt werden. Die Obergrenze für MINUSMA liegt bei 1.100.

Großbritannien plant die Entsendung von 250 Soldaten des Light Dragoons Regiments (Aufklärer mit dem MWMIK Fahrzeug) and Royal Anglian Regiments (Infanterie) zur Unterstützung der Mission der Vereinten Nationen in Mali im Dezember – zusätzlich zu den 100 Royal Air Force (RAF)-Einsatzkräften und ihren drei Boeing CH-47 Chinook-Hubschraubern, die den französischen Teil der Mission in den letzten vier Jahren bereits unterstützt haben. Das Light Dragoons Regiment wird als Langstrecken-Aufklärungstruppe für die UNO agieren, indem sie nachrichtendienstliche Erkenntnisse liefern, die der Mission helfen werden, die Zivilbevölkerung zu schützen und Fortschritte auf dem Weg zu einem nachhaltigen Frieden in Mali zu erzielen.

Hohe Gefährdung

Die Region ist eine der gewalttätigsten Regionen Afrikas. Seit Beginn der Operation MINUSMA im Jahr 2013 wurden insgesamt 209 Soldaten und Mitarbeiter der Vereinten Nationen und 41 französische Soldaten getötet. Hinzu kommen die zivilen Opfer, allein 580 Zivilisten in Zentralmali in diesem Jahr. Die Sicherheitslage verschlechtert sich zunehmend, so die britischen Streitkräfte.

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Das britische Kontingent soll mit ihren Supacat Jackal-Fahrzeugen in der Regel zweiwöchige Patrouillen durchführen. (Foto: Crown copyright – MOD UK)

Das britische Kontingent soll mit ihren Supacat Jackal-Fahrzeugen in der Regel zweiwöchige Patrouillen durchführen. Diese Fahrzeuge sind geschützt und verfügen über einen Unterbodenminenschutz, sind aber oben offen. Obwohl sie geländegängig sind, sind sie aufgrund ihres Gewichts von 3,5 Tonnen nicht für Sand geeignet. Hinzu kommen ein paar Foxhound-Fahrzeuge. Dabei handelt es sich um vollständig geschlossene 7-Tonnen-Kommandofahrzeuge. Obwohl der Ocelot Foxhound in Afghanistan als Truppenfahrzeug eingesetzt wurde, wurde er noch nie im Sand getestet und ist mit Zuverlässigkeitsproblemen behaftet.

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Ocelot Foxhound im Einsatz im Camp Bastion, Helmand, Afghanistan (Foto: Crown copyright – MOD UK)

Um das Risiko zu minimieren, sollen die SAS-Soldaten im Vorfeld versuchen, Informationen zu gewinnen. Ihr Auftrag ist die Aufklärung der Jihadi-Präsenz in Dörfern oder Städten, um die eigenen Truppen vor Angriffen zu warnen.

In Großbritannien regt sich öffentlicher Unmut, da gleichzeitig die schwer gepanzerten Mastiff-Patrouillenfahrzeuge der britischen Armee verkauft werden. Auch sie wurden bisher in Afghanistan eingesetzt und haben trotz Angriffen und Ansprengungen nicht einen (Personen-)Verlust erlitten. Aufgrund des Beschlusses über den Verkauf stehen sie für Mali nicht mehr zur Verfügung. In den britischen Medien wird ein hochrangiger Offizier zitiert: „Wir schienen aus unseren ersten Erfahrungen in Afghanistan sehr wenig gelernt zu haben. Wir sollten Mastiff einsetzen. Zugegeben, er ist nicht so schnell wie der Jackal, aber er wird mehr Schutz gegen Sprengfallen bieten. Niemand ist in einem Mastiff getötet worden. […] Das andere Thema ist die MedEvac. Diese Extremisten sind sehr aktiv, und sie greifen sowohl die UNO als auch die französischen Streitkräfte an. Wir haben drei Chinook-Hubschrauber in Mali, aber sie unterstützen die französische Mission und werden nicht für die medizinische Versorgung von verletzten britischen Soldaten eingesetzt. Und es wird Verletzte und Tote geben!“

In Großbritannien regt sich öffentlicher Unmut da die schwer gepanzerten Mastiff Patrouillenfahrzeuge verkauft werden und somit nicht für den Einsatz in Mali zur Verfügung stehen. scaled
In Großbritannien regt sich öffentlicher Unmut – da die schwer gepanzerten Mastiff-Patrouillenfahrzeuge verkauft werden. (Foto: Crown copyright – MOD UK)

Geplant ist, dass rumänische Streitkräfte mit ihren russischen MI8-Hubschraubern die Rolle FwdAirMedEvac ausfüllen. Es besteht die Sorge, dass dieser multinationale Verband nicht ausreichend aufeinander abgestimmt ist und dass nicht ausreichend Hubschrauberkapazitäten zur Verfügung stehen.

General Sir Richard Barrons, Joint Forces Commander bis 2016, sagte vergangene Woche: „Wir setzen insgesamt 300 Soldaten ein, was ein sehr kleiner Beitrag zur Lösung eines sehr großen Problems ist. Sich zur Abrundung der Fähigkeiten auf andere Nationen zu verlassen, ist nicht neu, aber es erhöht das Risiko. […] Es kann auch bedeuten, dass unsere Streitkräfte sich auf das beschränken, was sie tun können, und nicht auf das, was getan werden muss. […] Es ist in Ordnung, Jackals in einer einigermaßen harmlosen Umgebung einzusetzen – und das ist nicht Aleppo, obwohl die Gefahr besteht, dass die Kommandeure vor Ort überrascht werden, und ich rechne mit Verlusten.“

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums betonte: „Die Fahrzeuge, die in Mali eingesetzt werden, wurden speziell ausgewählt, da sie in der Lage sind, komplexes Gelände schnell zu durchqueren und ein hohes Maß an Schutz zu bieten. Und wir sind zuversichtlich, dass für den Einsatz angemessene medizinische Unterstützung und Ausrüstung zur Verfügung stehen. Dies werden wir ständig überprüfen, denn die Sicherheit unseres Personals steht an erster Stelle.“

André Forkert