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Lettland führt Wehrpflicht wieder ein

Kristof Nagy

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Lettland führt als Reaktion auf die russische Aggression in der Ukraine und die damit verbundenen Bedrohung für das baltische Land die Wehrpflicht wieder ein. Dies gab der lettische Verteidigungsminister Artis Pabriks in einer Stellungnahme bekannt. Die Wehrpflicht in Lettland wurde 2007 abgeschafft, seitdem bestehen die lettischen Streitkräfte ausschließlich aus Berufs- bzw. Zeitsoldaten sowie der aus Freiwilligen bestehende Nationalgarde.

Pabriks führte in seiner Erklärung aus, dass die aus 6.000 Soldaten und 15.500 Nationalgardisten bestehenden Streitkräfte für die aktuelle Bedrohungslage nicht mehr die nötige Personalstärke aufweisen und bereits jetzt an ihre Grenzen stoßen würden. Für die absehbare Zukunft sieht der Minister keine Entspannung in der Region, sodass der Beschluss der Wiedereinführung der Wehrpflicht unumgänglich sei.

Das baltische Land war 2004 der NATO beigetreten. Mit Jahresbeginn 2007 wurde die Wehrpflicht final abgeschafft. Seit 2016 ist in dem Land eines der vier NATO Enhanced Forward Presence Battle Groups, geführt von der Lead Nation Kanada, mit Hauptquartier im 25 Kilometer nördlich von Riga gelegenen Adazi stationiert. Dort befindet sich auch der größte Übungsplatz des Landes, welcher erst 2017 erweitert wurde.

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Lettland hat eine Landgrenze sowohl zu Russland, als auch zu Belarus. Mit gerade einmal 1,9 Millionen Einwohnern ist eine realistische Erhöhung der Personalstärke im Mobilisierungsfall auch nur durch die Vergrößerung der vorausgebildeten Reservisten möglich. Eine Verstärkung der Anzahl an Berufssoldaten würde mit deutlichen volkswirtschaftlichen Belastungen einhergehen und keinen schnellen Einfluss auf die Erhöhung der potenziell zu mobilisierenden Bevölkerungsanteile im Kriegsfall haben. Daher soll ab Anfang nächsten Jahres die männliche Bevölkerung wieder schrittweise einberufen werden.

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Auch in die militärische Infrastruktur soll investiert werden, um für den steigenden Bedarf an Unterkünften und Ausbildungsstätten zu schaffen, welche näher an der östlichen Landesgrenze liegen. Auf insgesamt über 1.000 Hektar sollen laut Mitteilung des Verteidigungsministeriums auch Munitionslager und Übungsplatzkapazitäten bereitgestellt werden, welche auch von den NATO-Partnern genutzt werden können. So kündigte Artis Pabriks an, dass mit Baumaßnahmen für eine Liegenschaft in der südöstlich von der Hauptstadt Riga gelegenen Ortschaft Jekabpils begonnen werden soll. Die knapp 24.000 Einwohner zählende Stadt liegt strategischen bedeutsam an der in Ost-West-Richtung verlaufenden Europastraße 22.

Kristof Nagy