Die von der Kalaschnikow Tochter NII Steel JSC entwickelte Splitterschutzdecke Aegida-U ist in Russland nun auch auf dem freien Markt erhältlich. Dies gab der Kalaschnikow Konzern letzte Woche in einer Stellungnahme bekannt. Beobachter sehen in der bereits im August erfolgten Öffentlichmachung der Erprobung und dem Vertriebsweg auf dem freien Markt den Versuch, ein Produkt für die an der Front exponierten Soldaten für dezentrale Beschaffung und den Kauf von Privatpersonen und NGOs anzubieten.
Splitterschutz- oder sogenannte Bombenschutzdecken sind keine neue Erfindung und z.B. bei Kampfmittelräumern oder Personenschützern in unterschiedlichen Anwendungsbereichen im Einsatz. Die vorgestellte Aegida-U Splitterschutzdecke ist eine Weiterentwicklung des ebenfalls von Kalaschnikow angebotenen Aegida. Die neue Generation übertrifft dabei das Vorgängermodell im Bereich der ballistischen Halteleistung laut Hersteller um etwa 30 Prozent.
Mitte August wurde eine Erprobung des Aegida-U auf dem Testgelände des ebenfalls zum Kalaschnikow-Konzern gehörenden Unternehmens TsNIITOCHMASH veröffentlicht. Die laut Herstellerangaben 2 kg schwere Decke wurde dabei aus der Entfernung von 3 und 5 m mit Gefechtshandgranaten des Typs F-1 und der deutlichen modernen RGN angesprengt. Der Mitteilungen zufolge soll die Decke in allen Fällen den auftreffenden Splittern ohne Durchschlag standgehalten haben.
Die Auswahl der Granattypen ist vermutlich nicht zufällig erfolgt, da die RGN als noch recht zeitgemäß gilt, während die Handgranate des Typs F-1 nicht nur weltweit verbreitet ist, sondern auch immer wieder von ukrainischen Drohnen als Wirkmittel zur Bekämpfung von russischen Stellungen und Fahrzeugen durch Abwurf verwendet wird.
Die Schutzleistung der Aegida-U gegen Artilleriesplitter wird im Gegensatz zu Gefechtshandgranaten sicherlich eingeschränkt sein. Dennoch scheint Kalaschnikow einen Markt in dem Segment zu sehen, was die Weiterentwicklung des Produkts gerechtfertigt hat.
Die Zielgruppe ist indes recht breit gehalten. So empfiehlt der Hersteller die Splitterschutzdecke einerseits Zivilisten für den Selbstschutz. Dies ist aus russischer Sicht sicherlich im Lichte der ukrainischen Kommandoaktionen auf kernrussischen Boden und den bis Moskau reichenden Drohnenangriffen zu sehen. Andererseits wird die Schutzleistung nicht nur gegenüber Personal, sondern auch von hochwertigem Gerät hervorgehoben. Dies ist insbesondere dahingehend interessant, da die Ukraine die Bekämpfung von stationären russischen Sensoren seit Kriegsbeginn erfolgreich durch unbemannte Systeme betreibt.