StartBewaffnungSammler: Infanteristische Panzerabwehrmittel im Ukraine-Krieg

Sammler: Infanteristische Panzerabwehrmittel im Ukraine-Krieg

Waldemar Geiger und Kristóf Nagy

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Infanteristische Panzerabwehrsystemen, bestehend aus schultergestützten Panzerabwehrhandwaffen sowie tragbaren Panzerabwehrlenkflugkörpersystemen, kommt im Krieg in der Ukraine eine besondere Rolle zu. Zahlreiche Berichte, Fotos und Videos aus dem Kriegsgebiet belegen, dass erhebliche Kampferfolge durch solche Systeme erzielt wurden und eine Vielzahl von Kampf- und Schützenpanzern sowie andere gepanzerte Fahrzeuge mit diesen Waffen bekämpft und vernichtet werden konnten.

Die eingesetzten Panzerabwehrsysteme lassen sich anhand unterschiedlicher Kriterien kategorisieren. Eines der Kriterien ist die Herkunft der Systeme. So konnte mittlerweile auf Seiten aller Kriegsparteien beobachtet werden, dass neben den regulär eingeführten Waffen, bzw. kurzfristig im Rahmen von militärischer Unterstützung für die Ukraine gelieferten Systemen, auch von der Gegnerseite erbeutete Panzerabwehrsysteme unverzüglich in den Einsatz gebracht wurden.

So sind mittlerweile mehrere Fälle dokumentiert, in denen sowohl russische Soldaten, als auch Soldaten der prorussischen Separatistenarmee aus dem Donbas westliche Panzerabwehrsysteme des Typs Javelin und NLAW führen. Diese wurden vor dem Krieg von  unterschiedlichen europäischen Nationen und den USA an die Streitkräfte der Ukraine geliefert und vermutlich im Rahmen der Rückzugsgefechte der ukrainischen Truppen in angelegten Waffenverstecken zurückgelassen bzw. im Gefecht erbeutet.

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Im Gegenzug ist auf mehreren Videos zu sehen, wie ukrainische Soldaten zuvor bekämpfte russische Fahrzeuge durchsuchen und funktionsfähige Panzerabwehrsysteme – auch moderner Bauart – unverzüglich ins eigene Arsenal übernehmen.

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Der zweite Ansatz der Kategorisierung ist ein technologischer. Infanteristische Panzerabwehrsysteme lassen sich beispielsweise in ballistische Panzerabwehrhandwaffen sowie Panzerabwehrlenkflugkörper aufteilen. Ballistische Panzerabwehrwaffen sind zumeist einfache, vergleichsweise kostengünstige und von der Schulter verschießbare Waffen, die einmal abgefeuert, einer vorbestimmten Flugbahn folgen. Der Einsatz dieser Systeme ist verhältnismäßig leicht zu trainieren. Eine erfolgreiche Bekämpfung ist aber maßgeblich vom Zielerfolg des Schützen abhängig. Die effektive Kampfreichweite solcher Systeme beträgt meist wenige hundert Meter, die Mindestreichweite dagegen meist nur 10 bis 15 Meter. Daher können diese Systeme ihre Vorteile insbesondere in bebauten Gebieten sowie in einem stark durchschnittenen Gelände ausspielen. Einige Vertreter solcher Waffensysteme – wie beispielsweise die Panzerfaust 3 – sind darüber hinaus so konstruiert, dass sie auch aus geschlossenen Räumen eingesetzt werden können, was sie insbesondere im Orts- und Häuserkampf zu besonders effektiven Panzerabwehrwaffen macht.

Die zweite Kategorie der Panzerabwehrsysteme bilden Panzerabwehrlenkflugkörper. Diese sind deutlich komplexer im Aufbau, somit auch deutlich teurer in Fertigung und Anschaffung, und benötigen mehr Ausbildung. Diese Systeme können mittels unterschiedlicher Mechanismen (etwa optisch-, laser- oder radargelenkt) ins Ziel geführt werden. Einige Vertreter dieser Waffenkategorie sind Fire-and-Forget-Waffen. Das bedeutet, der Schütze muss ein Ziel anvisieren und markieren, der Lenkflugkörper findet sein Ziel im Anschluss an den Abschuss selbst und muss nicht mehr durch den Schützen ins Ziel manövriert werden. Die effektive Einsatzreichweite von Panzerabwehrlenkflugkörpersystemen beträgt meist mehrere Kilometer. Die Mindestreichweite ist aber deutlich größer als bei ballistischen Panzerabwehrwaffen, da moderne Lenkflugkörper über zwei unterschiedliche Antriebe, nämlich ein Ausstoß- und ein Marschtriebwerk verfügen. In der Ausstoßphase wird der Lenkflugkörper aus dem System ausgestoßen, die Leitwerke werden entfaltet und das Marschtriebwerk gezündet. Dies passiert auf den ersten 40 bis 50 Metern der Flugphase. Während dieser Zeit sind die Systeme nicht geschärft und somit nicht für die Bekämpfung geeignet. Lenkflugkörper können ihre Vorteile daher insbesondere auf offenen Flächen bzw. über weite Strecken ausspielen, während sie in Gebieten mit dichter Bebauung meist unbrauchbar sind.

Anbei eine Liste von nachweislich im Kriegsgebiet befindlichen bzw. bereits eingesetzten Panzerabwehrwaffen inklusive einer Kurzbeschreibung der Systeme. Die Liste wird sukzessive weitergeführt.

Nachladbare Panzerabwehrhandwaffen

RPG-7

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RPG-7-Mehrfachwerfer des ukrainischen Herstellers Mayak. (Foto: Kristóf Nagy)

Die RPG-7 ist eine seit Jahrzehnten weiterentwickelte, vielseitige und nachladbare Panzerabwehrhandwaffe und stellt bis heute das Rückgrat der infanteristischen Panzerabwehr sowohl in den russischen, als auch den ukrainischen Streitkräften. Durch die Integration unterschiedlicher Zielmittel und der Weiterentwicklung der Gefechtsköpfe ist die RPG-7 bis heute ein leistungsfähiges Wirkmittel geblieben. Neben modernen panzerbrechenden Gefechtsköpfen stehen auch solche mit Spreng- oder thermobarischer Wirkladung zur Verfügung. Die Ukraine beschaffte zudem ab 2018 in den USA von AirTronic hergestellte Versionen der RPG-7 mit moderner Ergonomie und Optik. Dieses Waffensystem wurde nachweislich durch russische Truppen erbeutet und im russischen Staatsfernsehen gezeigt.

Zudem stellte das ukrainische unternehmen Mayak die RPG-7 in der Standard Ausführung her.

  • Ursprungsland: Sowjetunion/Russland /Ukraine
  • Verwendet von: Russland/Ukraine
  • Gewicht: 6,3 kg leer mit Optik
  • Kaliber: 73 mm – 110 mm
  • Reichweite: 200 m – 1000 m
  • Durchschlagsleistung: 200 mm – 700mm (PG-7WR) Panzerstahl (RHA)
  • Visierung: Offen, Optik mit 2,7 – 4 fache Vergrößerung, unterschiedliche optronische Vorsätze

RPG-16

Die RPG-16 ist eine reichweitengesteigerte Version der RPG-7 aus den späten 1960er Jahren. In den russischen Streitkräften weitestgehend durch andere Wirkmittel verdrängt, findet sie sich bis heute im Bestand der ukrainischen Armee. Die Nutzung der RGP-16 im aktuellen Konflikt ist durch Bilder belegt. Dennoch ist das Wirkmittel als Randerscheinung zu betrachten.

  • Ursprungsland: Sowjetunion
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: 12,4kg feuerbereit mit Optik
  • Kaliber: 58,3 mm
  • Reichweite: 300 m – 500 m
  • Durchschlagsleistung: 300 mm RHA
  • Visierung: Offen, 2,7 fache Vergrößerung

RPG-29

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Die RPG-29 wurde Ende der 1980er Jahre entwickelt und sollte ursprünglich die RPG-7 ablösen. (Foto: US GOV)

Die RPG-29 wurde Ende der 1980er Jahre entwickelt und sollte ursprünglich die RPG-7 ablösen. Neben einem Gefechtskopf mit Tandem-Hohlladung steht auch thermobarische und Sprengmunition zur Verfügung. Die tatsächlichen Produktionszahlen sind jedoch vergleichsweise gering und ihre Bedeutung im aktuellen Konflikt vermutlich zu vernachlässigen. Die Waffe erfuhr dennoch eine starke Proliferation, sodass es sehr wahrscheinlich ist, dass Exemplare der Waffe die prorussischen Kräfte in der Ostukraine erreichten. Auch die Ukraine hat nach Zusammenbruch der Sowjetunion Wirkmittel dieses Typs in ihren Bestand übernommen. Der Status dieser Waffen ist jedoch unklar.

  • Ursprungsland: Sowjetunion/Russland
  • Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken? / Russland/ Ukraine
  • Gewicht: 18,8 kg feuerbereit
  • Kaliber: 105 mm
  • Reichweite: 500 m
  • Durchschlagsleistung: 650 mm RHA hinter reaktiver Panzerung
  • Visierung: Offen, Optik mit 2,7 x Vergrößerung, Nachtsehvisier und Laserentfernungsmesser

Carl-Gustaf

Carl Gustaf M2 Foto Canadian Army Melissa Marshall
Canada hat Ende Februar angekündigt an die ukrainischen Streitkräfte insgesamt 100 Waffensysteme des Typs Carl-Gustaf M2 sowie 2.000 Patronen liefern zu wollen. (Foto: Canadian Army / Melissa Marshall)

Die Carl-Gustaf ist eine vom schwedischen Rüstungskonzern Saab nachladbare, schultergestützte Mehrzweckwaffe. Die Carl-Gustaf geht zurück auf eine Entwicklung aus dem Jahr 1946. Die rückstoßfreie Waffe wurde laufend weiterentwickelt und ist in einer Vielzahl von Nationen im Einsatz. Seit Markteinführung wurden mehrere verschiedene Munitionstypen, darunter unter anderem Anti-Panzer-, Anti-Struktur-, Nebel- und Beleuchtungsmunition entwickelt. Canada hat Ende Februar angekündigt an die ukrainischen Streitkräfte insgesamt 100 Waffensysteme des Typs Carl-Gustaf M2 sowie 2.000 Patronen liefern zu wollen.

Mitte April wurden auch Bilder ukrainischer mit der M3 Variante der Carl Gustaf publik. Es ist jedoch unklar welche Nation diese modernisierte und in den NATO-Staaten weit verbreitete Variante der Waffe (leichter und kürzer als die M2, darüberhinaus ausgerüstet mit einer leistungsfähigeren Optik) an die Ukraine geliefert hat.

  • Ursprungsland: Schweden, geliefert durch Canada (M2), unbekannt (M3)
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: 14,2 kg (M2) bzw. 9,5 kg (M3) Waffe ohne Munition, das Munitionsgewicht beträgt je nach Sorte etwa 3 – 4 kg pro Patrone
  • Kaliber: 84 mm
  • Reichweite: 350 – 500 m
  • Durchschlagsleistung: 400 mm RHA (mit der Munition vom Typ FFV551)
  • Visierung: Offen, Optik mit 3 x Vergrößerung, Nachtsehvisier und Laserentfernungsmesser

RPG-32 Nashshab

Die RPG-Nashshab des jordanischen Herstellers JADARA ist eine seit 2013 gefertigte Lizenzversion der von  JSC SPA Bazalt entwickelten Panzerabwehrhandwaffe. Mit der Waffe können Gefechtsköpfe im Kaliber 72,5 mm und 105 mm verschossen werden. Neben der thermobarischen Mehrzweckpatrone TBG-32 ist auch eine Tandemhohlladung mit der Bezeichnung ATG-32 vorhanden. Die GS-1DN Zieloptik erlaubt das Bekämpfen von Zielen im Entfernungsband zwischen 50 m und 700 m und kann durch ein Nachtsichtgerät ergänzt werden.

  • Ursprungsland: Jordanien
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: 3 kg Waffe ohne Munition, das Munitionsgewicht beträgt 7 kg pro Patrone
  • Kaliber: 72,5 mm und 105 mm
  • Reichweite: 700 m
  • Durchschlagsleistung: 650 mm RHA hinter ERA (mit der Munition vom Typ ATG-32)
  • Visierung: Offen, Optik mit 3 x Vergrößerung, Nachtsehvisier

Einschüssige Panzerabwehrhandwaffen

RPG-18 Mukha

Die RPG-18 ist eine einfache und leichte einschüssige Panzerabwehrhandwaffe. In den russischen Streitkräften wurde sie bereits durch die RPG-22 abgelöst. Die Ukraine jedoch verfügt über Altbestände aus Sowjetzeiten. Zudem wurde die RPG-18 ab 2014 auch bei den prorussischen Kräften im Donbas dokumentiert. Diese stammen entweder aus russischen Depotbeständen, oder wurden von der ukrainischen Armee erbeutet.

  • Ursprungsland: Sowjetunion
  • Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Ukraine
  • Gewicht: 2,6 kg feuerbereit
  • Kaliber: 64 mm
  • Reichweite: 200 m
  • Durchschlagsleistung: 300 mm RHA
  • Visierung: Offen

RPG-22

Die RPG-22 ist eine leichte, einschüssige Panzerabwehrhandwaffe, welche Mitte der 1980er Jahre zur Ablösung der RGP-18 entwickelt wurde. Bei fast unveränderter Masse wurde die Durchschlagsleistung deutlich erhöht. Die Rückstrahlzone des Wirkmittels beträgt weiterhin bis zu 15 m was die Nutzung aus Gebäuden deutlich erschwert.

  • Ursprungsland: Sowjetunion
  • Verwendet von: Prorussiche Kräfte im Donezbecken/Russland/Ukraine
  • Gewicht: 2,8 kg feuerbereit
  • Kaliber: 72,5 mm
  • Reichweite: 200 m
  • Durchschlagsleistung: 400 mm RHA
  • Visierung: Offen

RPG-26

Die Leistungsparameter der RPG-26 unterscheiden sich kaum von der RPG-22. Wie das Vorgängermodel handelt es sich um eine einschüssige Panzerabwehrhandwaffe. Durch die vereinfachte Konstruktion ist das Wirkmittel jedoch günstiger in der Herstellung. Zudem steht mit der RShG-2 eine Version mit thermobarischem Gefechtskopf zur Verfügung.

  • Ursprungsland: Sowjetunion
  • Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Russland/Ukraine
  • Gewicht: 2,9 kg feuerbereit
  • Kaliber: 72,5 mm
  • Reichweite: 250 m
  • Durchschlagsleistung: 440 mm RHA
  • Visierung: Offen

RPG-27 Tavolga

Die RPG-27 (rechtes Bild obere rechte Bildecke) wurde Ende der 1980er Jahre in der Sowjetunion als leichte einschüssige Panzerabwehrhandwaffe entwickelt. Erstmalig kam eine Tandem-Hohlladung im Gefechtskopf zur Verwendung um modernegepanzerte Fahrzeuge mit reaktiver Panzerung erfolgreich bekämpfen zu können. Zudem steht mit der RShG-1 Version ein thermobarischer Gefechtskopf und mit der Ausführung RMG eine Sprenggranate zur Bekämpfung von Feldbefestigungen zur Verfügung.

  • Ursprungsland: Sowjetunion
  • Verwendet von: Prorussiche Kräfte im Donezbecken/Russland
  • Gewicht: 7,5 kg feuerbereit
  • Kaliber: 105 mm
  • Reichweite: 200 m
  • Durchschlagsleistung: 750 mm RHA
  • Visierung: Offen

RPG-28

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Die RPG-28 ist eine weiterentwickelte und leistungsgesteigerte Version der RPG-27. (Foto: Vitaly V. Kuzmin / CC4.0)

Die RPG-28 ist eine weiterentwickelte und leistungsgesteigerte Version der RPG-27. Offiziell im Jahre 2011 bei den russischen Streitkräften eingeführt, ist das Wirkmittel bis heute nicht offiziell exportiert worden. Auch eine Nutzung bei den prorussichen Kräften im Donezbecken ist bis jetzt noch nicht dokumentiert worden.

  • Ursprungsland: Russland
  • Verwendet von: Russland
  • Gewicht: 13,5 kg feuerbereit
  • Kaliber: 125 mm
  • Reichweite: 300 m
  • Durchschlagsleistung: 900 mm hinter reaktiver Panzerung
  • Visierung: Offen und Optik

RPG-30 Kryuk

Die RPG-30 (Bildmitte im rechten und linken Bild) ist die leistungsfähigste einschüssige Panzerabwehrhandwaffe aus russischer Fertigung. Neben einer Tandem Hohlladung zur Bekämpfung von reaktiver Panzerung verfügt das Wirkmittel über ein vorgelagertes Geschoß, welches kurz vor dem Gefechtskopf verschossen wird. Dadurch sollen aktive Schutzsysteme ausgelöst und der Weg für die tatsächliche Wirkladung freigemacht werden. Die ukrainischen Streitkräfte haben nachweislich mehrere RPG-30 bei erfolgreichen Hinterhalten gegen russische Truppen erbeutet.

  • Ursprungsland: Russland
  • Verwendet von: Russland/Ukraine (Beutewaffen)
  • Gewicht: 10,3kg feuerbereit
  • Kaliber: 105 mm
  • Reichweite: 200 m
  • Durchschlagsleistung: 650 mm RHA nach Auslösung aktiver Schutzsysteme und reaktiver Panzerung
  • Visierung: Offen

RPG-76 Komar

Einschüssige, nicht wiederverwendbare leichte Panzerabwehrhandwaffe. Die RPG-76 Komar ist nicht rückstoßfrei, kann daher aber auch aus geschlossenen Räumen und sogar Fahrzeugen verschossen werden. Die RPG-76 ist bei den polnischen Streitkräften (einziger offizieller Nutzer) seit 2003 außer Dienst gestellt worden, wurde aber auch danach noch von Spezialkräften in Afghanistan und Irak verwendet, sodass von einem eingelagerten Bestand ausgegangen werden kann. In der Ukraine wurde das System erstmalig in den Händen territorialer Verteidigungskräfte dokumentiert.

  • Ursprungsland: Polen
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: 2,1 kg feuerbereit
  • Kaliber: 68 mm
  • Reichweite: 250 m
  • Durchschlagsleistung: 280 mm RHA
  • Visierung: Offen

RPG-75M

Die RPG-75M ist eine modernisierte Version der in den 1970er Jahren in der Tschechoslowakei entwickelten einschüssigen Panzerabwehrhandwaffe RPG-75. Im Gegensatz zu anderen kompakten einschüssigen Systemen wie der RPG-18 verwendet die RPG-75M kein in die Granate integriertes Raketentriebwerk, sondern nur eine Ausstoßladung, wodurch die Nutzung auch in beengten Räumen möglich ist. Durch den geringen Querschnitt der Granate ist diese zudem deutlich weniger windanfällig als Wirkmittel der vergleichbaren Kategorie. Die RPG-75M wurde das erste Mal Mitte März 2022 im Bestand ukrainischer Streitkräfte dokumentiert.

  • Ursprungsland: Tschechische Republik
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: 3,2 kg feuerbereit
  • Kaliber: 68 mm
  • Reichweite: 300 m
  • Durchschlagsleistung: 300 mm RHA
  • Visierung: Offen

Bulspike

Die Bulspike ist eine bulgarische Lizenzversion der RPG-22, gefertigt vom staatlichen Rüstungsunternehmen VMZ. Die einschüssige Panzerabwehrhandwaffe ist größtenteils Baugleich mit der RPG-22, kann aber im Gegensatz zu der sowjetischen Konstruktion wieder in die Transportstellung zurückgeschoben und im Anschluss sicher geführt werden, ohne den Gefechtskopf verschießen zu müssen.

  • Ursprungsland: Bulgarien
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: 3,48 kg feuerbereit
  • Kaliber: 72,5 mm
  • Reichweite: 350 m
  • Durchschlagsleistung: Keine Herstellerangaben, vermutlich vergleichbar mit RPG-22 russischer Fertigung (400 mm RHA)
  • Visierung: Offen

M72

M72 und NLAW Foto Ukrainisches Verteidigungsministerium via Twitter
Mindestens folgende Nationen haben eine Lieferung von M72-Wirkmitteln an die Ukraine angekündigt: Dänemark (2.700 Stück), Norwegen (2.000 Stück), Kanada (4.500 Stück) und vermutlich Belgien (200 Stück) sowie Finnland (1.500 Stück). (Foto: Ukrainisches Verteidigungsministerium via Twitter)

Die M72 ist ein kompaktes, leichtes, einschüssiges Wegwerf-Waffensystem des norwegischen Rüstungskonzerns Nammo. Obwohl die Ursprünge der M72 in den frühen 1960er Jahren liegen, wurde die Waffe von mehreren Herstellern über die Jahrzehnte weiterentwickelt und wird bis heute produziert. Es wird mit unterschiedlichen Gefechtskopfvarianten angeboten und ist so zur Bekämpfung unterschiedlicher Zielkategorien, wie beispielsweise gepanzerten Fahrzeugen, Personen und leichten befestigten Strukturen geeignet. Mindestens folgende Nationen haben eine Lieferung von M72-Wirkmitteln an die Ukraine angekündigt: Dänemark (2.700 Stück), Norwegen (2.000 Stück), Kanada (4.500 Stück) und vermutlich Belgien (200 Stück) sowie Finnland (1.500 Stück).

  • Ursprungsland: Norwegen
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: etwa 4 kg feuerbereit
  • Kaliber: 66 mm
  • Reichweite: 350 m
  • Durchschlagsleistung: 300 – 450 mm RHA
  • Visierung: Offen

C90

Die C90 ist eine vom spanischem Hersteller gefertigte schultergestützten Mehrzweckwaffe. Sie wird seit 1990 produziert und ist neben den spanischen Streitkräften auch in Estland, Saudi Arabien, Indonesien und Kolumbien im Einsatz. Spanien hat am zweiten März bekanntgegeben bis zu 1.370 Granatwerfer an die Ukraine liefern zu wollen. Die ukrainischen Streitkräfte haben kurze Zeit später (siehe Tweet) ein Video veröffentlicht, wo ein ukrainischer Soldat eine C90 in der Hand hält, was darauf hin deutet, dass es sich bei der spanischen Lieferung um dieses Waffensystem handelt.

  • Ursprungsland: Spanien
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: etwa 5,2 kg feuerbereit
  • Kaliber: 90 mm
  • Reichweite: 350 m
  • Durchschlagsleistung: je nach Ausführung 220 – 500 mm RHA
  • Visierung: Optik mit 2 x Vergrößerung

RGW90 ASM (Anti Struktur Munition)

Die von der Dynamit Nobel Defence GmbH entwickelte und hergestellte RGW90 ASM gehört zur RGW90 Familie der schultergestützten Waffensysteme im Kaliber 90 mm. Die Anti Struktur Munition bzw. als RGW90 ASM bezeichnete Variante der RGW90 wurde unter anderem durch die britischen als auch israelischen Streitkräfte beschafft. Auch die Bundeswehr hat vor über zehn Jahren im Rahmen des sogenannten Einsatzsofortbedarfs für den Afghanistan-Einsatz eine geringe Anzahl der Systeme beschafft. Die rückstoßfreie ASM verfügt Herstellerangaben zufolge über einen Dual Mode Anti-Struktur Tandemgefechtskopf die eine deckungsbrechende Wirkung aufweist. Damit lassen sich entweder Einbruchbruchstellen öffnen (Vorladung schafft ein kleines Loch in der Mauer und die Nachschussladung explodiert in der Mauer und weitet diese) oder eine Wirkung hinter einer Deckung erzielen (Vorladung schafft ein kleines Loch in der Mauer, durch die die Nachschussladung hinter die Deckung dringt, um dann dahinter umzusetzen).

Anfang April sind Bilder im Netz aufgetaucht, die von Russland erbeutete RGW90 ASM-Systeme zeigen sollen. Die englischen Beschriftungen auf der Waffe könnten darauf hindeuten, dass diese Systeme im Rahmen der britischen Militärhilfe an die Ukraine geliefert wurden.

  • Ursprungsland: Deutschland
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: etwa 9 kg feuerbereit
  • Kaliber: 90 mm
  • Reichweite: 20 – 500 m
  • Durchschlagsleistung: Das Wirksystem der ASM ist auf Wirkung gegen Strukturziele, Breschen sowie das Schaffen von Öffnungen in Feldbefestigungen (Holz + Sandsäcke) Lehmwänden, Bunkern und Stahlbetonwänden ausgelegt. Im Notfall lässt sich die Waffe aber auch gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge einsetzen.
  • Visierung: Optik

RGW90 HEAT/HESH

Die von der Dynamit Nobel Defence GmbH entwickelte und hergestellte RGW90 H/H gehört zur RGW90 Familie der schultergestützten Waffensysteme im Kaliber 90 mm. Die leichte Panzerabwehrwaffe wird von Dynamit Nobel Defence in der leistungsgesteigerten Variante A2 angeboten. Die RGW90 H/H verfügt über einen Monohohlladungssprengkopf und kann somit gegen gepanzerte Fahrzeuge ohne Reaktivschutz eingesetzt werden.

Ende März wurde bekannt, dass die Ukraine 5.000 Systeme dieses Typs direkt bei Dynamit Nobel Defence gekauft hat, wovon etwa die Hälfte unmittelbar geliefert worden sein sollte. Mittlerweile sind erste Bilder ukrainischer Soldaten mit dem Waffensystem dokumentiert.

  • Ursprungsland: Deutschland
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: etwa 7,5 kg feuerbereit
  • Kaliber: 90 mm
  • Reichweite: 20 – 500 m
  • Durchschlagsleistung: 600 mm RHA
  • Visierung: Optik

AT4

Die Saab Light Multipurpose Assault Weapon (LMAW) 84 mm AT4 (der Name in den schwedischen Streitkräften ist Pansarkott m86) ist eine vorgelandene Einzelschusswaffe, die seit Mitte der 1980er Jahre am Markt ist und nach dem Verschuss entsorgt wird. Seitdem nutzen mehr als 15 Länder die schwedische Waffe. Das glatte starre Abschussrohr der AT4 besteht aus Glasfaser. Das Startrohr verfügt über einen Vorwärtsgriff, ein einstellbares Klappvisier und einen Auslöseknopf. Es gibt mehre Varianten, neben der Standardvariante mit einem High Explosive Anti-Tank (HEAT) Gefechtskopf, bietet Saab auch eine HE (High Explosive/ Splittergefechtskopf mit Air-Burst Funktion), eine HP (High Penetration), eine Anti-Structure Tandem (AST) sowie eine ER (Extended Range) Version an. Schweden hat angekündigt 5.000 dieser Systeme an die Ukraine liefern zu wollen.

  • Ursprungsland: Schweden
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: 6,7 kg feuerbereit
  • Kaliber: 84 mm
  • Reichweite: 400 m
  • Durchschlagsleistung: 420 mm RHA (in der Variante HEAT)
  • Visierung: Offen

Panzerfaust 3

Die von der Dynamit Nobel Defence GmbH gefertigte Panzerfaust 3 ist seit fast 30 Jahren die Standard-Panzerabwehrhandwaffe der Bundeswehr. Das rückstoßfreie und schultergestützte Waffensystem besteht aus einer wiederverwendbaren Abschussvorrichtung und einer einmal-verwendbaren Patrone, die es in unterschiedlichen Varianten gibt. Am 26 Februar haben sowohl die Niederlande, als auch die deutsche Regierung bekanntgegeben Panzerabwehrsysteme an die Ukraine liefern zu wollen. Die Niederlande hat 400 und Deutschland 1.000 Patronen geliefert. Kurz Zeit später haben Bilder aus der Ukraine gezeigt, dass es sich bei den gelieferten Patronen um die DM72A1, auch als Panzerfaust 3-IT (Improved Tandem) bekannt, handelt. Die Panzerfaust 3-IT ist die leistungsstärkste Version der Panzerfaust 3, die über einen verbesserten Tandem-Hohlladungsgefechtskopf verfügt.

  • Ursprungsland: Deutschland
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: etwa 15 kg feuerbereit
  • Kaliber: Abschussrohr 60 mm, Gefechtskopf 110 mm
  • Reichweite: 400 m
  • Durchschlagsleistung: 1.000 mm RHA bzw. 800 mm RHA hinter reaktiver Panzerung
  • Visierung: Optik

NLAW

Die Next Generation Light Anti-Tank Weapon (NLAW) wurde Anfang der 2000er Jahre vom schwedischen Rüstungskonzern Saab in Zusammenarbeit mit Großbritannien entwickelt, die ersten Systeme wurden 2007 an die britischen Streitkräfte ausgeliefert. Neben Großbritannien wurde das Waffensystem unter anderer Bezeichnung unter anderem auch in den Streitkräften Schwedens, Finnlands und der Schweiz eingeführt. Das ballistisch wirkende System kann sowohl gegen Gebäudestrukturen als auch gegen stehende und fahrende Kampfpanzer eingesetzt werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Panzerabwehrsystemen kann die NLAW nicht nur mittels Direkttreffern gegen Kampfpanzer wirken. Im sogenannten Overfly Top Attack Mode wird der Effektor mit gestreckter Flugbahn etwa 1 m über das eigentliche Ziel gelenkt und löst unmittelbar über dem Panzer mit einer zum Boden gerichteten Ladung aus. Der durch die Hohlladung gebildete Stachel durchschlägt die Panzerung von oben, was mehrere Vorteile hat. Zum einen ist die Panzerung an dieser Stelle am schwächsten, weiterhin bilden teilgedeckte Stellungen keinen effektiven Schutz vor dieser Art von Bekämpfung. Das britische Verteidigungsministerium hat am 9. März bekanntgegeben 3.615 NLAW-Systeme an die ukrainischen Streitkräfte geliefert zu haben.

  • Ursprungsland: Schweden, geliefert über Großbritannien
  • Verwendet von: Ukraine sowie Prorussiche Kräfte im Donezbecken/Russland (Beutewaffen)
  • Gewicht: etwa 12,5 kg feuerbereit
  • Kaliber: Abschussrohr 115 mm, Gefechtskopf 150 mm
  • Reichweite: 800 m
  • Durchschlagsleistung: 500 mm RHA
  • Visierung: Optik 2,5 x Vergrößerung

Mittlerweile sind auch im Feld erfolgte Modifikationen der Optik dokumentiert worden. So wurde anscheinend mindestens bei einem Waffensystem die standardmäßige ACOG Optik mit 2,5 x Vergrößerung durch ein einfaches Rotpunktvisier ersetzt. Der Einfluss auf den Gefechtswert der Waffe sind unbekannt. Die Gründe für den Austausch der Optik sind unklar und könnten sowohl aus taktischen, als auch logistischen Gesichtspunkten erfolgt sein.

Panzerabwehrlenkflugkörper

Stugna-P/ Skif

Skif Stugna P Foto Konstruktionsbuero Luch
Der vom staatlichen Luch Entwicklungsbüro mit Sitz in Kiew konstruierte Lenkflugkörper ist bereits seit einem Jahrzehnt in Produktion. Die Einführung bei den Ukrainischen Streitkräften erfolgte 2011. (Foto: Entwicklungsbüro Luch)

Die Einführung der Stugna-P bei den Ukrainischen Streitkräften erfolgte ab 2011. Seitdem erfolgt auch der Export unter der Bezeichnung Skif. Das Waffensystem wird sowohl mit einem 130-mm, als auch mit einem 152-mm-Lenkflugkörper angeboten. Beide Versionen sind neben einer Tandemhohlladung auch in einer Spreng-Splitter-Variante gegen Gebäude oder Feldbefestigungen verfügbar. Zudem ist die Bekämpfung von niedrig und langsam fliegenden oder schwebenden Luftzielen möglich. Die Ukraine setzt im Konflikt mit Russland nachweislich auch für den Export gefertigte Systeme ein.

  • Ursprungsland: Ukraine
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: 92,5 kg – 101 kg feuerbereit
  • Kaliber: 130 mm – 152 mm
  • Reichweite: 3000 m – 5000 m
  • Durchschlagsleistung: 800 mm RHA hinter reaktiver Panzerung (152mm Gefechtskopf)
  • Feuerleitung: Halbautomatisch lasergeführt

RK-3 Корсар (Corsair)

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Panzerabwehrlenkflugkörpersystem RK-3 Корсар. (Foto: Entwicklungsbüro Luch)

Die RK-3 wurde ab 2013 in den ukrainischen Streitkräften eingeführt, um die älteren Panzerabwehrlenkflugkörper sowjetischer Bauart Schritt für Schritt abzulösen. Neben der RK-3K Version mit Tandem Hohlladung ist auch der RK-3O Lenkflugkörper mit Spreng-Splitter Gefechtskopf zur Bekämpfung von Gebäuden oder Feldbefestigungen verfügbar.

  • Ursprungsland: Ukraine
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: 36 kg feuerbereit
  • Kaliber: 107 mm
  • Reichweite: 2500 m
  • Durchschlagsleistung: 550 mm RHA hinter reaktiver Panzerung
  • Feuerleitung: Lasergeführt

9K111 Fagot

9K111 Fagot Foto unkrainischer Generlstab
Panzerabwehrlenkflugkörpersystem 9K111 Fagot der ukrainischen Streitkräfte. (Foto: Facebookseite des ukrainischen Generalstabs)

Ab 1970 entwickelt, stellt die 9K111 die zweite Generation sowjetischer Panzerabwehrlenkflugkörper dar. Sowohl die russischen als auch die ukrainischen Streitkräfte verfügen über eine große Anzahl an Systemen dieses Typs. Auch wenn die 9K111 heute bereits als veraltet gilt, wird sie von beiden Kriegsparteien noch intensiv eingesetzt. So ist unter anderem die Mobilmachung mit UAZ Patriot 4×4 Geländewagen auf Seiten russischer Spezialkräfte im Ukrainekonflikt nachgewiesen.

  • Ursprungsland: Sowjetunion
  • Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Russland/Ukraine
  • Gewicht: 35 kg feuerbereit
  • Kaliber: 120 mm
  • Reichweite: 2500 m
  • Durchschlagsleistung: 400 mm RHA
  • Feuerleitung: Halbautomatische Drahtsteuerung über Sichtverbindung

9M113 Konkurs

Der Konkurs-Panzerabwehrlenkflugkörper ist eine größere und leistungsfähigere Variante der 9K111 Fagot. Die Entwicklung der Systeme erfolgte gleichsam parallel. Die Unterscheidung der Systeme auf dem Gefechtsfeld ist selbst für den Fachmann schwierig. Das einfachste Erkennungsmerkmal der 9M113 ist die gleichmäßige Verdickung am Ende des Startrohres. Auch wenn die 9M113 heute bereits als veraltet gilt, wird sie von allen Kriegsparteien noch eingesetzt. In den russischen Streitkräften vermutlich größtenteils die Version 9M113M, mit einem deutlich verbesserten Gefechtskopf.

  • Ursprungsland: Sowjetunion
  • Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Russland/Ukraine
  • Gewicht: 37,1 kg feuerbereit
  • Kaliber: 135 mm
  • Reichweite: 4000 m
  • Durchschlagsleistung: 800 mm RHA
  • Feuerleitung: Halbautomatische Drahtsteuerung über Sichtverbindung

9K115 Metis

Das kompakte und vergleichsweise leichte Panzerabwehrlenkflugkörpersystem 9K115 leidet an der eingeschränkten Leistungsfähigkeit seines Gefechtskopfes. In den russischen Streitkräften wird sie zusammen mit der 9K111 Fagot eingesetzt und ergänzt diese. Ein Vorteil ist die recht geringe Rückstrahlzone von rund sechs Metern, welche die teilweise Nutzung aus Gebäuden ermöglicht. Zudem können auch Ziele im Nächstbereich bis zu 40 m bekämpft werden. Die Nutzung der 9K115 ist seit 2014 durch prorussische Rebellenkräfte im Donezbecken dokumentiert.

  • Ursprungsland: Sowjetunion
  • Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Russland
  • Gewicht: 16,5 kg feuerbereit
  • Kaliber: 94 mm
  • Reichweite: 1000 m
  • Durchschlagsleistung: 460 m RHA
  • Feuerleitung: Halbautomatische Drahtsteuerung über Sichtverbindung

9K115-2 Metis-M/M-1

Der Panzerabwehrlenkflugkörper 9K115 ist eine wichtige Stütze der Feuerkraft der russischen mechanisierten Kräfte. Das System wurde seit der Einführung 1992 weitreichen Exportiert und findet sich mit einigen Exemplaren auch im Bestand der ukrainischen Streitkräfte. Mit Ende des Jahres 2015 begann bei den russischen Streitkräften sukzessive die Einführung der kampfwertgesteigerten Version M-1.

  • Ursprungsland: Russland
  • Verwendet von: Prorussiche Kräfte im Donezbecken/Russland/Ukraine (Beutewaffen?)
  • Gewicht: 30,5 kg feuerbereit mit Wärmebildgerät
  • Kaliber: 130 mm
  • Reichweite: 1500 m – 2000 m (M-1)
  • Durchschlagsleistung: 800 mm – 950mm (M-1) RHA hinter reaktiver Panzerung
  • Feuerleitung: Halbautomatische Drahtsteuerung über Sichtverbindung

9M133 Kornet

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Russische Luftlandetruppen haben die 9M133 nachweislich beim Luftsturm auf den ukrainischen Flughafen in Gostomel am ersten Kriegstag verwendet. (Foto: russisches Verteidigungsministerium)

Der Panzerabwehrlenkflugkörper 9M133 Kornet gehört zu den leistungsfähigsten Panzerabwehrsystemen der russischen Streitkräfte. Bedingt durch die hohen Systempreis ist die Einführung in nur vergleichsweise geringen Stückzahlen erfolgt. Die 9M133 Kornet wird die anderen Panzerabwehrlenkflugkörper der russischen Streitkräfte vermutlich auch langfristig nicht ersetzen und nur bei Spezial- und spezialisierten Kräften zur Verwendung kommen. Der Einsatz der 9M133 Kornet in der Ukraine ist durch russische Luftlandekräfte dokumentiert worden. Zudem ist seit 2014 das System auch in den Händen prorussicher Kräfte im Donezbecken nachgewiesen worden.

  • Ursprungsland: Russland
  • Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Russland
  • Gewicht: 67,7kg feuerbereit mit Dreibein
  • Kaliber: 152mm
  • Reichweite: 5500m – 8000m (Kornet EM)
  • Durchschlagsleistung: 1000mm – 1300mm (Kornet EM) RHA hinter reaktiver Panzerung
  • Feuerleitung: Halbautomatisch lasergeführt

FGM-148 Javelin

Ukraine erhaelt weitere Unterstuetzung im Bereich der Panzerabwehr Foto Streitkraefte der Ukraine scaled e1642683693200
Die ukrainischen Streitkräfte haben bereits vor Ausbruch des Krieges zahlreiche FGM-148 Javelin erhalten. (Foto: Ukrainische Streitkräfte)

Die Javelin ist ein Panzerabwehrlenkflugkörpersystem mittlerer Reichweite. Das System nutzt das „Fire-and-Forget“-Prinzip: Wenn das Ziel erfasst ist und ein Lenkflugkörper abgefeuert wird, lenkt sich der Lenkflugkörper selbständig ins Ziel. Der Panzerabwehrtrupp kann somit unmittelbar nach dem Abfeuern wieder in Deckung gehen. Der Tandem-Gefechtskopf der Javelin ist in der Lage, sein Ziel direkt oder im Top-Attack-Modus aus einer Höhe von bis zu 150 Metern anzugreifen und einen Panzer an der schwächer geschützten Oberseite zu treffen. Unter anderem die Vereinigten Staaten sowie Estland haben bereits vor Ausbruch des Krieges Systeme des Typs FGM-148 Javelin an die ukrainischen Streitkräfte geliefert. Seitdem hat auch Großbritannien angekündigt Javelins an die Ukraine liefern zu wollen.

  • Ursprungsland: Vereinigte Staaten
  • Verwendet von: Ukraine sowie vereinzelt von prorussischen Kräften im Donezbecken/Russland (Beutewaffen)
  • Gewicht: 22,3 kg feuerbereit
  • Kaliber: 127 mm
  • Reichweite: 65 m bis 2.500 m
  • Durchschlagsleistung: 750 mm RHA
  • Feuerleitung: infrarotgelenkt, Fire-and-Forget

MILAN

Die MILAN (Missile d’Infanterie Léger Anticha) geht auf eine in den frühen 1960er Jahren geschlossen deutsch-französische Kooperation zur Entwicklung einer gemeinsamen Panzerabwehrlenkwaffe zurück. Das Waffensystem entpuppte sich im Laufe der Zeit zu einem wahren Exportschlager und wurde Schritt für Schritt weiter entwickelt. Die laut Medienberichten von Frankreich an die Ukraine gelieferten Systeme sollen dabei der Version MILAN 2/ 2T entsprechen. Während die MILAN 2 noch mit einem optimierten einfachen Hohllandung mit Abstandsrohr ausgeführt ist, verfügt die Version 2T bereits über eine Tandemladung zur Durchdringung reaktiver Panzerung. Die MILAN-Systeme werden in Frankreich sukzessive durch den Missile Moyenne Portée (MMP) Lenkflugkörper ersetzt. Daher ist davon auszugehen, dass die mutmaßlich Ende Februar an die Ukraine gelieferten Exemplare aus einem Depot stammen.

  • Ursprungsland: Frankreich
  • Verwendet von: Ukraine
  • Gewicht: 16,4 kg Startgerät mit Dreibein, etwa 14 kg Lenkflugkörper
  • Kaliber: 115 mm
  • Reichweite: 200 – 2000 m
  • Durchschlagsleistung: 1100 mm RHA (Milan-2)
  • Feuerleitung: Halbautomatische Drahtsteuerung über Sichtverbindung

Waldemar Geiger und Kristóf Nagy