Die litauischen Streitkräfte planen die Beschaffung von Raketenartilleriesystemen des Typs M142 High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS), wie aus einer Stellungnahme des Verteidigungsministeriums in Vilnius bekannt wurde. Demnach hat das US-Außenministerium den Verkauf von acht HIMARS-Systemen inklusive eines Bewaffnungspaketes sowie weiterer Leistungen bereits genehmigt. Eine Vertragsunterzeichnung soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Das vom US-Rüstungskonzern Lockheed Martin produzierte Waffensystem ist ursprünglich als kosteneffizientere sowie in einer C-130 luftverlegbare Alternative zum M270 MLRS entwickelt worden, welches in einer modifizierten Variante auch als Mittleres Artillerie Raketen System (MARS II) bei der Bundeswehr einführt ist. Beide Systeme teilen sich Komponenten, wie die Raketenstartbehälter.
Der litauische Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas betonte in seiner Stellungnahme, dass es sich um den Erwerb einer Fähigkeit handle, welche bis zu diesem Zeitpunkt nicht in den Streitkräften vorhanden gewesen sei. Die Notwendigkeit für den Kauf der Systeme sei der weiterhin mit hoher Intensität geführte Ukrainekrieg und die daraus sich ableitende Bedrohung für den baltischen Staat, welcher sowohl eine Landgrenze zu Belarus, als auch der russischen Enklave Kaliningrad aufweist.
Der Gesamtwert der Beschaffung liegt laut Mitteilung bei etwa 495 Millionen US-Dollar. Das geplante Paket beinhaltet neben den bereits erwähnten Waffensystemen auch unterschiedliche Munitionssorten sowie ein Logistik- und Ausbildungspaket. Der Stellungnahem des Ministeriums ist zudem zu entnehmen, dass Litauen auch die Beschaffung des leistungsfähigen M57 Army Tactical Missile System (ATACMS) ist mit einer Reichweite von 300 km anstrebt. Der Zulauf der Systeme ist laut litauischem Verteidigungsministerium für Ende 2025 oder gar erst Anfang 2026 geplant. Die finalen Details des Vorhabens werden erst nach der Zustimmung des US-Kongress bekannt werden, welche jedoch als sicher gilt. Bereits im Juli wurde bekannt, dass auch Estland sich für das HIMARS System entschieden hat. Die dortige Beschaffung umfasst nur sechs Mehrfachraketenwerfer, ist jedoch vom Finanzvolumen leicht höher angesetzt, was für eine umfangreichere Munitionsausstattung sprechen könnte.
Die HIMARS-Raketenwerfer sind durch die überaus erfolgreiche Nutzung im Ukrainekrieg seit Monaten im Fokus der Berichterstattung. Die Fähigkeit, in der Tiefe des Raumes logistische Einrichtungen sowie Führungs- und Kommandostrukturen der russischen Streitkräfte punktgenau treffen, wird von Beobachtern als eines der Schlüsselelemente für die erfolgreichen Gegenoffensiven in der Region Charkiw und Cherson angesehen.
Die Erfolge des HIMARS Systems veranlassten bereits Ende Mai das polnische Verteidigungsministerium zu der Ankündigung, die beachtliche Anzahl von 500 M142 beschaffen zu wollen. Ob die gesamte geplante Anzahl im Lichte der Mitte Oktober bekanntgewordenen Einführung des südkoreanischen K239 Chunmoo Raketenartilleriesysteme tatsächlich abgerufen werden sollte, wird jedoch von Beobachtern bezweifelt.