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Bundeswehr-Infanteristen erwerben U.S. Air Assault Badge

Andre Forkert

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Sieben Bundeswehrsoldaten aus dem Bereich der Division Schnelle Kräfte (DSK) haben einen der härtesten Lehrgänge der U.S. Army erfolgreich absolviert. Am Air Assault Course (Luftlandelehrgang) hat auch Hauptmann Sebastian Rudolph vom Versorgungsbataillon 8 in Füssen teilgenommen und dafür das Air Assault Badge, das Luftlandeabzeichen, erhalten. Und Luftlandung meint in diesem Fall das schnelle gefechtsmäßige Abseilen aus einem Hubschrauber.

Der zehntägige Lehrgang findet am Army National Guard Warrior Training Center in Fort Moore bei Columbus im US-Bundesstaat Georgia statt. Dabei werden den Lehrgangsteilnehmenden vielfältige Kenntnisse und Fähigkeiten für den taktischen Einsatz von Hubschraubern vermittelt.

Um zum Lehrgang zugelassen zu werden, müssen die Teilnehmenden zuerst den sogenannten Day Zero überstehen. Noch vor Sonnenaufgang beginnt der Tag Null, an dem ein Lauf (zwei Meilen), Sporteinheiten und ein anspruchsvoller Hindernisparcours in der geforderten Zeit absolviert werden müssen. Für einige der mehr als 210 angereisten Teilnehmer, die den Day Zero nicht bestehen, ist der Lehrgang bereits an dieser Stelle zu Ende. Alle anderen werden danach als Air Assault Students bezeichnet.

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Der Lehrgang selbst besteht aus drei Phasen von jeweils drei Tagen: Combat Assault Phase, Slingload Operations, Rappelling Phase. In der ersten Phase werden grundlegende Kenntnisse über die verschiedenen Hubschraubermodelle, die Grundsätze von hubschraubergestützten Operationen und Handwerkszeug zur Erkundung von Landezonen vermittelt. Der Unterricht wird regelmäßig von intensiven Sporteinheiten unterbrochen. Der erste Abschnitt endet mit einem schriftlichen und einem praktischen Test sowie einem Gepäckmarsch, der innerhalb einer bestimmten Zeit absolviert werden muss.

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Das Abseilen aus einem amerikanischen Hubschrauber vom Typ Sikorsky UH-60 Black Hawk aus etwa 30 Meter Höhe war der Höhepunkt des Lehrgangs. (Foto: Bundeswehr/Versorgungsbataillon 8)

Erlerntes wird theoretisch und praktisch geprüft

In der zweiten Phase wird den Teilnehmern viel Wissen in kurzer Zeit vermittelt. Hier dreht sich alles um das Anbringen von Außenlasten an Hubschraubern. Die Möglichkeit, Fahrzeuge, Anhänger und anderes sperriges Material außen am Hubschrauber transportieren zu können, hat viele Vorteile. Den praktischen Übungen gehen umfangreiche Unterrichtseinheiten zu amerikanischen Vorschriften und deren vorgeschriebenen Abläufen voraus.

Auch in diesem Abschnitt wird das Erlernte in einer schriftlichen Prüfung abgefragt. Zudem müssen die Teilnehmenden bei einem praktischen Test unter Zeitdruck vorbereitete Ladungen für den Hubschraubertransport überprüfen. Ziel ist es, mindestens drei der vier Fehler, die die Ausbilder zuvor einbauen, innerhalb von zwei Minuten zu finden und zu korrigieren. Bei den U.S. Streitkräften werden fast alle Prüfungen unter Zeitdruck absolviert, dieses ist den taktischen Verfahren geschuldet, in kürzester Zeit die Einsatzbereitschaft herzustellen. So werden bei den Fallschirmjägern regelmäßig vor den Sprüngen sogenannte Packprüfungen auf Zeit durchgeführt. Hierbei muss der Kampfrucksack in das Sprunggepäck-Gurtzeug verschnürt werden.

Wer auch diese Prüfungen erfolgreich meistert, der darf sich auf die spannendste Phase des Lehrganges freuen: das Abseilen aus dem Hubschrauber. So können Bodentruppen auch in schwierigem Gelände, wie zum Beispiel am Berg, abgesetzt werden. Denn Hubschrauber können nicht überall landen, wie zum Beispiel im schwierigen alpinen Gelände.

Zunächst werden die Handgriffe und Techniken zwei Tage lang am Abseilturm geübt. Der Höhepunkt des Air-Assault-Lehrgangs ist schließlich das Abseilen aus einem Sikorsky Black Hawk-Hubschrauber aus etwa 30 Meter Höhe.

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Bereits abgeseilte Soldaten und Soldatinnen unterstützen am Boden. (Foto: Bundeswehr/Versorgungsbataillon 8)

Eine großartige Erfahrung

Was die verbliebenen Teilnehmenden jetzt noch von den begehrten Air Assault Wings trennt, sind ein Gepäckmarsch über eine Entfernung von zwölf Meilen (rund 19 Kilometer) in unter drei Stunden sowie eine letzte Ausrüstungskontrolle. Ist man zu langsam oder fehlt ein einziger vorgeschriebener Gegenstand, geht man mit leeren Händen nach Hause. Dieses Mal meistern alle rund 150 verbliebenen Soldatinnen und Soldaten diese letzten Hürden. Bei einem feierlichen Abschlussappell werden ihnen schließlich von ihren Ausbildern die begehrten Abzeichen verliehen: die silbernen Adlerflügel, umrahmt von einem stilisierten Hubschrauber.

Für die deutschen Soldaten gehen zehn spannende und intensive Tage in den USA zu Ende. „Die Zusammenarbeit mit Soldaten anderer Nationen ist immer ein Blick über den Tellerrand. Der Lehrgang war eine großartige Erfahrung“, fasst Hauptmann Rudolph vom Versorgungsbataillon 8 zusammen.

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Die sieben Bundeswehrsoldaten nach der Verleihung der Air Assault Wings, darunter Hauptmann Sebastian Rudolph (2.v.l.) vom Versorgungsbataillon 8 des Heeres. (Foto: Bundeswehr/Versorgungsbataillon 8)

Das Tätigkeitsabzeichen

Das Air Assault Badge (Luftangriffsabzeichen) wurde laut der U.S. Army am 18. Januar 1978 vom Stabschef der Armee für das armeeweite Tragen durch Personen genehmigt, die die Luftangriffsausbildung nach dem 1. April 1974 erfolgreich abgeschlossen hatten. Das Abzeichen war zuvor vom Kommandeur der 101. Luftlandedivision mit Wirkung vom 1. April 1974 als Luftfahrzeugabzeichen für das örtliche Tragen zugelassen worden. Die Division war Mitte 1968 in Vietnam vom Fallschirmjäger zum Luftmobil umorganisiert und als 101. Luftlandedivision bezeichnet worden (Luftmobil). Die Bezeichnung wurde am 4. Oktober 1974 in „Air Assault“ geändert und der Name des Abzeichens wurde ebenfalls geändert.

Ein früheres Luftangriffsabzeichen wurde in den frühen 1960er Jahren von Truppen des 11. Regiments getragen, die sich dafür qualifizierten, indem sie drei Helikopter-Abseilvorgänge aus 60 Fuß (18 m) und drei aus 120 Fuß (37 m) Höhe vornahmen. Von den Soldaten wurde außerdem verlangt, dass sie mit den Sicherheitsverfahren für Flugzeuge vertraut sind. mit der Ausrichtung von Flugzeugen vertraut; beherrscht Hand- und Armsignale und Kampfeinsätze; in der Lage, Ausrüstung für externe Anschlaglasten vorzubereiten, zu prüfen und zu montieren; und in der Lage, Ausrüstung in Hubschraubern festzuzurren. Das Abzeichen wurde erstmals Anfang 1964 verliehen und durfte nur von Soldaten innerhalb des 11. Regiments getragen werden, da es sich um eine Divisionsauszeichnung handelte und vom Department of the Army nicht zum Tragen in der gesamten Armee zugelassen war.

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Das ursprüngliche Abzeichen.

Major Jack R. Rickman wird der Entwurf des Luftangriffsabzeichens zugeschrieben, als er 1971 mit der 101. Luftlandedivision in Vietnam im Einsatz war. Er dachte über das Ergebnis des Entwurfsauftrags nach, den ihm ein Operationsoffizier der Division erteilt hatte und den die Armee im Januar 1978 offiziell annahm.

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Die heutige Variante des Abzeichens.

Das Design wurde vom U.S. Fallschirmspringerabzeichen beeinflusst, das die Division im Sprungstatus trug, sowie vom Segelfliegerabzeichen, das von Segelfliegereinheiten im Zweiten Weltkrieg getragen wurde. Charles Bloodworth, ein Pathfinder-Offizier im 101. Regiment in den frühen 1970er-Jahren, schrieb: „Das vor Ort entworfene und hergestellte Abzeichen wurde bewusst so gestaltet, dass es die Segelflugzeugflügel des Zweiten Weltkriegs nachahmt. Die Nase des Huey trat an die Stelle des Segelflugzeugkörpers, und das horizontale Rotorblatt war das Ebenbild des Segelflugzeugflügels.“
Über dem Air Assault Badge steht das Pathfinder Badge.

Andre Forkert