Das BAAINBw hat am 8. Juni 2021 einen Systemdemonstrator HiMoLaP (High Mobile Land-Platform), eine hochmobile Landplattform für Komponententests, übernommen. Die FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (FFG) hat den Demonstrator im Auftrag des BAAINBw gebaut, nachdem die Gesellschaft in einer – ebenfalls vom BAAINBw beauftragten – Studie Lösungen zu Schwachstellen bekannter Knicklenker-Fahrzeugsysteme und innovative Ideen für das Fahrzeugsegment entwickelt hatte. Die Arbeiten konzentrierten sich auf die Knicklenkung und den Antrieb.
Knickgelenkte Fahrzeuge – die bekanntesten Beispiele sind der BV 206 sowie der Bronco und ihre Varianten – bestehen aus zwei Segmenten mit Antrieb auf je zwei Ketten der beiden Segmente. Die Lenkung erfolgt über ein Knickgelenk, das die Fahrzeugsegmente verbindet. Hauptvorteil dieser schwimmfähigen Fahrzeugart ist die hohe Geländegängigkeit mit stufenlosem Übergang von festem Boden über sumpfigen Untergrund bis zum Wasser.
Der Systemdemonstrator von FFG ist mit einem bionischen Knickgelenk mit Rolldämpfung ausgestattet, mit dem „Active Cornering“ möglich ist. Die Rolldämpfung reduziert das Risiko des Aufschaukelns des Hinterwagens und erhöht damit signifikant die Fahrsicherheit. Für das „Active Cornering“ zieht das Knickgelenk bei Kurvenfahrt Vorder- und Hinterwagen leicht zusammen und reduziert damit die wirksame Kettenaufstandsfläche. Dadurch wird die Lenkung präziser und der Kettenverschleiß nimmt ab.
Der Standard-Dieselantrieb im Vorderwagen wird durch einen Elektroantrieb im Hinterwagen ergänzt. Der E-Motor kann – als Booster eingesetzt – mit zusätzlicher Beschleunigung das Überwinden kritischer Situationen unterstützen. Außerdem kann er das Fahrzeug allein antreiben und geräuscharmes Fahren ermöglichen. Die dadurch reduzierte akustische Signatur des Fahrzeugs macht z.B. Aufklärungsmissionen sicherer.
Das Ziel dieser Lösungen ist die Steigerung der Mobilität.
Die WTD41 wird jetzt den HiMoLaP umfangreich und intensiv erproben, um die Alltagstauglichkeit der vorgeschlagenen und verbauten Lösungen zu untersuchen. Geplant ist ein Langzeittest über mehrere tausend Kilometer in ganz unterschiedlichen Szenarien, in dem die einzelnen Komponenten des Demonstrators ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen sollen.
Leistungsdaten gemäß Herstellerangaben | |
Länge | 7,9 m |
Breite | 2,5 m |
Höhe | 2,5 m |
Volumen Front-/Heckkabine | 8/10 m³ |
Max. Zuladung | 3,6 t |
Leergewicht | 10,4 t |
Reichweite | 550 km |
Überquerungsweite | 2.400 mm |
Steigfähigkeit | 1.300 mm |
Neigung | 100 Prozent |
Seitenneigung | 80 Prozent |
Geplant ist die Produktion der Fahrzeuge durch einen Hauptauftragnehmer und die individuelle Anpassung durch nationale Unterauftragnehmer durchführen zu lassen. Erste Fahrzeuge sollten für die integrierte Nachweisführung ab 2022 geliefert werden. Die Ablösung mit Serienfahrzeugen sollte 2024 beginnen.
Ob dieser Plan angesichts der jetzt beginnenden Erprobung des Systemdemonstrators und mit Blick auf die Bundestagswahlen und die Mittelknappheit so realisiert werden kann, darf bezweifelt, auch wenn das Vorhaben mit zunächst „nur“ knapp 280 Millionen Euro eher zu den kleinen Beschaffungsvorhaben gehört.