StartBewaffnungDrohnen und Loitering Munition – Polen beschafft umfangreiches Aufklärungs- und Wirksystem Gladius

Drohnen und Loitering Munition – Polen beschafft umfangreiches Aufklärungs- und Wirksystem Gladius

Kristóf Nagy

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Die polnischen Streitkräfte beschaffen ein umfangreiches Paket bestehend aus Aufklärungsdrohnen, Loitering Munition und Führungssystemen sowie dazugehörige Logistik- und Ausbildungskomponenten. Dies gab der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak Ende letzter Woche in einer Stellungnahme bekannt. Das Vertragsvolumen des Pakets liegt bei knapp 426 Mio. Euro Auftragswert und soll vorrangig die ostpolnischen Artillerieregimenter ausstatten, so der Minister.

Auf Nachfrage der Presse gab sich das polnische Militär bewusst zurückhaltend und verwies auf die gesteigerte Bedeutung der Geheimhaltung, welche durch den Krieg in der Ukraine und die erhöhte Spannungen im Verhältnis mit Russland geboten sei. So betonte der Leiter der polnischen Rüstungsagentur, Oberst Artur Kuptel, dass die projektierten Zahlen für die jeweiligen Systeme vorerst nicht bekannt geben werden. Auch der Pressemitteilung des Herstellers sind keine Mengen zu entnehmen. Das Kommuniqué des Verteidigungsministers lässt jedoch Schlüsse auf die Struktur und den Umfang zu.

So sollen im ersten Anlauf vier sogenannte Batteriemodule des Aufklärungs- und Wirksystems Gladius vom polnischen Hersteller WB Group beschafft werden. Diese bestehen aus einer Reihe von Fahrzeugen mit Führungs- und Logistikaufgaben und beinhalten auch die mobile Bodenstation sowie einen Gefechtssatz der BSP-U Gladius Loitering Munition sowie zugehöriger Starteinrichtung. Das BSP-U Wirkmittel basiert Medienberichten zufolge auf der Warmate 2, welche bis zu 120 Minuten in der Luft verweilen und wahlweise mit einem Hohlladungs-, Thermobaren- oder Spreng/ Splittergefechtskopf ausgestattet werden. Für die mittlere Reichweite wird das Gladius-System durch die taktische Flächendrohne FT5 des gleichen Produzenten bei der Zielsuche unterstützt. Zudem dient es auch als Relais zwischen Wirkmittel und Bodenstation. Laut Herstellerangaben ist die 85 kg schwere FT5 mit einer Spannweite von 6,4 m in der Lage bis zu zehn Stunden in der Luft zu verweilen. Mit einer Lenkreichweite von maximal 150 km kann die Drohne eine Gipfelhöhe von bis zu 5.000 m erreichen, benötigt allerdings für Start und Landung eine vorbereitete Piste.

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Der Aufklärung und Zielverfolgung dient das ebenfalls von WB Group entwickelte GS2-UM Gimbal mit einer kombinierten Tagsicht- und Infrarotkamera. Zusätzlich kann ein Laserzielbeleuchter integriert werden. Die gesammelten Daten werden in Echtzeit über eine verschlüsselte Datenverbindung an das als TOPAZ bezeichnete integrierte Führungssystem der Bodenstation übermittelt. Die dort verarbeiteten Daten erlauben das direkte Führen der Loitering Munition, aber Lenken des Feuers von Rohr- oder Raketenartillerie.

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Das BSP-U Wirkmittel basiert Medienberichten zufolge auf der Warmate 2, welche bis zu 120 Minuten in der Luft verweilen und wahlweise mit einem Hohlladungs-, Thermobaren- oder Spreng/ Splittergefechtskopf ausgestattet werden. m(Foto: WB Group)

Das Vorhaben umfasst laut Verteidigungsministerium den Kauf mehrerer hundert Drohnen, Loitering Munition und auch Simulatoren für die Ausbildung. Die erste Teillieferung wird bereits für Ende 2022 erwartet. Die angekündigte Beschaffungsmaßnahme ist das größte Programm für unbemannte Luftfahrzeuge in der Geschichte der polnischen Streitkräfte. Der im Mai 2021 bekanntgewordene Kauf von 24 Bayraktar TB2 Kampfdrohnen, sowie vier Bodenstationen und einem Ausbildungs- und Logistikpaket schlug Pressemitteilungen zufolge mit knapp 230 Mio. Euro zu Buche.

Kristóf Nagy