StartBewaffnungDynamit Nobel Defence investiert in den Aufbau von Produktionskapazitäten und eröffnet Gießzentrum

Dynamit Nobel Defence investiert in den Aufbau von Produktionskapazitäten und eröffnet Gießzentrum

Waldemar Geiger

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Fast auf den Stichtag zum 120-jährigen Jubiläum der Sprengstoffverarbeitung am Standort Burbach und rund zweieinhalb Jahre nach dem ersten Spatenstich hat die Dynamit Nobel Defence GmbH (DND) am 08. September 2023 ein neues Gießzentrum auf dem Firmengelände in Burbach eröffnet, welches das Unternehmen in die Lage versetzen wird, Gefechtskopfladungen, die eine spezielle Sprengstoffgeometrie erfordern, in industriellem Rahmen gießen zu können. Das Unternehmen wird in Kürze damit beginnen, die Ladungen für die Antistruktur-Munition (RGW 90 ASM sowie Wirkmittel 90 ASM) sowie das Wirkmittel 90 Spreng MZ (DM11) in der neuen Produktionsstätte herzustellen.

Das Gießzentrum ist eine „neue Fähigkeit“, für das in den vergangenen Jahren stark gewachsene Unternehmen, wie Michael Humbek, CEO der DND, im Rahmen der Einweihung erklärte. Denn die bisherige Produktion dieser Ladungen musste in langwieriger Handarbeit erfolgen. Im Gegensatz zu trichterförmigen Ladungen von panzerbrechenden Hohlladungsgeschossen können viele andere Ladungsgeometrien nicht gepresst werden, weil man diese nicht aus der Presse entnehmen könnten, ohne die dafür notwendigen Werkzeuge umständlich zu zerlegen oder die einzelnen Ladungsgeometrien aufwendig zu einer Gesamtladung verkleben zu müssen. Um jedoch spezifische Wirkungen erzielen zu können, müssen die Ladungen in eine entsprechende Passform gegossen werden. Genau dafür ist das Gießzentrum da.

Das Gießzentrum selbst ist ein Komplex aus mehreren unscheinbaren Gebäuden, die es aber im wahrsten Sinne des Wortes in sich haben. Humbek zufolge sind in der „für die Ewigkeit“ gebauten Anlage insgesamt 691 Tonnen Stahl und 1.775 Kubikmeter Beton verbaut worden. Der Gesamtkomplex besteht aus Gießzentrum und einer Trockenanlage mit mehreren Temperier-Kammern, in der die gegossenen Ladungen nach dem Gießen kontrolliert aushärten. Das Herzstück des Zentrums bilden aber der Mischraum und der Gießraum, mit der darin verbauten hochautomatisierten Gießanlage. Alleine die Feinjustierung und Inbetriebnahme dieser von der DND in Zusammenarbeit mit einem Spezialmaschinenbauer entwickelten Anlage hat rund ein Jahr gedauert, bis diese in der Lage war, die Ladungen in der geforderten Qualität gießen zu können. Denn Anlagen, die in der Lage sind, militärische Explosivstoffe zu mischen und blasenfrei zu gießen, sind nicht von der Stange erhältlich. Und da jede kleine Blase sicherheitsrelevant und leistungsbeeinflussend ist, muss das System extrem präzise und fehlerfrei arbeiten.

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Dynamit Nobel Defence investiert weiter in den Standort Burbach

Mit der Eröffnung des Gießzentrums setzt DND, das Unternehmen ist seit 2004 im Besitz des israelischen Rüstungskonzerns Rafael Advanced Defense Systems, seine Strategie des Investments in den Standort Deutschland weiter fort. Humbek verwies darauf, dass das Unternehmen 2004 nur rund 100 Mitarbeiter hatte und 25 Millionen Umsatz gemacht hat. Heute seien es 400 Mitarbeiter und 130 Millionen Umsatz.

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In den letzten 19 Jahren wurde Technologien aus Israel nach Burbach verlagert, die es dem Unternehmen ermöglicht habe, eine Schutzsparte aufzubauen – DND liefert den insensitiven Reaktivschutz für den Schützenpanzer Puma. Zudem wurde mit DND Digital ein neuer Unternehmenszweig etabliert, welcher der im Rüstungsgeschäft immer bedeutender werdenden Sparten Software und unbemannte Systeme Rechnung tragen soll. Auch der Bereich der Sperrfähigkeit – DND ist der Hersteller der AT-2 Wurfminen – wurde neu gestartet, wie Humbek den anwesenden Gästen deutlich machte.

Daneben wurde viel in die Modernisierung und Aufbau der Infrastruktur investiert. So wurde einige Produktionsstätten auf den Stand der Technik gebracht und eine hauseigene 600-m-Schießbahn für den Verschuss von schultergestützten Wirksystemen errichtet. Dabei will man es aber laut Humbek nicht bewenden lassen. So sei man derzeit bereits daran, ein neues Gebäude für die Endmontage zu errichten. Die Baugenehmigungen dafür liegen bereits vor.

Waldemar Geiger