StartStreitkräfteJapanische Marineinfanteristen verlegen ab 2025 regelmäßig nach Australien

Japanische Marineinfanteristen verlegen ab 2025 regelmäßig nach Australien

Marineinfanteristen der japanischen Amphibischen Schnelleingreifbrigade werden ab dem kommenden Jahr regelmäßig nach Darwin im Norden Australiens verlegen, um gemeinsam mit australischen Soldaten und U.S. Marines zu trainieren. Das gaben die Verteidigungsminister der drei beteiligten Nationen, Richard Marles für Australien, Lloyd Austin für die USA und Nakatani Gen für Japan, bei einem Treffen in der Stadt bekannt. Das trilaterale Programm wird mit der Übung Talisman Sabre 2025 beginnen. Umgekehrt wird Australien sich nächstes Jahr erstmals an der Übung Orient Shield in Japan beteiligen.

Talisman Sabre ist eine seit 2005 zweijährlich abgehaltene Übung mit amphibischem Schwerpunkt. Sie wird als größte ihrer Art von Australien und den USA geführt, steht aber auch internationalen Partnern offen. 2023 nahm erstmals die Bundeswehr mit über 200 Soldatinnen und Soldaten vom Fallschirmjägerregiment 31 und dem Seebataillon der Marine teil. Bereits 2019 waren auch 300 Marineinfanteristen aus Japan beteiligt. Orient Shield wiederum ist eine japanisch-amerikanische Übung, die seit 1985 jährlich stattfindet. Die Durchführung rotiert zwischen den fünf japanischen Armeekommandos.

Luftlandepioniere der Bundeswehr im australischen Outback bei Talisman Sabre 2023.
Luftlandepioniere der Bundeswehr üben das Vorgehen im australischen Outback bei Talisman Sabre 2023.
(Foto: Bundeswehr/Julia Dahlmann)

U.S. Marines schon seit 2012 in Darwin stationiert

Bereits seit 2012 ist die amerikanische Marine Rotational Force Darwin in sechsmonatigen Rotationen als Air-Ground Task Force mit bis zu 2.500 Mann in der nordaustralischen Hafenstadt stationiert. Dies ist eine der Maßnahmen aufgrund der wachsenden Besorgnis unter den pazifischen Anrainerstaaten über die zunehmende militärische Stärke und das Auftreten Chinas in der Region, unter anderem gegenüber dem von ihm als abtrünnige Provinz betrachteten Taiwan.

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Auch kommt es mittlerweile regelmäßig zu gewalttätigen Zwischenfällen zwischen chinesischen Sicherheitskräften und staatlichen sowie zivilen Schiffen der Nachbarländer aufgrund überlappender Territorialansprüche im südchinesischen Meer. China beansprucht ebenfalls die von Japan verwalteten Senkaku-Inseln östlich von Taiwan und nähert sich diesen gelegentlich mit Schiffen oder Flugzeugen. Japan bezieht umgekehrt seit 2021 die Sicherheit Taiwans verstärkt in seine Überlegungen zur Verteidigungspolitik ein.

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Entsendung von Marineinfanteristen historisch bemerkenswert 

Der jetzige Beschluss zur verstärkten Kooperation zwischen Australien, Japan und den USA ist ebenfalls vor diesem Hintergrund zu sehen. Für die japanischen Streitkräfte ist dies ein bedeutender Schritt. Im Vergleich zu Deutschland hat Japan sich aufgrund seiner pazifistischen Verfassung, aber auch fortbestehenden Ressentiments wegen seiner Eroberungskriege im Pazifikraum bis 1945 und Meinungsverschiedenheiten über deren angemessene Aufarbeitung bislang militärisch kaum international engagiert.

In dieser Hinsicht ist die Verlegung japanischer Marineinfanteristen gerade nach Darwin, wo 1942 mit schweren japanischen Bombardierungen der erste Angriff auf das Staatsgebiet des modernen Australiens stattfand, besonders bemerkenswert. Die Stadt wurde damals aus Furcht vor einer Invasion evakuiert. Auch japanische Marineinfanteristen hat es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben, bis 2018 die Amphibische Schnelleingreifbrigade in Dienst gestellt wurde. Ihre Aufgabe ist vor allem, von einem Gegner besetzte japanische Inseln zurückzugewinnen.

Japanische Marineinfanteristen beim Aufstellungsappell der Amphibischen Schnelleingreifbrigade 2018.
Japanische Marineinfanteristen beim Aufstellungsappell der Amphibischen Schnelleingreifbrigade 2018. (Foto: U.S. Marine Corps/Amy Phan)

Organisation der Amphibischen Schnelleingreifbrigade

Die in Sasebo stationierte Brigade entstand aufgrund von bei Übungen mit den U.S. Marines gesammelten Erfahrungen und ist in ihrer Organisation entsprechend geprägt. Sie besteht aus drei Infanterieregimentern (eigentlich Bataillonen) und jeweils einem Artillerie-, Aufklärungs-, Pionier-, Kampflandungs- und Logistikbataillon. Hinzu kommen eine Fernmeldekompanie und eine Ausbildungseinheit. Die Gesamtstärke beträgt rund 3.000 Mann. Zur Ausrüstung gehören das amerikanische Landungsfahrzeug AAV7A1, das gepanzerte 4 x 4-Aufklärungsfahrzeug Komatsu KU50W sowie Zodiac-Schlauchboote.

Wie ihre amerikanischen Kameraden nutzen die japanischen Marineinfanteristen zudem das Kipprotorflugzeug MV-22 Osprey. Japan bestellte 2014 als erster Exportkunde 17 Exemplare, von denen seit 2020 bislang 14 ausgeliefert wurden. Ab kommendem Jahr sollen die Ospreys zusammen mit Black Hawk Transport- und Apache Kampfhubschraubern in Saga im Südwesten des Landes stationiert werden. Sie sollen auch von den „Hubschrauberzerstörern“ (eigentlich leichte Flugzeugträger) der Izumo-Klasse eingesetzt werden.

Stefan Axel Boes