StartBewaffnungG95K – Feuerkraft, Handling und Präzision

G95K – Feuerkraft, Handling und Präzision

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Die Spezialkräfte der Bundeswehr erhalten seit Januar dieses Jahres sukzessive das neue „Sturmgewehr Spezialkräfte leicht“ oder G95K – K steht für Kurz, S&T berichtete. Jeder Soldat des Kommando Spezialkräfte (KSK) und des Kommando Spezialkräfte Marine (KSM) gibt derzeit nach und nach sein G36K A4 ab und erhält die neue Waffe.

Neben den Kommandokräften werden auch die Unterstützungskräfte, wozu beispielsweise Fernmeldespezialisten, Logistiker und Sanitäter des KSK und KSM zählen, das neue Sturmgewehr erhalten. Bis Ende des Jahres sollen dem Vernehmen nach alle Kräfte ihre neue Handwaffe erhalten haben und dann mit einem einheitlichen System im Einsatz kämpfen können.

G95K

Der Name „Sturmgewehr Spezialkräfte leicht“ ist genaugenommen irreführend, denn das neue Gewehr ist hauptsächlich aus Metall gefertigt und somit etwas schwerer als das G36K, die bisherige Waffe der Spezialkräfte.

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Das G95K ist ein Kurzhub-Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss basiert auf dem Heckler & Koch HK416A7 im Kaliber 5,56 mm x 45. Das G95K verfügt über eine werkzeuglos verstellbare Gasverstellung für den Einsatz mit Signaturdämpfer und nutzt ein 14,5 Zoll Rohr (rund 37 cm).

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Die Rohrlänge stellt den Angaben der Bundeswehr nach einen optimalen Kompromiss zwischen Handlichkeit und Wirkung der Waffe dar. Zum Vergleich, das derzeit in Nutzung befindliche G36K hat eine Rohrlänge von 318 mm, bei der Standardversion des G36 sind es 480 mm. „Wir haben ein um zwei Zoll längeres Rohr im Vergleich zum G36K. Wir können dadurch nicht nur auf kurze Distanz, sondern auch bis 300 Meter sehr präzise arbeiten“, lobt ein Schießausbilder des Kommando Spezialkräfte die Präzision der neuen Waffe in einem Beitrag auf dem Webauftritt der Bundeswehr.

Die Ergonomie des G95K beruht auf der AR-15 Systemfamilie. Es gibt jedoch ein paar Abweichungen, so verfügt das G95K über einen speziellen 45-Grad-Sicherungshebel für Einzelfeuer und 90-Grad-Winkel für Dauerfeuer, im Vergleich zu den üblichen 90/180-Grad-Sicherungen von AR-Gewehren. Die Soldaten kennen diese Ergonomie aus der Handhabung des G36. Hinzu kommt ein um 45 Grad zur Visierlinie versetztes Notvisier. Neu im Vergleich zur G36-Ergonomie ist der Durchladehebel, der jetzt hinten am Gehäuse sitzt, und nicht mehr mittig oben im Gehäuse.

Ein adaptierbares Abschussgerät für 40-mm-Granaten soll später folgen, diese wird den Verschuss der eingeführten 40 mm x 46 Low Velocity-Granaten ermöglichen. Das Unterbaugerät wird über eine elektronische Feuerleitung mit einem Laserentfernungsmesser verfügen und somit eine deutliche Verbesserung der Zielgenauigkeit zum derzeitig, bei G36 genutzten Granatwerfer aufweisen. Die Beschaffung des Unterbaugerätes und der Feuerleitung wird in einem gesonderten Projekt durchgeführt.

Ergänzungssätze

Neben der Basiswaffe werden die Soldaten auch spezielle auf die spezifischen Aufträge ausgelegten Ergänzungssätzen erhalten. Zum Ergänzungssatz G95K zählen:

  • Ein Laser- und Lichtmodul (Rheinmetall VTAL-K, mit Ziellaser bzw. Zielmarkierer und Zielbeleuchter sowie eine Waffenlampe,
  • ein Optikpaket bestehend aus einem Rotpunktvisier und einem abklappbaren Vergrößerungsnachsatz für das Schießen auf weitere Distanzen (die Spezialkräfte des Heeres erhalten ein Optikpaket des Herstellers EOTech, die Spezialkräfte der Marine dagegen ein Optikpaket des Herstellers AimPoint),
  • neue HK Gen3 30-Schuss Magazine,
  • ein 60-Schuss MagPul-Trommelmagazin
  • sowie Waffengriffe, Hülsenfangsäcke, Zweibeine und Signaturdämpfer (Schalldämpfer).
2021 04 22 G95K in der Truppe
Einen seiner ersten Truppenbesuche absolvierte der neue Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, in Eckernförde. An dem Standort an der Ostsee führten ihm das Seebataillon und das Kommando Spezialkräfte (KSM) der Marine ihre Fähigkeiten und Ausstattung vor. Dabei tauchte auch das G95K auf, welches hier der Hauptbootsmann dem Admiral zeigt. (Foto: Deutsche Marine/Twitter)

Signaturdämpfer

Einem von der Bundeswehr veröffentlichten Bericht zufolge werden die Spezialkräfte mit zwei unterschiedlichen Signaturdämpfern ausgerüstet, diese dienen der Unterdrückung bzw. Dämpfung der Schussgeräusche sowie des Mündungsfeuers.

Zu einem G95K-Satz gehören demnach ein Übungsschalldämpfer und ein Schalldämpfer für den Einsatz. „Der Übungsschalldämpfer ist leer und günstiger in der Fertigung. Warum zwei Versionen? Jeder Schalldämpfer, oder Englisch Suppressor, wird aufgrund der Funktionsweise heiß und der KSK-Dämpfer müsste nach 1.500 Schuss gegen einen neuen getauscht werden. So würden zusätzliche Kosten entstehen. Außerdem entweichen durch den Suppressor extrem viele Gase aus dem Patronenlager in Richtung des Schützen. Das ist für den Schützen schlichtweg unangenehm und gerade im intensiven Übungsbetrieb würde dies eine unnötige Belastung bedeuten. Mit dem normalen Suppressor kann zudem keine FX-Übungsmunition verschossen werden. Der Übungssupressor bewirkt, dass wir für unsere Trainingszwecke immer die gleichen Ausmaße haben, das gleiche Gewicht, allerdings keine Suppressor-Funktion, aber insgesamt eine Kostenersparnis“, erklären die Autoren der Bundeswehr den Sinn hinter den zwei unterschiedlichen Dämpfern.

André Forkert