Fast ein Jahr lang hieß es für das Kommando Spezialkräfte (KSK) keine Einsätze und keine Teilnahme an Übungen, der Verband sollte sich voll und ganz auf die Umsetzung der Reformbemühungen konzentrieren. Nachdem der Verband bereits im zweiten Quartal 2021 mit der Einsatzgestellung begonnen hat, so beispielsweise zur Absicherung des Abzuges aus Afghanistan, wird nun auch der Übungsbetriebt langsam aber sicher hochgefahren.
So auch die derzeit laufende Großübung „Black Star“. Bei dieser Übung trainieren die Spezialkräfte, unterstützt von einer Vielzahl weiterer Truppen, die Geiselbefreiung deutscher Staatsbürger im Ausland. Geübt wird rund um die Mecklenburgische Seenplatte, Trollenhagen, Burg, Altengrabow und Lehnin. Dreh- und Angelpunkt ist der Flugplatz in Trollenhagen.
Insgesamt sollen rund 400 Einsatzkräfte des Kommando Spezialkräfte beteiligt sein. Die gesamte Übung dauert vier Wochen. Dabei wird unter anderem das das Zusammenspiel von Aufklärern, Fallschirmjägern, Sanitätern, Heeresfliegern und der Luftwaffe trainiert. Als Luftfahrzeuge kommen unter anderem der Airbus A400M, die C-160 Transall – wohl die allerletzte Übung vor der Ausphasung – sowie Hubschrauber des Typs NH90 zum Einsatz.
Die Übungsserie Black Star dient nicht nur der vorbereitenden Ausbildung, sie ist zeitgleich die nationale, streitkräfte- und ressortübergreifende Zertifizierung. Im Anschluss an die Zertifizierung folgt die Bereitschaft des Verbandes für die kommenden 18 Monate, Kräfte für Operationen zur Geiselbefreiung deutscher Staatsbürger im Ausland vorzuhalten.
Geiselbefreiung im Rahmen des nationalen Risiko- und Krisenmanagements
Die Division Schnelle Kräfte mit ihren Fallschirmjägerkräften hat im Rahmen des nationalen Risiko- und Krisenmanagements (natRKM) den ständigen Auftrag, Kräfte für Operationen zur Rückführung/Evakuierung deutscher Staatsbürger im Ausland vorzuhalten. Diese Kräfte sind in wenigen Stunden bzw. Tagen abrufbar und weltweit verlegbar. Reicht eine einfache oder ggf. sogar bewaffnete Evakuierung nicht aus, und sind Geiseln zu befreien, übernimmt das KSK. Auch die Calwer haben im Rahmen von natRKM den ständigen Auftrag, Kräfte für Operationen zur Befreiung deutscher Staatsbürger im Ausland bereitzuhalten.
Bei so einem Einsatz müssen viele Abläufe wie in einem Getriebe perfekt zusammenpassen. Daher werden neben den Spezialkräfte auch die Luftwaffe, die Heeresflieger, der Sanitätsspezialzug KSK, Special Operations Terminal Attack Controller (SOTAC) und weitere Unterstützungskräfte beübt. Auch Diensthunde kommen zum Einsatz. Vorgeschaltet der Übung war eine Gefechtsstandübung. Das sogenannte Operations Centers (OPCEN) steuert und koordiniert die Einsätze. Insgesamt gibt es drei voneinander unabhängige komplexe Lagen die durch den Einsatzverband „Hostage Release Operations“ (HRO) gelöst werden müssen. Wie komplex ein solcher Einsatz ist, und wie hoch das Thema Evakuierung und Geiselbefreiung im Bereich natRKM aufgehängt ist, zeigt die Tatsache, dass der Einsatzverband HRO durch die Kommandeur KSK geführt wird.
HRO-Einsatzverband
Der HRO-Einsatzverband besteht im Kern aus einer Kommandokompanie und wird sowohl aus dem KSK direkt als auch aus der gesamten Bundeswehr mit zusätzlichen Fähigkeiten ergänzt. Hierzu gehören beispielsweise Luftfahrzeuge, Spezialisierte Kräfte des Heeres mit Erweiterter Grundbefähigung für Spezielle Operationen (SpezlKrH EGB), die luftlandefähige Komponente für den elektronischen Kampf zur Nahunterstützung im Einsatz (LEKE), Angehörige des Kommando Strategische Aufklärung (KSA) sowie Teilnehmer anderer Ressorts.
Der ressortgemeinsamen Zusammenarbeit kommt in Geisellagen eine besondere Bedeutung zu, zugleich wird auch durch das Einsatzführungskommando der Bundeswehr die übergeordnete Führungsebene abgebildet.