Das israelische Verteidigungsministerium hat den Unternehmen Rafael und Elbit den Auftrag erteilt, die Serienproduktion des Laserabwehrsystems Iron Beam auszuweiten. Der Wert wird mit rund zwei Milliarden Schekel (500 Millionen Euro) angegeben. Der Generaldirektor des Verteidigungsministeriums, Generalmajor Eyal Zamir, unterzeichnete den Auftrag in Tel Aviv mit den beiden CEOs Yoav Tourgeman von Rafael Advanced Defense Systems und Bezhalel „Butzi“ Machlis von Elbit Systems.
Iron Beam ist ein bodengestütztes Hochenergie-Lasersystem zur Abwehr diverser Luftbedrohungen, einschließlich Raketen, Marschflugkörpern, Mörsergeschossen und unbemannten Luftfahrzeugen. Die Entwicklung geht auf ein amerikanisch-israelisches Abkommen von 1996 zurück. Zwischen 1998 und 2002 schoss ein Demonstrator auf Basis eines chemischen Lasers bei Tests Katjuscha-Raketen und Artilleriegeschosse ab. 2005 wurde das Projekt wegen hoher Kosten, geringer Beweglichkeit und Zweifeln über den Nutzen auf dem Gefechtsfeld jedoch vorerst eingestellt.
Iron Beam ergänzt Iron Dome
2007 beantragte der damalige israelische Premierminister Ehud Barak wegen zunehmender Angriffe der Terrororganisation Hamas mit selbstgebauten Qassam-Raketen aus dem Gazastreifen die Wiederaufnahme. Das System wurde von Rafael in Zusammenarbeit mit Lockheed Martin weiterentwickelt und verwendete nun einen Festkörperlaser. 2017 wurde ein neuer Demonstrator vorgestellt, der 2022 auf der White Sands Missile Range in den USA erfolgreich diverse Flugkörper einschließlich Panzerabwehr-Lenkwaffen bekämpfte. Die Leistung wird mit 100 Kilowatt angegeben, die das System über eine Entfernung von zehn Kilometern auf die Fläche einer Münze konzentrieren kann.
Nach Ausbruch des Krieges infolge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wurde Iron Beam unter Gefechtsbedingungen an der Grenze zum Gazastreifen getestet, um das Raketenabwehrsystem Iron Dome auf Lenkwaffenbasis zu ergänzen. Zuvor hatte Rafael auch eine schiffgestützte Version zur Flugkörperabwehr vorgestellt. Kürzlich wurde zudem die mobile Variante Lite Beam mit einer Leistung von zehn Kilowatt und zwei Kilometern Reichweite präsentiert. In Kombination mit einer ferngelenkten 30-mm-Waffenstation Samson soll das System bewegliche Einheiten vor allem gegen die Bedrohung durch Drohnen schützen.
Zusammenwirken mit anderen Systemen
Ursprünglich sollte bereits Iron Beam mobil sein und neben Iron Dome in selbstständigen Batterien aus jeweils einem Feuerleitstand, einem Flugabwehrradar und zwei Laserwaffen eingesetzt werden. Aus Gründen von Masse, Energieversorgung und Komplexität wurde es schließlich jedoch stationär ausgeführt und in Iron Dome integriert. Als Energiewaffe mit theoretisch unbegrenzter Munitionsversorgung sind Lasersysteme ideal zur Abwehr von Sättigungsangriffen, wie Israel sie wiederholt aus dem Gazastreifen, Libanon und zuletzt dem Iran ausgesetzt war. Verschiedene Länder arbeiten daher an dieser Technologie. Unter anderem haben Rheinmetall und MBDA einen Demonstrator getestet.
Wie Generalmajor Zamir bei der Unterzeichnung des Auftrags erklärte, soll Iron Beam nun innerhalb eines Jahres im regulären Einsatz stehen. Der Auftrag sichere die fortgesetzte und beschleunigte Beschaffung „vieler“ zusätzlicher Systeme. Die genaue Anzahl wird vermutlich von der notwendigen Abdeckung des israelischen Staatsgebietes im Zusammenwirken mit Iron Dome und weiteren Raketenabwehrsystemen wie David’s Sling und Arrow abhängen.
Stefan Axel Boes