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Spezielles Gewehr für spezielle Kräfte – Briten schreiben Alternative Individual Weapon auf AR-Basis aus

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Das britische Verteidigungsministerium plant offenbar, seine Spezial- und Spezialisierten Kräfte mit einem neuen Sturmgewehr in Armalite-(AR)-Architektur auszurüsten. Das geht aus einer jüngst veröffentlichten Ausschreibung einer „Alternative Individual Weapon (AIW)“ hervor. Dagegen erhält die Linientruppe derzeit querschnittlich das erst kürzlich modernisierte Standard-Bullpup-Gewehr L85A3. Es sollen zwischen 3.000 und 10.000 AIW-Systeme beschafft werden. Bei einer Vertragsdauer von zehn Jahren rechnen die Beschaffungsbehörden mit Kosten zwischen 500.000 und 90 Millionen Pfund.

Die AR-Bauart ist vor allem in Form der US-Standardhandwaffen M16 und M4 weit verbreitet. Spätestens seit Beginn des „Global War on Terror“ nach den Anschlägen des 11. September 2001 orientierten sich etliche andere Handwaffenhersteller an dieser Bauart und vor allem deren Bedienphilosophie.

Das AIW-Vorhaben unterscheidet zwei Komponenten: zum einen die Waffe und das zugehörige abnehmbare Signaturreduzierungssystem, zum anderen das Optiksystem. Beide Komponenten werden separat beschafft, können aber auch vom selben Anbieter stammen.

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Als Kaliber ist 5,56 mm x 45 vorgegeben. Dabei muss die Waffe auf die Nutzung der Patrone L15A2 (mit einem 62gr Vollmantelgeschoss) optimiert sein. Interessant erscheint die in der Ausschreibung getätigte Definition der AR-Plattform: Ein Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss. Hingegen fehlen AR-typische Konstruktionsmerkmale wie das Pufferrohr („buffer tube“) oder das direct-impignement-Gassystem. Damit würde auch das L85A3 die Anforderungskriterien erfüllen. Allerdings schließt die Ausschreibung eine Bullpup-Bauweise explizit aus. Weitere Forderungen sind ein nicht-mitlaufender Ladehebel, Magazinhalteknopf, Verschlussfanghebel, kombinierter Sicherungs- und Feuerwahlhebel, Zuverlässigkeit in allen Konfigurationen und unter allen Einsatzbedingungen. Das Optiksystem soll sowohl auf Waffe, Lauflänge und Munition abgestimmt sein.

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Folgende Schritte sind für das Beschaffungsvorhaben vorgesehen:

  • Stage 1 – Auswahlverfahren der Teilnehmer für die Angebotsabgabe.
  • Stage 2 – Bis zu sechs Teilnehmer dürfen Waffen für die Erprobung einreichen, gefordert sind zwischen 88 und 528 AIW-Systeme – je nach Anbieterzahl. Die Kosten für die Lieferung und Betreuung der Versuchswaffen werden den Unternehmen erstattet. Wettbewerber sollen zwischen Dezember 2021 und März 2022 ihre AIW-Vorschläge einreichen. Wirtschaftsakteure – auch Hersteller – dürfen nur einen AIW-Kandidaten einreichen.
  • Stage 3 – Alle Wirtschaftsakteure, die gemäß der Rahmenvereinbarung für die Beschaffung von AIW-Systemen durch die Behörde in Stage 2 den Zuschlag erhalten haben, werden zur Teilnahme an zwei weiteren Wettbewerben im Rahmen des AIW-Vorhabens eingeladen: einer für die Waffe und einer für das Optiksystem. Die Bewertungskriterien dabei sind: Preisgestaltung für die Beschaffung des AIW-Systems, Optionspreise für zusätzliche Systeme, Anforderungen an die technische Unterstützung während der gesamten Lebensdauer (TTLS), vollständige Bewertungsmethodik (kommerziell und technisch) sowie die Anforderungen hinsichtlich Sicherheit und Gebrauchstauglichkeit und schließlich die Ergebnisse der Benutzererprobung.

Generell ist diese Ausschreibung nicht wirklich überraschend. Spezial- und Spezialisierte Kräfte der britischen Streitkräfte führen bereits einige Waffen mit der AR-Architektur. Hierzu zählen im Handwaffeninventar auf der Insel insbesondere die Modelle L119A1 und L119A2 alias C8 von Colt Canada (inzwischen zu CZ gehörig), das SIG MCX im Kaliber .300BLK sowie jüngst auch die M6A2 Ultra Compact Individual Weapon von LWRC.

Neben den genannten Herstellern dürften weitere Wettbewerber bereitstehen. Mögliche Kandidaten wären in alphabetischer Reihenfolge Caracal, C.G. Haenel, FN Herstal beziehungsweise. FNH USA, Heckler & Koch (die gegenwärtig die L85-Flotte modernisieren) oder LMT.

Jan-Phillipp Weisswange