Auch am gestrigen Mittwoch hat die Bundeswehr ihre Evakuierungsflüge aus Kabul fortgesetzt und 635 weitere Personen aus Afghanistan evakuiert. Neben dem militärischen Teil des Kabuler Flughafens ist auch der zivile Teil wieder offen, so dass auch der zivile Flugverkehr wieder aufgenommen werden konnte. Darüber hinaus hat die Bundesregierung gestern beschlossen, die angelaufene militärische Evakuierungsmission durch den Bundestag mandatieren zu lassen, eine Abstimmung im Bundestag wird für den 25. August erwartet.
„Das Mandat für eine militärische Evakuierungsoperation zur Rettung von deutschen Staatsangehörigen durch die Bundeswehr sieht eine personelle Obergrenze von bis zu 600 Soldatinnen und Soldaten vor und erstreckt sich auf das gesamte Staatsgebiet Afghanistans. Der Einsatz ist bis zum 30. September 2021 befristet. Auf Basis des Mandates kann die Bundeswehr im Rahmen verfügbarer Kapazitäten neben Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern aus Deutschland auch Personal der internationalen Gemeinschaft sowie weitere designierte Personen evakuieren. Dazu zählen zum Beispiel afghanische Ortskräfte und ihre Familien“, heißt es dazu in einem Beitrag des Bundesverteidigungsministeriums.
Ob jedoch tatsächlich aus dem gesamten Staatsgebiet evakuiert werden wird, wie es das Mandat erlauben würde, bleibt fraglich. Nach Aussagen eines Sprechers des Auswärtigen Amtes während der gestrigen Bundespressekonferenz hat die Bundesrepublik nur die Möglichkeit, Personen über den Flughafen Kabul zu evakuieren. „Es ist so, dass wir nur in Kabul die Möglichkeit haben, Menschen auszufliegen – und auch dort nur, wenn sie es zum Flughafen schaffen“, so der Sprecher.
Zum jetzigen Zeitpunkt scheint nur die britische Regierung ihren Truppen den Auftrag gegeben zu haben, auch außerhalb des Flughafens befindliche Personen zu evakuieren. Bestätigten Meldungen zufolge evakuieren britische Fallschirmjäger (2 Para) Zivilisten auch außerhalb des Flughafens und verbringen diese in den gesicherten Bereich des Flughafens, damit diese im Anschluss ausgeflogen werden können.
Deutsche Evakuierungsflüge am Mittwoch
Der erste deutsche Evakuierungsflug am Mittwoch erfolgte um die Mittagszeit und brachte 180 Personen aus Kabul heraus. Am Nachmittag erfolgte der zweite Flug, diesmal mit 229 Personen. Der für die Luftsicherheit zuständige General in der Luftwaffe hat nach Angaben der Luftwaffe „alle Beschränkungen, wie Anzahl der mitzunehmenden Personen, Anschnallpflicht, Sitzplätze etc. für diesen Einsatz aufgehoben“, daher können die A400M deutlich mehr Personen transportieren als eigentlich zulässig ist.
Am Mittwochabend erfolgte der dritte Evakuierungsflug des Tages. Die Besonderheit des Fluges war, dass er mit einer mit Material beladenen A400M erfolgt ist. Die A400M sollte Material von Deutschland nach Taschkent bringen, nach einem Tankzwischenstopp in Baku wurde die Maschine auch bei der Evakuierung in Kabul eingebunden. Der freie Transportraum wurde dazu genutzt um 15 Personen nach Taschkent auszufliegen. Der letzte Flug erfolgte in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, dabei wurden 211 zu evakuierende Menschen ausgeflogen.
Somit wurden am dritten Evakuierungstag 635 Personen aus Kabul ausgeflogen, im Gesamtverlauf der letzten Tage haben die deutschen Streitkräfte nach eigenen Angaben 901 Menschen ausgeflogen. Die Bundeswehr kündigte an, die Flüge auch heute weiter fortsetzen zu wollen.
Unsere weitere Berichterstattung zu dem Thema finden sie hier:
Militärische Evakuierung in Afghanistan: Zusammenfassung 4. Tag
Unsere vorherige Berichterstattung zu der militärischen Evakuierungsmission der Bundeswehr in Afghanistan:
- Bundeswehr führt Evakuierungsoperation in Afghanistan aus
- Schutz und Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Krisengebieten
- Militärische Evakuierungsoperation hat begonnen
- Kommentar: Strategische Blindheit der Politik gefährdet Soldaten und Zivilisten
- Militärische Evakuierung in Afghanistan: Erster Evakuierungsflug der Bundeswehr erfolgt
-
Militärische Evakuierung in Afghanistan: Zusammenfassung 2. Tag