StartMobilitätBundeswehr prüft Kooperation beim Ersatz der Luftlande-Wölfe

Bundeswehr prüft Kooperation beim Ersatz der Luftlande-Wölfe

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Die Bundesrepublik Deutschland und die Niederlande beabsichtigen, noch enger zu kooperieren und bei der Entwicklung, Beschaffung und Wartung von Wehrmaterial stärker zusammenzuarbeiten. Die beiden Staatssekretäre für Rüstung der beiden Länder haben dazu Ende letzter Woche eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Einer der beabsichtigen Kooperationspunkte betrifft den Bereich der geländegängigen Fahrzeuge.

Gemäß einem Sprecher des Verteidigungsministeriums handelt es sich um eine strategische Vereinbarung. „Damit ist beabsichtigt zukünftig -wo möglich und auf Grundlage der beidseitigen Forderungslage sinnvoll- bei Beschaffungsmaßnahmen noch enger zu kooperieren. Das Joint Statement selbst beinhaltet keine konkreten Beschaffungsmaßnahmen oder Projekte,“ so der Sprecher.

Weiterhin hat der BMVg-Sprecher bestätigt, dass derzeit eine „Kooperationsmöglichkeit mit den Niederlanden bei der Beschaffung geländegängiger Fahrzeuge für die Luftlandetruppe des Heere als Teil der Luftlandeplattform“ auf eine Umsetzbarkeit hin geprüft wird.

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Die niederländischen Streitkräfte haben bereits Ende 2018 entschieden, den Fuhrpark an geländegängigen Fahrzeugen der niederländischen Luftlandetruppe – bestehend unterschiedlichen Varianten des Mercedes-Benz G-Modells sowie dem Airmobile Special Vehicle (LSV) – durch eine neue Fahrzeugfamilie auf einer aktuellen Plattform des G-Modells zu ersetzen. Da auch die Luftlande-Versionen der in der Bundeswehr als Wolf bezeichneten G-Modelle dringend ersetzt werden müssen, prüft nun offenbar auch die Bundeswehr, ob und wie eine Kooperation in diesem Bereich realisiert werden könnte.

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Fahrzeugsituation in der deutschen Luftlandetruppe

Die Fahrzeuge der deutschen Luftlandetruppe sind teilweise seit über 30 Jahren in Nutzung, daher ist eine dringende Regeneration bzw. Modernisierung des Fuhrparks notwendig. Dazu wird gegenwertig in dem Gesamtprojekt „Luftlandeplattformen“ eine Ablösung aller luftlandefähigen Rad- und Kettenfahrzeuge untersucht. Neben dem Mungo sowie Wiesel 1 und 2 werden aktuell auch unterschiedliche Versionen des G-Modells (Wolf) in der Luftlandetruppe eingesetzt. Das ursprüngliche Ziel dieses Projektes ist eine Rüstung auf Basis einer einheitlichen Plattform, welche beginnend 2027 zulaufen sollte. Dies wird unter Umständen jedoch nicht erreicht werden können, da der gegenwärtige Zustand der Luftlande-Wölfe eine schnellere Lösung erfordert.

Die ursprüngliche Absicht des Heeres war es, die vorhandenen Luftlande-Wölfe einer Überholung zu unterziehen und damit eine Weiternutzung bis zur Ablösung durch die Luftlandeplattform zu ermöglichen. Dieses Vorhaben wurde mittlerweile laut gut unterrichteten Kreisen des Heeres verworfen. Dem Vernehmen nach endet die Nutzungsdauer der jetzigen Wölfe der Luftlandetruppen 2023. Danach muss der Ersatz zulaufen.

Mit einer Beteiligung an der niederländischen Beschaffung wäre somit eine schnelle Lösung greifbar. Dem Vernehmen nach sieht das Heer ein solches Vorgehen jedoch nur als Übergangslösung. Beobachter rechnen weiterhin damit, dass das Heer aufgrund logistischer Überlegungen sein Ziel einer möglichst hohen Einheitlichkeit der Plattformen weiterverfolgen wird. Inwiefern knappe Haushaltsmittel dazu führen könnten, dass aus einer Zwischenlösung eine permanente Lösung werden könnte, bleibt abzuwarten.

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Die niederländischen Streitkräfte haben bereits Ende 2018 entschieden, den Fuhrpark an geländegängigen Fahrzeugen der niederländischen Luftlandetruppe – bestehend unterschiedlichen Varianten des Mercedes-Benz G-Modells sowie dem Airmobile Special Vehicle (LSV) – durch eine neue Fahrzeugfamilie auf einer aktuellen Plattform des G-Modells zu ersetzen. (Foto: 11. Luchtmobiele Brigade)

Air Assault Vehicle

Bereits Ende 2018 haben die niederländischen Streitkräfte entschieden, den Fuhrpark der 11. Luchtmobielen Brigade (11 LMB) durch Beschaffung einer neuen Fahrzeugplattform zu modernisieren. Insgesamt wurden 515 Fahrzeuge in drei unterschiedlichen Grundausfertigungen beauftragt.

Bei dem Fahrzeug handelt es sich um das Air Assault Vehicle (MB AASLT) auf Basis der Mercedes-Benz-Baureihe G-Klasse mit einer Nutzlast von 12 kN (1,2 Tonnen). Das MB AASLT wird von einem 300 CDI-Motor angetrieben, der dem Vernehmen nach rund 184 kW leistet und alle vier Räder über ein Automatik-Getriebe antreibt.

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Das offene Aufklärungs- und Kampffahrzeug (FV) wird über vier Sitze, eine Drehringlafette für die Aufnahme von schweren Waffen am Fahrzeugdach sowie eine weitere Lafette für die Aufnahme von Maschinengewehren am Beifahrersitz verfügen. (Graphik: Daimler)

Das MB AASLT konnte sich während der Ausschreibung unter anderem gegen den VECTOR (Defenture) und Fox RVV (Jankel) durchsetzen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich die niederländischen Streitkräfte gegen das Produkt (VECTOR) aus dem eigenen Land entschieden haben. Dem Vernehmen nach lag dies unter anderem am deutlich höheren Preis.

Von den 515 georderten Air Assault Vehicles sollen 329 Fahrzeuge in der Version Fighting Vehicle (FV), 144 als Logistikfahrzeug (LOG) und 42 als Sanitätsvariante (CAST) beschafft werden. Die Fahrzeuge sind alle für den Lufttransport ausgelegt und können alle auch als Außenlast von Hubschraubern  transportiert werden. Für den Transport als Innenlast in einem niederländischen Transporthubschrauber vom Typ CH 47 Chinook kann jedoch nur die FV-Version (Höhe < 1,85 m) vorbereitet werden. Zu diesem Zwecke wird die Drehringlafette nach hinten weggeklappt. Aufgrund der Fahrzeuglänge von 5,1 m kann auch nur ein Fahrzeug gleichzeitig in einem Hubschrauber transportiert werden. Die beiden anderen Versionen verfügen über höhere Chassis-Aufbauten (LOG = 2,075 m und CAST = 2,3 m) und passen daher nicht in den Innenraum einer Chinook oder einer CH-53K.

Das Fighting Vehicle ist als offene Variante ausgelegt. Die CAST-Version wird als Hardtop und die LOG-Version als Softtop ausgelegt. Dem Vernehmen nach soll für alle drei Versionen auch ein modulares Schutzpaket beschafft werden.

Fighting Vehicle

Das offene Aufklärungs- und Kampffahrzeug (FV) wird über vier Sitze, eine Drehringlafette für die Aufnahme von schweren Waffen am Fahrzeugdach sowie eine weitere Lafette für die Aufnahme von Maschinengewehren am Beifahrersitz verfügen. Die Niederlande planen acht unterschiedliche Varianten des FV einzuführen. Diese sind: Allgemein, schwere Waffen, Aufklärung/Fire Support Team, Mörser 81 mm, Mörser 120 mm, Luftabwehr, Pionier und EOD. Alle Varianten werden über einen Drahtschneider über der Motorhaube verfügen.

Logistikfahrzeug

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Von der Logistikversion (LOG) werden 144 Fahrzeuge in vier Varianten beschafft. (Graphik: Daimler)

Das Logistikfahrzeug ist für eine zweiköpfige Besatzung ausgelegt und hat nur eine MG-Aufnahme für den Beifahrer. Die LOG-Variante kann eine NATO-Palette in ihrem Laderaum transportieren. Von dieser Version sollen vier Varianten – Allgemeintransport, Instandsetzung, Führungsfahrzeug sowie San Role 1 – eingeführt werden.

Sanitätsvariante

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Von der Sanitätsversion (CAST) werden 42 Fahrzeuge beschafft. (Graphik: Daimler)

Die CAST-Version des Fahrzeuges wird keine Waffenaufnahmen erhalten. Das Fahrzeug ist für den Transport von bereits stabilisierten Verwundeten zur nächstgelegenen Sanitätseinrichtung zuständig, dafür wird es über ein Hardtop sowie Klimatisierung verfügen. Neben dem Kraftfahrer und dem Sanitäter sollen zwei Patienten liegend transportiert werden können.

Waldemar Geiger

Update: 01.04.2020 Ergänzung der Aussagen des BMVg Sprechers.