Infanteristische Panzerabwehrsystemen, bestehend aus schultergestützten Panzerabwehrhandwaffen sowie tragbaren Panzerabwehrlenkflugkörpersystemen, kommt im Krieg in der Ukraine eine besondere Rolle zu. Zahlreiche Berichte, Fotos und Videos aus dem Kriegsgebiet belegen, dass erhebliche Kampferfolge durch solche Systeme erzielt wurden und eine Vielzahl von Kampf- und Schützenpanzern sowie andere gepanzerte Fahrzeuge mit diesen Waffen bekämpft und vernichtet werden konnten.
Die eingesetzten Panzerabwehrsysteme lassen sich anhand unterschiedlicher Kriterien kategorisieren. Eines der Kriterien ist die Herkunft der Systeme. So konnte mittlerweile auf Seiten aller Kriegsparteien beobachtet werden, dass neben den regulär eingeführten Waffen, bzw. kurzfristig im Rahmen von militärischer Unterstützung für die Ukraine gelieferten Systemen, auch von der Gegnerseite erbeutete Panzerabwehrsysteme unverzüglich in den Einsatz gebracht wurden.
So sind mittlerweile mehrere Fälle dokumentiert, in denen sowohl russische Soldaten, als auch Soldaten der prorussischen Separatistenarmee aus dem Donbas westliche Panzerabwehrsysteme des Typs Javelin und NLAW führen. Diese wurden vor dem Krieg von unterschiedlichen europäischen Nationen und den USA an die Streitkräfte der Ukraine geliefert und vermutlich im Rahmen der Rückzugsgefechte der ukrainischen Truppen in angelegten Waffenverstecken zurückgelassen bzw. im Gefecht erbeutet.
Im Gegenzug ist auf mehreren Videos zu sehen, wie ukrainische Soldaten zuvor bekämpfte russische Fahrzeuge durchsuchen und funktionsfähige Panzerabwehrsysteme – auch moderner Bauart – unverzüglich ins eigene Arsenal übernehmen.
Der zweite Ansatz der Kategorisierung ist ein technologischer. Infanteristische Panzerabwehrsysteme lassen sich beispielsweise in ballistische Panzerabwehrhandwaffen sowie Panzerabwehrlenkflugkörper aufteilen. Ballistische Panzerabwehrwaffen sind zumeist einfache, vergleichsweise kostengünstige und von der Schulter verschießbare Waffen, die einmal abgefeuert, einer vorbestimmten Flugbahn folgen. Der Einsatz dieser Systeme ist verhältnismäßig leicht zu trainieren. Eine erfolgreiche Bekämpfung ist aber maßgeblich vom Zielerfolg des Schützen abhängig. Die effektive Kampfreichweite solcher Systeme beträgt meist wenige hundert Meter, die Mindestreichweite dagegen meist nur 10 bis 15 Meter. Daher können diese Systeme ihre Vorteile insbesondere in bebauten Gebieten sowie in einem stark durchschnittenen Gelände ausspielen. Einige Vertreter solcher Waffensysteme – wie beispielsweise die Panzerfaust 3 – sind darüber hinaus so konstruiert, dass sie auch aus geschlossenen Räumen eingesetzt werden können, was sie insbesondere im Orts- und Häuserkampf zu besonders effektiven Panzerabwehrwaffen macht.
Die zweite Kategorie der Panzerabwehrsysteme bilden Panzerabwehrlenkflugkörper. Diese sind deutlich komplexer im Aufbau, somit auch deutlich teurer in Fertigung und Anschaffung, und benötigen mehr Ausbildung. Diese Systeme können mittels unterschiedlicher Mechanismen (etwa optisch-, laser- oder radargelenkt) ins Ziel geführt werden. Einige Vertreter dieser Waffenkategorie sind Fire-and-Forget-Waffen. Das bedeutet, der Schütze muss ein Ziel anvisieren und markieren, der Lenkflugkörper findet sein Ziel im Anschluss an den Abschuss selbst und muss nicht mehr durch den Schützen ins Ziel manövriert werden. Die effektive Einsatzreichweite von Panzerabwehrlenkflugkörpersystemen beträgt meist mehrere Kilometer. Die Mindestreichweite ist aber deutlich größer als bei ballistischen Panzerabwehrwaffen, da moderne Lenkflugkörper über zwei unterschiedliche Antriebe, nämlich ein Ausstoß- und ein Marschtriebwerk verfügen. In der Ausstoßphase wird der Lenkflugkörper aus dem System ausgestoßen, die Leitwerke werden entfaltet und das Marschtriebwerk gezündet. Dies passiert auf den ersten 40 bis 50 Metern der Flugphase. Während dieser Zeit sind die Systeme nicht geschärft und somit nicht für die Bekämpfung geeignet. Lenkflugkörper können ihre Vorteile daher insbesondere auf offenen Flächen bzw. über weite Strecken ausspielen, während sie in Gebieten mit dichter Bebauung meist unbrauchbar sind.
Anbei eine Liste von nachweislich im Kriegsgebiet befindlichen bzw. bereits eingesetzten Panzerabwehrwaffen inklusive einer Kurzbeschreibung der Systeme. Die Liste wird sukzessive weitergeführt.
Nachladbare Panzerabwehrhandwaffen
RPG-7
Die RPG-7 ist eine seit Jahrzehnten weiterentwickelte, vielseitige und nachladbare Panzerabwehrhandwaffe und stellt bis heute das Rückgrat der infanteristischen Panzerabwehr sowohl in den russischen, als auch den ukrainischen Streitkräften. Durch die Integration unterschiedlicher Zielmittel und der Weiterentwicklung der Gefechtsköpfe ist die RPG-7 bis heute ein leistungsfähiges Wirkmittel geblieben. Neben modernen panzerbrechenden Gefechtsköpfen stehen auch solche mit Spreng- oder thermobarischer Wirkladung zur Verfügung. Die Ukraine beschaffte zudem ab 2018 in den USA von AirTronic hergestellte Versionen der RPG-7 mit moderner Ergonomie und Optik. Dieses Waffensystem wurde nachweislich durch russische Truppen erbeutet und im russischen Staatsfernsehen gezeigt.
#Russia #Ukraine ????: Russian Forces have released a video of seized weapons from Ukrainian Troops in #Zaporizhzhia.
An interesting AirTronic PSRL-1 Rocket Launcher (supplied by #USA), AGS-17 AGL, AK(S)-74 rifles and Fort-222 (copy of IWI Tavor TAR-21) rifle can be seen. pic.twitter.com/XrNvFJFLMZ
— War Noir (@war_noir) March 9, 2022
Zudem stellte das ukrainische unternehmen Mayak die RPG-7 in der Standard Ausführung her.
- Ursprungsland: Sowjetunion/Russland /Ukraine
- Verwendet von: Russland/Ukraine
- Gewicht: 6,3 kg leer mit Optik
- Kaliber: 73 mm – 110 mm
- Reichweite: 200 m – 1000 m
- Durchschlagsleistung: 200 mm – 700mm (PG-7WR) Panzerstahl (RHA)
- Visierung: Offen, Optik mit 2,7 – 4 fache Vergrößerung, unterschiedliche optronische Vorsätze
RPG-16
Die RPG-16 ist eine reichweitengesteigerte Version der RPG-7 aus den späten 1960er Jahren. In den russischen Streitkräften weitestgehend durch andere Wirkmittel verdrängt, findet sie sich bis heute im Bestand der ukrainischen Armee. Die Nutzung der RGP-16 im aktuellen Konflikt ist durch Bilder belegt. Dennoch ist das Wirkmittel als Randerscheinung zu betrachten.
- Ursprungsland: Sowjetunion
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: 12,4kg feuerbereit mit Optik
- Kaliber: 58,3 mm
- Reichweite: 300 m – 500 m
- Durchschlagsleistung: 300 mm RHA
- Visierung: Offen, 2,7 fache Vergrößerung
RPG-29
Die RPG-29 wurde Ende der 1980er Jahre entwickelt und sollte ursprünglich die RPG-7 ablösen. Neben einem Gefechtskopf mit Tandem-Hohlladung steht auch thermobarische und Sprengmunition zur Verfügung. Die tatsächlichen Produktionszahlen sind jedoch vergleichsweise gering und ihre Bedeutung im aktuellen Konflikt vermutlich zu vernachlässigen. Die Waffe erfuhr dennoch eine starke Proliferation, sodass es sehr wahrscheinlich ist, dass Exemplare der Waffe die prorussischen Kräfte in der Ostukraine erreichten. Auch die Ukraine hat nach Zusammenbruch der Sowjetunion Wirkmittel dieses Typs in ihren Bestand übernommen. Der Status dieser Waffen ist jedoch unklar.
- Ursprungsland: Sowjetunion/Russland
- Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken? / Russland/ Ukraine
- Gewicht: 18,8 kg feuerbereit
- Kaliber: 105 mm
- Reichweite: 500 m
- Durchschlagsleistung: 650 mm RHA hinter reaktiver Panzerung
- Visierung: Offen, Optik mit 2,7 x Vergrößerung, Nachtsehvisier und Laserentfernungsmesser
Carl-Gustaf
Die Carl-Gustaf ist eine vom schwedischen Rüstungskonzern Saab nachladbare, schultergestützte Mehrzweckwaffe. Die Carl-Gustaf geht zurück auf eine Entwicklung aus dem Jahr 1946. Die rückstoßfreie Waffe wurde laufend weiterentwickelt und ist in einer Vielzahl von Nationen im Einsatz. Seit Markteinführung wurden mehrere verschiedene Munitionstypen, darunter unter anderem Anti-Panzer-, Anti-Struktur-, Nebel- und Beleuchtungsmunition entwickelt. Canada hat Ende Februar angekündigt an die ukrainischen Streitkräfte insgesamt 100 Waffensysteme des Typs Carl-Gustaf M2 sowie 2.000 Patronen liefern zu wollen.
Mitte April wurden auch Bilder ukrainischer mit der M3 Variante der Carl Gustaf publik. Es ist jedoch unklar welche Nation diese modernisierte und in den NATO-Staaten weit verbreitete Variante der Waffe (leichter und kürzer als die M2, darüberhinaus ausgerüstet mit einer leistungsfähigeren Optik) an die Ukraine geliefert hat.
#Russia #Ukraine ????: A recent photo of #Ukrainian combatants.
Members of the group can be seen with common 5.45x39mm AK-74 assault rifles and an uncommon 84x246mm R "Carl Gustaf M3" recoilless rifle. pic.twitter.com/MDgpkFxa4K
— War Noir (@war_noir) April 13, 2022
- Ursprungsland: Schweden, geliefert durch Canada (M2), unbekannt (M3)
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: 14,2 kg (M2) bzw. 9,5 kg (M3) Waffe ohne Munition, das Munitionsgewicht beträgt je nach Sorte etwa 3 – 4 kg pro Patrone
- Kaliber: 84 mm
- Reichweite: 350 – 500 m
- Durchschlagsleistung: 400 mm RHA (mit der Munition vom Typ FFV551)
- Visierung: Offen, Optik mit 3 x Vergrößerung, Nachtsehvisier und Laserentfernungsmesser
RPG-32 Nashshab
Die RPG-Nashshab des jordanischen Herstellers JADARA ist eine seit 2013 gefertigte Lizenzversion der von JSC SPA Bazalt entwickelten Panzerabwehrhandwaffe. Mit der Waffe können Gefechtsköpfe im Kaliber 72,5 mm und 105 mm verschossen werden. Neben der thermobarischen Mehrzweckpatrone TBG-32 ist auch eine Tandemhohlladung mit der Bezeichnung ATG-32 vorhanden. Die GS-1DN Zieloptik erlaubt das Bekämpfen von Zielen im Entfernungsband zwischen 50 m und 700 m und kann durch ein Nachtsichtgerät ergänzt werden.
#Ukraine: Modern RPG-32 Nashshab rocket launchers appeared in Ukraine. This is a joint Russian-Jordanian development – launchers are assembled in Jordan since 2013 by JADARA using parts kits coming from Russia (the level of localization is quite low- up to 80% parts are Russian). pic.twitter.com/dh1BTtqTYp
— ?? Ukraine Weapons Tracker (@UAWeapons) August 17, 2022
- Ursprungsland: Jordanien
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: 3 kg Waffe ohne Munition, das Munitionsgewicht beträgt 7 kg pro Patrone
- Kaliber: 72,5 mm und 105 mm
- Reichweite: 700 m
- Durchschlagsleistung: 650 mm RHA hinter ERA (mit der Munition vom Typ ATG-32)
- Visierung: Offen, Optik mit 3 x Vergrößerung, Nachtsehvisier
Einschüssige Panzerabwehrhandwaffen
RPG-18 Mukha
#Russia #Ukraine ????: New video of Volunteers from #Georgia ?? (including former Defence Minister "Irakli Okruashvili") somewhere in Ukraine.
The video also shows an RPG-18 disposable anti-tank weapon and an AKM rifle as well.#RussianUkrainianWar pic.twitter.com/Qq5Lhb4yvF
— War Noir (@war_noir) March 9, 2022
Die RPG-18 ist eine einfache und leichte einschüssige Panzerabwehrhandwaffe. In den russischen Streitkräften wurde sie bereits durch die RPG-22 abgelöst. Die Ukraine jedoch verfügt über Altbestände aus Sowjetzeiten. Zudem wurde die RPG-18 ab 2014 auch bei den prorussischen Kräften im Donbas dokumentiert. Diese stammen entweder aus russischen Depotbeständen, oder wurden von der ukrainischen Armee erbeutet.
- Ursprungsland: Sowjetunion
- Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Ukraine
- Gewicht: 2,6 kg feuerbereit
- Kaliber: 64 mm
- Reichweite: 200 m
- Durchschlagsleistung: 300 mm RHA
- Visierung: Offen
RPG-22
#Russia #Ukraine ????: A GoPro footage shows a unit of Ukrainian Combatants were targeted by Russian Forces in #Mykolaiv (#Nikolaev).
Also Ukrainian Combatants can be seen with AK(S)-74 rifles, PKM MG, RPG-7 w/ PG-7VM(S) projectile and a couple of RPG-22 single-use AT weapons. pic.twitter.com/qGRZICByxn
— War Noir (@war_noir) March 9, 2022
Die RPG-22 ist eine leichte, einschüssige Panzerabwehrhandwaffe, welche Mitte der 1980er Jahre zur Ablösung der RGP-18 entwickelt wurde. Bei fast unveränderter Masse wurde die Durchschlagsleistung deutlich erhöht. Die Rückstrahlzone des Wirkmittels beträgt weiterhin bis zu 15 m was die Nutzung aus Gebäuden deutlich erschwert.
- Ursprungsland: Sowjetunion
- Verwendet von: Prorussiche Kräfte im Donezbecken/Russland/Ukraine
- Gewicht: 2,8 kg feuerbereit
- Kaliber: 72,5 mm
- Reichweite: 200 m
- Durchschlagsleistung: 400 mm RHA
- Visierung: Offen
RPG-26
#Russia #Ukraine ????: Various photos of #Chechen group "Dzhokhar Dudayev Battalion" combatants (part of Ukrainian "Territorial Defense").
Combatants can be seen with RPG-26 'Aglen' single-use AT weapon, AKS-74 with GP-25 UBGL, PKM MG and RPG-7 with PG-7VM rocket. pic.twitter.com/98bfuWCRnG
— War Noir (@war_noir) March 9, 2022
Die Leistungsparameter der RPG-26 unterscheiden sich kaum von der RPG-22. Wie das Vorgängermodel handelt es sich um eine einschüssige Panzerabwehrhandwaffe. Durch die vereinfachte Konstruktion ist das Wirkmittel jedoch günstiger in der Herstellung. Zudem steht mit der RShG-2 eine Version mit thermobarischem Gefechtskopf zur Verfügung.
- Ursprungsland: Sowjetunion
- Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Russland/Ukraine
- Gewicht: 2,9 kg feuerbereit
- Kaliber: 72,5 mm
- Reichweite: 250 m
- Durchschlagsleistung: 440 mm RHA
- Visierung: Offen
RPG-27 Tavolga
♨️ The Ukrainian Armed Forces seized a lot of captured weapons in Kharkov. pic.twitter.com/rrC3T2LS2W
— BARYA?? (@Baryanenbanzi) February 27, 2022
Die RPG-27 (rechtes Bild obere rechte Bildecke) wurde Ende der 1980er Jahre in der Sowjetunion als leichte einschüssige Panzerabwehrhandwaffe entwickelt. Erstmalig kam eine Tandem-Hohlladung im Gefechtskopf zur Verwendung um modernegepanzerte Fahrzeuge mit reaktiver Panzerung erfolgreich bekämpfen zu können. Zudem steht mit der RShG-1 Version ein thermobarischer Gefechtskopf und mit der Ausführung RMG eine Sprenggranate zur Bekämpfung von Feldbefestigungen zur Verfügung.
- Ursprungsland: Sowjetunion
- Verwendet von: Prorussiche Kräfte im Donezbecken/Russland
- Gewicht: 7,5 kg feuerbereit
- Kaliber: 105 mm
- Reichweite: 200 m
- Durchschlagsleistung: 750 mm RHA
- Visierung: Offen
RPG-28
Die RPG-28 ist eine weiterentwickelte und leistungsgesteigerte Version der RPG-27. Offiziell im Jahre 2011 bei den russischen Streitkräften eingeführt, ist das Wirkmittel bis heute nicht offiziell exportiert worden. Auch eine Nutzung bei den prorussichen Kräften im Donezbecken ist bis jetzt noch nicht dokumentiert worden.
- Ursprungsland: Russland
- Verwendet von: Russland
- Gewicht: 13,5 kg feuerbereit
- Kaliber: 125 mm
- Reichweite: 300 m
- Durchschlagsleistung: 900 mm hinter reaktiver Panzerung
- Visierung: Offen und Optik
RPG-30 Kryuk
♨️ The Ukrainian Armed Forces seized a lot of captured weapons in Kharkov. pic.twitter.com/rrC3T2LS2W
— BARYA?? (@Baryanenbanzi) February 27, 2022
Die RPG-30 (Bildmitte im rechten und linken Bild) ist die leistungsfähigste einschüssige Panzerabwehrhandwaffe aus russischer Fertigung. Neben einer Tandem Hohlladung zur Bekämpfung von reaktiver Panzerung verfügt das Wirkmittel über ein vorgelagertes Geschoß, welches kurz vor dem Gefechtskopf verschossen wird. Dadurch sollen aktive Schutzsysteme ausgelöst und der Weg für die tatsächliche Wirkladung freigemacht werden. Die ukrainischen Streitkräfte haben nachweislich mehrere RPG-30 bei erfolgreichen Hinterhalten gegen russische Truppen erbeutet.
- Ursprungsland: Russland
- Verwendet von: Russland/Ukraine (Beutewaffen)
- Gewicht: 10,3kg feuerbereit
- Kaliber: 105 mm
- Reichweite: 200 m
- Durchschlagsleistung: 650 mm RHA nach Auslösung aktiver Schutzsysteme und reaktiver Panzerung
- Visierung: Offen
RPG-76 Komar
#Ukraine: Another gift from NATO; UA forces training with newly delivered RPG-76 Komar single-use RPG, made in Poland in great quantities during the Cold War.
Though these aren't very effective against modern Russian MBT, they would still work against structures & light armour. pic.twitter.com/yjycel94uJ
— ?? Ukraine Weapons Tracker (@UAWeapons) March 12, 2022
Einschüssige, nicht wiederverwendbare leichte Panzerabwehrhandwaffe. Die RPG-76 Komar ist nicht rückstoßfrei, kann daher aber auch aus geschlossenen Räumen und sogar Fahrzeugen verschossen werden. Die RPG-76 ist bei den polnischen Streitkräften (einziger offizieller Nutzer) seit 2003 außer Dienst gestellt worden, wurde aber auch danach noch von Spezialkräften in Afghanistan und Irak verwendet, sodass von einem eingelagerten Bestand ausgegangen werden kann. In der Ukraine wurde das System erstmalig in den Händen territorialer Verteidigungskräfte dokumentiert.
- Ursprungsland: Polen
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: 2,1 kg feuerbereit
- Kaliber: 68 mm
- Reichweite: 250 m
- Durchschlagsleistung: 280 mm RHA
- Visierung: Offen
RPG-75M
#Russia #Ukraine ????: Combatant of #Ukrainian #Azov Battalion (#Азов) has released a video with brand new anti-tank weapons.
A 2022-dated RPG-75-M (from #CzechRepublic ??), an Instalaza C90-CR-AM M3.5 (from #Spain ??) and a Pansarskott m/86 AT4 (from #Sweden ??) can be seen. pic.twitter.com/CkRis90ab1
— War Noir (@war_noir) March 15, 2022
Die RPG-75M ist eine modernisierte Version der in den 1970er Jahren in der Tschechoslowakei entwickelten einschüssigen Panzerabwehrhandwaffe RPG-75. Im Gegensatz zu anderen kompakten einschüssigen Systemen wie der RPG-18 verwendet die RPG-75M kein in die Granate integriertes Raketentriebwerk, sondern nur eine Ausstoßladung, wodurch die Nutzung auch in beengten Räumen möglich ist. Durch den geringen Querschnitt der Granate ist diese zudem deutlich weniger windanfällig als Wirkmittel der vergleichbaren Kategorie. Die RPG-75M wurde das erste Mal Mitte März 2022 im Bestand ukrainischer Streitkräfte dokumentiert.
- Ursprungsland: Tschechische Republik
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: 3,2 kg feuerbereit
- Kaliber: 68 mm
- Reichweite: 300 m
- Durchschlagsleistung: 300 mm RHA
- Visierung: Offen
Bulspike
Die Bulspike ist eine bulgarische Lizenzversion der RPG-22, gefertigt vom staatlichen Rüstungsunternehmen VMZ. Die einschüssige Panzerabwehrhandwaffe ist größtenteils Baugleich mit der RPG-22, kann aber im Gegensatz zu der sowjetischen Konstruktion wieder in die Transportstellung zurückgeschoben und im Anschluss sicher geführt werden, ohne den Gefechtskopf verschießen zu müssen.
#Ukraine: Though most anti-tank weapons used in Ukraine are already widely documented, this one got little to no attention – a Bulgarian BULSPIKE-AT anti-tank launcher.
An unknown amount was purchased from Bulgaria and delivered to the Ukrainian army a couple of months ago. pic.twitter.com/qr7yFOIbAd— ?? Ukraine Weapons Tracker (@UAWeapons) August 16, 2022
- Ursprungsland: Bulgarien
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: 3,48 kg feuerbereit
- Kaliber: 72,5 mm
- Reichweite: 350 m
- Durchschlagsleistung: Keine Herstellerangaben, vermutlich vergleichbar mit RPG-22 russischer Fertigung (400 mm RHA)
- Visierung: Offen
M72
Die M72 ist ein kompaktes, leichtes, einschüssiges Wegwerf-Waffensystem des norwegischen Rüstungskonzerns Nammo. Obwohl die Ursprünge der M72 in den frühen 1960er Jahren liegen, wurde die Waffe von mehreren Herstellern über die Jahrzehnte weiterentwickelt und wird bis heute produziert. Es wird mit unterschiedlichen Gefechtskopfvarianten angeboten und ist so zur Bekämpfung unterschiedlicher Zielkategorien, wie beispielsweise gepanzerten Fahrzeugen, Personen und leichten befestigten Strukturen geeignet. Mindestens folgende Nationen haben eine Lieferung von M72-Wirkmitteln an die Ukraine angekündigt: Dänemark (2.700 Stück), Norwegen (2.000 Stück), Kanada (4.500 Stück) und vermutlich Belgien (200 Stück) sowie Finnland (1.500 Stück).
- Ursprungsland: Norwegen
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: etwa 4 kg feuerbereit
- Kaliber: 66 mm
- Reichweite: 350 m
- Durchschlagsleistung: 300 – 450 mm RHA
- Visierung: Offen
C90
Тероборона з нетерпінням чекає на російських "освободителей"?
Звісно, якщо вони дійдуть! pic.twitter.com/XvGAjHxusH— UkrArmyBlog ?? (@UkrArmyBlog) March 7, 2022
Die C90 ist eine vom spanischem Hersteller gefertigte schultergestützten Mehrzweckwaffe. Sie wird seit 1990 produziert und ist neben den spanischen Streitkräften auch in Estland, Saudi Arabien, Indonesien und Kolumbien im Einsatz. Spanien hat am zweiten März bekanntgegeben bis zu 1.370 Granatwerfer an die Ukraine liefern zu wollen. Die ukrainischen Streitkräfte haben kurze Zeit später (siehe Tweet) ein Video veröffentlicht, wo ein ukrainischer Soldat eine C90 in der Hand hält, was darauf hin deutet, dass es sich bei der spanischen Lieferung um dieses Waffensystem handelt.
- Ursprungsland: Spanien
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: etwa 5,2 kg feuerbereit
- Kaliber: 90 mm
- Reichweite: 350 m
- Durchschlagsleistung: je nach Ausführung 220 – 500 mm RHA
- Visierung: Optik mit 2 x Vergrößerung
RGW90 ASM (Anti Struktur Munition)
Die von der Dynamit Nobel Defence GmbH entwickelte und hergestellte RGW90 ASM gehört zur RGW90 Familie der schultergestützten Waffensysteme im Kaliber 90 mm. Die Anti Struktur Munition bzw. als RGW90 ASM bezeichnete Variante der RGW90 wurde unter anderem durch die britischen als auch israelischen Streitkräfte beschafft. Auch die Bundeswehr hat vor über zehn Jahren im Rahmen des sogenannten Einsatzsofortbedarfs für den Afghanistan-Einsatz eine geringe Anzahl der Systeme beschafft. Die rückstoßfreie ASM verfügt Herstellerangaben zufolge über einen Dual Mode Anti-Struktur Tandemgefechtskopf die eine deckungsbrechende Wirkung aufweist. Damit lassen sich entweder Einbruchbruchstellen öffnen (Vorladung schafft ein kleines Loch in der Mauer und die Nachschussladung explodiert in der Mauer und weitet diese) oder eine Wirkung hinter einer Deckung erzielen (Vorladung schafft ein kleines Loch in der Mauer, durch die die Nachschussladung hinter die Deckung dringt, um dann dahinter umzusetzen).
#Russia #Ukraine ????: #Russian Forces released photos of captured weapons from #Ukrainian Troops in #Izyum (#Izium), #Kharkiv Oblast.
Bulgarian RPG-22 'Netto' rocket launchers, rare DND "Matador" ASM-L1A1 ATGMs, M72A6 LAW, #NLAW ATGMs and FIM-92 Stinger MANPADS can be seen. pic.twitter.com/FiNoLkam2g
— War Noir (@war_noir) April 4, 2022
Anfang April sind Bilder im Netz aufgetaucht, die von Russland erbeutete RGW90 ASM-Systeme zeigen sollen. Die englischen Beschriftungen auf der Waffe könnten darauf hindeuten, dass diese Systeme im Rahmen der britischen Militärhilfe an die Ukraine geliefert wurden.
- Ursprungsland: Deutschland
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: etwa 9 kg feuerbereit
- Kaliber: 90 mm
- Reichweite: 20 – 500 m
- Durchschlagsleistung: Das Wirksystem der ASM ist auf Wirkung gegen Strukturziele, Breschen sowie das Schaffen von Öffnungen in Feldbefestigungen (Holz + Sandsäcke) Lehmwänden, Bunkern und Stahlbetonwänden ausgelegt. Im Notfall lässt sich die Waffe aber auch gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge einsetzen.
- Visierung: Optik
RGW90 HEAT/HESH
Die von der Dynamit Nobel Defence GmbH entwickelte und hergestellte RGW90 H/H gehört zur RGW90 Familie der schultergestützten Waffensysteme im Kaliber 90 mm. Die leichte Panzerabwehrwaffe wird von Dynamit Nobel Defence in der leistungsgesteigerten Variante A2 angeboten. Die RGW90 H/H verfügt über einen Monohohlladungssprengkopf und kann somit gegen gepanzerte Fahrzeuge ohne Reaktivschutz eingesetzt werden.
Ende März wurde bekannt, dass die Ukraine 5.000 Systeme dieses Typs direkt bei Dynamit Nobel Defence gekauft hat, wovon etwa die Hälfte unmittelbar geliefert worden sein sollte. Mittlerweile sind erste Bilder ukrainischer Soldaten mit dem Waffensystem dokumentiert.
#Russia #Ukraine ????: A recently-posted photo of a #Ukrainian Combatant.
He appears to be carrying an AKS-74 rifle and a noteable RGW90 'MATADOR' recoilless gun—which was purchased from DND in #Germany ?? recently. pic.twitter.com/sdPE2otTuM
— War Noir (@war_noir) April 13, 2022
- Ursprungsland: Deutschland
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: etwa 7,5 kg feuerbereit
- Kaliber: 90 mm
- Reichweite: 20 – 500 m
- Durchschlagsleistung: 600 mm RHA
- Visierung: Optik
AT4
#Russia #Ukraine ????: A quite interesting photo, recently posted by a member of "#Azov Battalion" (#Азов).
Two "Pansarskott m/86" AT4-CS anti-tank weapons (supplied by #Sweden ??), two AK-74 rifles with a GP-25 UBGL and an RPG-7V/2 Launcher with a PG-7VM/S rocket can be seen. pic.twitter.com/qnslRbtcez
— War Noir (@war_noir) March 11, 2022
Die Saab Light Multipurpose Assault Weapon (LMAW) 84 mm AT4 (der Name in den schwedischen Streitkräften ist Pansarkott m86) ist eine vorgelandene Einzelschusswaffe, die seit Mitte der 1980er Jahre am Markt ist und nach dem Verschuss entsorgt wird. Seitdem nutzen mehr als 15 Länder die schwedische Waffe. Das glatte starre Abschussrohr der AT4 besteht aus Glasfaser. Das Startrohr verfügt über einen Vorwärtsgriff, ein einstellbares Klappvisier und einen Auslöseknopf. Es gibt mehre Varianten, neben der Standardvariante mit einem High Explosive Anti-Tank (HEAT) Gefechtskopf, bietet Saab auch eine HE (High Explosive/ Splittergefechtskopf mit Air-Burst Funktion), eine HP (High Penetration), eine Anti-Structure Tandem (AST) sowie eine ER (Extended Range) Version an. Schweden hat angekündigt 5.000 dieser Systeme an die Ukraine liefern zu wollen.
- Ursprungsland: Schweden
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: 6,7 kg feuerbereit
- Kaliber: 84 mm
- Reichweite: 400 m
- Durchschlagsleistung: 420 mm RHA (in der Variante HEAT)
- Visierung: Offen
Panzerfaust 3
? Delivery of the German Panzerfaust 3 anti-tanks to the Ukrainian units near Kiev.
March 8, 2022. #Russia #ukraine pic.twitter.com/UqYzFScYpp— BlueSauron?️ (@Blue_Sauron) March 11, 2022
Die von der Dynamit Nobel Defence GmbH gefertigte Panzerfaust 3 ist seit fast 30 Jahren die Standard-Panzerabwehrhandwaffe der Bundeswehr. Das rückstoßfreie und schultergestützte Waffensystem besteht aus einer wiederverwendbaren Abschussvorrichtung und einer einmal-verwendbaren Patrone, die es in unterschiedlichen Varianten gibt. Am 26 Februar haben sowohl die Niederlande, als auch die deutsche Regierung bekanntgegeben Panzerabwehrsysteme an die Ukraine liefern zu wollen. Die Niederlande hat 400 und Deutschland 1.000 Patronen geliefert. Kurz Zeit später haben Bilder aus der Ukraine gezeigt, dass es sich bei den gelieferten Patronen um die DM72A1, auch als Panzerfaust 3-IT (Improved Tandem) bekannt, handelt. Die Panzerfaust 3-IT ist die leistungsstärkste Version der Panzerfaust 3, die über einen verbesserten Tandem-Hohlladungsgefechtskopf verfügt.
- Ursprungsland: Deutschland
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: etwa 15 kg feuerbereit
- Kaliber: Abschussrohr 60 mm, Gefechtskopf 110 mm
- Reichweite: 400 m
- Durchschlagsleistung: 1.000 mm RHA bzw. 800 mm RHA hinter reaktiver Panzerung
- Visierung: Optik
NLAW
Rare footage of an Ukrainian serviceman firing toward a Russian target using a NLAW.#Russia #Ukraine pic.twitter.com/F2KLRTC0yD
— BlueSauron?️ (@Blue_Sauron) March 8, 2022
Die Next Generation Light Anti-Tank Weapon (NLAW) wurde Anfang der 2000er Jahre vom schwedischen Rüstungskonzern Saab in Zusammenarbeit mit Großbritannien entwickelt, die ersten Systeme wurden 2007 an die britischen Streitkräfte ausgeliefert. Neben Großbritannien wurde das Waffensystem unter anderer Bezeichnung unter anderem auch in den Streitkräften Schwedens, Finnlands und der Schweiz eingeführt. Das ballistisch wirkende System kann sowohl gegen Gebäudestrukturen als auch gegen stehende und fahrende Kampfpanzer eingesetzt werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Panzerabwehrsystemen kann die NLAW nicht nur mittels Direkttreffern gegen Kampfpanzer wirken. Im sogenannten Overfly Top Attack Mode wird der Effektor mit gestreckter Flugbahn etwa 1 m über das eigentliche Ziel gelenkt und löst unmittelbar über dem Panzer mit einer zum Boden gerichteten Ladung aus. Der durch die Hohlladung gebildete Stachel durchschlägt die Panzerung von oben, was mehrere Vorteile hat. Zum einen ist die Panzerung an dieser Stelle am schwächsten, weiterhin bilden teilgedeckte Stellungen keinen effektiven Schutz vor dieser Art von Bekämpfung. Das britische Verteidigungsministerium hat am 9. März bekanntgegeben 3.615 NLAW-Systeme an die ukrainischen Streitkräfte geliefert zu haben.
- Ursprungsland: Schweden, geliefert über Großbritannien
- Verwendet von: Ukraine sowie Prorussiche Kräfte im Donezbecken/Russland (Beutewaffen)
- Gewicht: etwa 12,5 kg feuerbereit
- Kaliber: Abschussrohr 115 mm, Gefechtskopf 150 mm
- Reichweite: 800 m
- Durchschlagsleistung: 500 mm RHA
- Visierung: Optik 2,5 x Vergrößerung
Mittlerweile sind auch im Feld erfolgte Modifikationen der Optik dokumentiert worden. So wurde anscheinend mindestens bei einem Waffensystem die standardmäßige ACOG Optik mit 2,5 x Vergrößerung durch ein einfaches Rotpunktvisier ersetzt. Der Einfluss auf den Gefechtswert der Waffe sind unbekannt. Die Gründe für den Austausch der Optik sind unklar und könnten sowohl aus taktischen, als auch logistischen Gesichtspunkten erfolgt sein.
Ukrainians already modding the NLAWs (check the optic) and working in further improvements pic.twitter.com/JIhdOY258z
— Abraxas Spa (@AbraxasSpa) March 19, 2022
Panzerabwehrlenkflugkörper
Stugna-P/ Skif
Die Einführung der Stugna-P bei den Ukrainischen Streitkräften erfolgte ab 2011. Seitdem erfolgt auch der Export unter der Bezeichnung Skif. Das Waffensystem wird sowohl mit einem 130-mm, als auch mit einem 152-mm-Lenkflugkörper angeboten. Beide Versionen sind neben einer Tandemhohlladung auch in einer Spreng-Splitter-Variante gegen Gebäude oder Feldbefestigungen verfügbar. Zudem ist die Bekämpfung von niedrig und langsam fliegenden oder schwebenden Luftzielen möglich. Die Ukraine setzt im Konflikt mit Russland nachweislich auch für den Export gefertigte Systeme ein.
- Ursprungsland: Ukraine
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: 92,5 kg – 101 kg feuerbereit
- Kaliber: 130 mm – 152 mm
- Reichweite: 3000 m – 5000 m
- Durchschlagsleistung: 800 mm RHA hinter reaktiver Panzerung (152mm Gefechtskopf)
- Feuerleitung: Halbautomatisch lasergeführt
RK-3 Корсар (Corsair)
Die RK-3 wurde ab 2013 in den ukrainischen Streitkräften eingeführt, um die älteren Panzerabwehrlenkflugkörper sowjetischer Bauart Schritt für Schritt abzulösen. Neben der RK-3K Version mit Tandem Hohlladung ist auch der RK-3O Lenkflugkörper mit Spreng-Splitter Gefechtskopf zur Bekämpfung von Gebäuden oder Feldbefestigungen verfügbar.
- Ursprungsland: Ukraine
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: 36 kg feuerbereit
- Kaliber: 107 mm
- Reichweite: 2500 m
- Durchschlagsleistung: 550 mm RHA hinter reaktiver Panzerung
- Feuerleitung: Lasergeführt
9K111 Fagot
Ab 1970 entwickelt, stellt die 9K111 die zweite Generation sowjetischer Panzerabwehrlenkflugkörper dar. Sowohl die russischen als auch die ukrainischen Streitkräfte verfügen über eine große Anzahl an Systemen dieses Typs. Auch wenn die 9K111 heute bereits als veraltet gilt, wird sie von beiden Kriegsparteien noch intensiv eingesetzt. So ist unter anderem die Mobilmachung mit UAZ Patriot 4×4 Geländewagen auf Seiten russischer Spezialkräfte im Ukrainekonflikt nachgewiesen.
- Ursprungsland: Sowjetunion
- Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Russland/Ukraine
- Gewicht: 35 kg feuerbereit
- Kaliber: 120 mm
- Reichweite: 2500 m
- Durchschlagsleistung: 400 mm RHA
- Feuerleitung: Halbautomatische Drahtsteuerung über Sichtverbindung
9M113 Konkurs
#Russia #Ukraine ????: An interesting video shoes Ukrainian Rapid Operational Respons Unit (#KORD) targeting a Russian vehicle from a roof of a building in #Mykolaiv (#Nikolaev),
The unit appears to be firing a 9M113 Konkurs pattern ATGM with 9P135M GLS.#RussianUkrainianWar pic.twitter.com/z2f0XeRdao
— War Noir (@war_noir) March 8, 2022
Der Konkurs-Panzerabwehrlenkflugkörper ist eine größere und leistungsfähigere Variante der 9K111 Fagot. Die Entwicklung der Systeme erfolgte gleichsam parallel. Die Unterscheidung der Systeme auf dem Gefechtsfeld ist selbst für den Fachmann schwierig. Das einfachste Erkennungsmerkmal der 9M113 ist die gleichmäßige Verdickung am Ende des Startrohres. Auch wenn die 9M113 heute bereits als veraltet gilt, wird sie von allen Kriegsparteien noch eingesetzt. In den russischen Streitkräften vermutlich größtenteils die Version 9M113M, mit einem deutlich verbesserten Gefechtskopf.
- Ursprungsland: Sowjetunion
- Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Russland/Ukraine
- Gewicht: 37,1 kg feuerbereit
- Kaliber: 135 mm
- Reichweite: 4000 m
- Durchschlagsleistung: 800 mm RHA
- Feuerleitung: Halbautomatische Drahtsteuerung über Sichtverbindung
9K115 Metis
?? Militares rusos realizaron ejercicios con sistemas de misiles antitanque 9M113 Kornet y 9K115 Metis en el campo de entrenamiento de Opuk (Crimea). pic.twitter.com/RIccRWbDc2
— El Druso (@Eldruso) February 15, 2022
Das kompakte und vergleichsweise leichte Panzerabwehrlenkflugkörpersystem 9K115 leidet an der eingeschränkten Leistungsfähigkeit seines Gefechtskopfes. In den russischen Streitkräften wird sie zusammen mit der 9K111 Fagot eingesetzt und ergänzt diese. Ein Vorteil ist die recht geringe Rückstrahlzone von rund sechs Metern, welche die teilweise Nutzung aus Gebäuden ermöglicht. Zudem können auch Ziele im Nächstbereich bis zu 40 m bekämpft werden. Die Nutzung der 9K115 ist seit 2014 durch prorussische Rebellenkräfte im Donezbecken dokumentiert.
- Ursprungsland: Sowjetunion
- Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Russland
- Gewicht: 16,5 kg feuerbereit
- Kaliber: 94 mm
- Reichweite: 1000 m
- Durchschlagsleistung: 460 m RHA
- Feuerleitung: Halbautomatische Drahtsteuerung über Sichtverbindung
9K115-2 Metis-M/M-1
Der Panzerabwehrlenkflugkörper 9K115 ist eine wichtige Stütze der Feuerkraft der russischen mechanisierten Kräfte. Das System wurde seit der Einführung 1992 weitreichen Exportiert und findet sich mit einigen Exemplaren auch im Bestand der ukrainischen Streitkräfte. Mit Ende des Jahres 2015 begann bei den russischen Streitkräften sukzessive die Einführung der kampfwertgesteigerten Version M-1.
- Ursprungsland: Russland
- Verwendet von: Prorussiche Kräfte im Donezbecken/Russland/Ukraine (Beutewaffen?)
- Gewicht: 30,5 kg feuerbereit mit Wärmebildgerät
- Kaliber: 130 mm
- Reichweite: 1500 m – 2000 m (M-1)
- Durchschlagsleistung: 800 mm – 950mm (M-1) RHA hinter reaktiver Panzerung
- Feuerleitung: Halbautomatische Drahtsteuerung über Sichtverbindung
9M133 Kornet
Der Panzerabwehrlenkflugkörper 9M133 Kornet gehört zu den leistungsfähigsten Panzerabwehrsystemen der russischen Streitkräfte. Bedingt durch die hohen Systempreis ist die Einführung in nur vergleichsweise geringen Stückzahlen erfolgt. Die 9M133 Kornet wird die anderen Panzerabwehrlenkflugkörper der russischen Streitkräfte vermutlich auch langfristig nicht ersetzen und nur bei Spezial- und spezialisierten Kräften zur Verwendung kommen. Der Einsatz der 9M133 Kornet in der Ukraine ist durch russische Luftlandekräfte dokumentiert worden. Zudem ist seit 2014 das System auch in den Händen prorussicher Kräfte im Donezbecken nachgewiesen worden.
- Ursprungsland: Russland
- Verwendet von: Prorussische Kräfte im Donezbecken/Russland
- Gewicht: 67,7kg feuerbereit mit Dreibein
- Kaliber: 152mm
- Reichweite: 5500m – 8000m (Kornet EM)
- Durchschlagsleistung: 1000mm – 1300mm (Kornet EM) RHA hinter reaktiver Panzerung
- Feuerleitung: Halbautomatisch lasergeführt
FGM-148 Javelin
Die Javelin ist ein Panzerabwehrlenkflugkörpersystem mittlerer Reichweite. Das System nutzt das „Fire-and-Forget“-Prinzip: Wenn das Ziel erfasst ist und ein Lenkflugkörper abgefeuert wird, lenkt sich der Lenkflugkörper selbständig ins Ziel. Der Panzerabwehrtrupp kann somit unmittelbar nach dem Abfeuern wieder in Deckung gehen. Der Tandem-Gefechtskopf der Javelin ist in der Lage, sein Ziel direkt oder im Top-Attack-Modus aus einer Höhe von bis zu 150 Metern anzugreifen und einen Panzer an der schwächer geschützten Oberseite zu treffen. Unter anderem die Vereinigten Staaten sowie Estland haben bereits vor Ausbruch des Krieges Systeme des Typs FGM-148 Javelin an die ukrainischen Streitkräfte geliefert. Seitdem hat auch Großbritannien angekündigt Javelins an die Ukraine liefern zu wollen.
- Ursprungsland: Vereinigte Staaten
- Verwendet von: Ukraine sowie vereinzelt von prorussischen Kräften im Donezbecken/Russland (Beutewaffen)
- Gewicht: 22,3 kg feuerbereit
- Kaliber: 127 mm
- Reichweite: 65 m bis 2.500 m
- Durchschlagsleistung: 750 mm RHA
- Feuerleitung: infrarotgelenkt, Fire-and-Forget
MILAN
Visual confirmation of MILAN ATGM in #Ukraine. CNN report on @andymilburn8 & Mozart Group features a short glimpse of training being conducted on one.
A small number of MILAN 2 systems were confirmed to have been sent by France in early March, unclear if others have been sent. pic.twitter.com/93INl0784C— Historical Firearms | Matthew Moss (@historicfirearm) April 13, 2022
Die MILAN (Missile d’Infanterie Léger Anticha) geht auf eine in den frühen 1960er Jahren geschlossen deutsch-französische Kooperation zur Entwicklung einer gemeinsamen Panzerabwehrlenkwaffe zurück. Das Waffensystem entpuppte sich im Laufe der Zeit zu einem wahren Exportschlager und wurde Schritt für Schritt weiter entwickelt. Die laut Medienberichten von Frankreich an die Ukraine gelieferten Systeme sollen dabei der Version MILAN 2/ 2T entsprechen. Während die MILAN 2 noch mit einem optimierten einfachen Hohllandung mit Abstandsrohr ausgeführt ist, verfügt die Version 2T bereits über eine Tandemladung zur Durchdringung reaktiver Panzerung. Die MILAN-Systeme werden in Frankreich sukzessive durch den Missile Moyenne Portée (MMP) Lenkflugkörper ersetzt. Daher ist davon auszugehen, dass die mutmaßlich Ende Februar an die Ukraine gelieferten Exemplare aus einem Depot stammen.
- Ursprungsland: Frankreich
- Verwendet von: Ukraine
- Gewicht: 16,4 kg Startgerät mit Dreibein, etwa 14 kg Lenkflugkörper
- Kaliber: 115 mm
- Reichweite: 200 – 2000 m
- Durchschlagsleistung: 1100 mm RHA (Milan-2)
- Feuerleitung: Halbautomatische Drahtsteuerung über Sichtverbindung