StartBewaffnung120-mm-Mörser: Götterdämmerung beim Boxer

120-mm-Mörser: Götterdämmerung beim Boxer

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Auf der diesjährigen DSEi hat Rheinmetall im September zusammen mit RBSL, einem Joint-Venture mit BAE Systems, erstmals eine 81-mm-Mörservariante des Boxers vorgestellt. Nun soll eine 120-mm-Version folgen. Offenbar haben die britischen Streitkräfte Bedarf für einen 120-mm-Mörser auf Boxerbasis.

Nach Aussage von Gunnar Andersson, Leiter Vertrieb und Business Development bei der norwegischen Tochter von Rheinmetall, sollte die Integration recht einfach zu bewerkstelligen sein, da das bereits integrierte 81-mm-System und der 120-mm-Mörser vom Typ MWS120 Ragnarok (auf Deutsch Götterdämmerung) über rund 80 Prozent der gleichen Komponenten verfügen. Der Ragnarok basiert auf dem einsatzerprobten 81-mm-Mörser vom Typ MWS81, welcher seit geraumer Zeit in den norwegischen Streitkräften in Verwendung ist.

Der auf der DSEi 2021 vorgestellte Mörserboxer hatte zwar ein 81-mm-System eingerüstet, die sonstige Konfiguration des Mörsermoduls war aber auf ein 120-mm-System ausgelegt. Dies ist beispielsweise deutlich anhand der Munitionsstaufächer zu erkennen, welche der Größe von 120-mm-Patronen entsprechen.

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Ragnarok

Rheinmteall hat das automatische 120-mm-Mörserwaffensystem Ragnarok erstmals 2019 auf der DSEi der Öffentlichkeit vorgestellt. Das manuell geladene und vollelektrische System mit mechanischer Übertragung ermöglicht eine Schussrate von 18 bis 20 Schuss pro Minute. Das Systemgewicht beträgt knapp eine Tonne. Die Nutzung moderner Rückstoßtechnologien erlaubt die Integration des Systems in eine breite Palette an Fahrzeugplattformen. Neben schwereren 8×8 Fahrzeugen ist auch eine Nutzung in 6×6 und leichten 4×4 Fahrzeugen möglich.

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Erste Schussversuche fanden bereits im Januar 2018 in Norwegen statt, weitere Schusskampagnen folgen im Oktober 2019 in Unterlüß bzw. November 2019 in Alkantpan (Südafrika). Dabei wurden erstmals realistische Feuerkommandos öffentlich vorgeführt. Innerhalb von einer Minute und 42 Sekunden wurden mit einem einzigen Ragnaroksystem zwei unterschiedliche Ziele mit vier beziehungsweise sechs Patronen bekämpft.

Bei der Entwicklung des Ragnarok standen nach Angaben von Andersson die Aspekte einer möglichst hohen Feuerrate sowie Modularität bei einem möglichst geringen Preis im Vordergrund. Daher hat man auf einen automatischen Lademechanismus verzichtet und das System so ausgelegt, dass fast jedes in Nutzung befindliche 120-mm-Rohr (glatt und gezogen) weiterverwendet werden kann. Das Mörsersystem wird optional ohne eigenständiges Feuerleitsystem angeboten, um auch hier eine Weiternutzung eingeführter Systeme zu ermöglichen. Eine Integration ist Rheinmetall zufolge aufgrund der Modularität des MWS120 recht einfach möglich.

Das Rohr kann im Transportzustand durch den Trupp entnommen und bei Bedarf unter Nutzung einer Bodenplatte und eines Zweibeines abgesessen eingesetzt werden. Eingeführte Mörsersysteme können so weiterverwendet werden.

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Rheinmteall hat das automatische 120-mm-Mörserwaffensystem Ragnarok erstmals 2019 auf der DSEi der Öffentlichkeit vorgestellt. (Foto: Soldat & Technik / Waldemar Geiger)

Die Modularität des Ragnarok bietet mehrere Vorteile. Durch Weiternutzung eingeführter Systeme können bei Bedarf Kosten in der Anschaffung und Ausbildung eines neuen Systems eingespart werden. Daneben bietet es Interessenten die Möglichkeit, sich praktisch selbst einen Mörser zu konfigurieren. Alle Systeme können je nach Bedarf und zur Verfügung stehendem Budget aus einem Systemhaus oder unterschiedlichen Anbietern ohne großen Integrationsaufwand zu einem Gesamtsystem (vollautomatische Waffenanlage mit Feuerleitsystem) kombiniert werden. Der weitere Vorteil liegt darin, dass man die Komponenten des Mörsers einzeln modernisieren kann, ohne das Gesamtsystem neu entwickeln zu müssen. Die Implementierung neuer Technologien und Produkte lässt sich so deutlich schneller und einfacher bereits während der Nutzungsphase durchführen.

Waldemar Geiger