StartBewaffnungIndien beschafft Loitering Munition aus einheimischer Fertigung

Indien beschafft Loitering Munition aus einheimischer Fertigung

Kristóf Nagy

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Die Streitkräfte Indiens beschaffen im Rahmen einer Sofortbeschaffung 450 Loitering Munition vom Typ Nagastra-1. Dies gab sowohl das indische Verteidigungsministerium, als auch der Hersteller Economic Explosiv Ltd am 21.04. in einer Stellungnahme bekannt. Laut Pressemitteilung setze sich die Nagastra-1 gegen Wettbewerber aus Polen und Israel durch.

Die 1995 gegründete Economic Explosiv Ltd (EEL) ist eine Tochtergesellschaft der Solar Industries India Limited und genauso wie das Mutterhaus in der zentralindischen Industriestadt Nagpur angesiedelt. Solar Industries ist als Spezialist für Sprengstoffe und Kampfmittelhersteller und bereits seit Jahren Lieferant der indischen Streitkräfte. Das Unternehmen ist unter anderem Produzent der sich aktuell in Einführung befindlichen (Multi Mode Hand Grenade / MMHG) Mehrrollen-Handgranate. Bei der Entwicklung von Loitering Munition kooperiert ELL mit Z-Motion, einem indischen Spezialisten für unbemannte Systeme.

Die Nagastra-1 Loitering Munition ist laut Herstellerangaben eine Eigenentwicklung und soll laut Pressemitteilung aus Komponenten bestehen, welche zu 75 Prozent aus indischer Fertigung stammen. Der Flugkörper ist laut EEL mit einem 1,5 kg schweren vorfragmentierten Gefechtskopf versehen und ist bei einer Startmasse von acht Kilogramm in der Lage, Ziele in einer Entfernung von bis zu 15 km Entfernung selbständig aufzuklären und zu bekämpfen. Dazu verfügt das System über eine Tag- und Nachtsichtkamera im Bug. Angetrieben wird die Nagastra-1 durch zwei Luftschrauben mit Elektromotoren, welche in die Tragflächen integriert sind. Der Bediener verbleibt bis kurz vor dem Einschlag im Loop und kann den Angriff im Bedarfsfall abbrechen.

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Ausgelegt als starrer Schulterdecker kann die Nagastra-1 dem Hersteller zufolge bis zu 60 Minuten in der Luft verweilen und nach Zielen suchen, bzw. zugewiesene Ziele angreifen. Sollte die Loitering Munition nicht verbraucht werden, kann sie an einem Fallschirm wieder auf den Boden zurückkehren und ist danach handhabungssicher bzw. wiederverwendbar.

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Die Entscheidung für die Nagastra-1 fiel auf Grundlage eines Einsatzbedingten Sofortbedarfs der indischen Streitkräfte. Dieses als Emergency Provision bezeichnete Verfahren erlaubt Auftragsvergaben bis zu einer Höhe von 3 Milliarden Indische Rupien (etwa 33 Millionen Euro) und setzt eine vollständige Lieferung bzw. Erbringung der Leistung innerhalb von zwölf Monaten voraus. Die in der Stellungnahme erwähnten polnische und israelische Konkurrenz ist nicht genauer benannt worden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass es sich um die Waremate und SkyStriker handelt. Indien hatte im September 2021 120 SkyStriker des israelischen Herstellers Elbit bestellt, welche vom Joint Venture mit einem indischen Hersteller unter der Bezeichnung Alpha Elsec produziert wurden. Im Juni 2022 wurde bekannt, dass auch 100 Stück Waremate Loitering Munition des polnischen Hersteller WB Electronics den indischen Streitkräften zulaufen sollen.

Kristóf Nagy