StartBewaffnungUkraine beginnt Fertigung neuer UGV aus einheimischer Entwicklung

Ukraine beginnt Fertigung neuer UGV aus einheimischer Entwicklung

Kristóf Nagy

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Die ukrainischen Streitkräfte erhalten neue unbemannte Bodensysteme (UGV) aus einheimischer Fertigung, welches offenbar in der Rolle einer bodengebundenen Loitering Munition genutzt werden soll. Dies gab der ukrainische Minister für digitale Transformation Mykhailo Fedorov Ende Oktober über soziale Medien bekannt. Das bereits im September in den Medien vorgestellte System mit der Bezeichnung Ratel S habe alle Erprobungen seitens der Streitkräfte erfolgreich absolviert und werde nun in Serie gefertigt erklärte der Minister.

Als Entwickler und Produzent des UGV firmiert der als Brave1 bezeichnete Innovationscluster der ukrainischen Regierung. Brave1, welches von unter anderem vom Verteidigungsministerium, dem Ministerium für digitale Transformation, dem Generalstab und dem Ministerium für strategische Industrien gegründet wurde, vereint zahlreiche Initiativen für die Entwicklung neuer Technologien im Bereich der Rüstung. Dabei stehen unbemannte Systeme sowohl in Bereich der Luftfahrzeuge als auch maritimer und bodengebundener Art im Fokus. Brave1 soll dabei Koordination, Kooperation und Finanzierung für unterschiedlichste Projekte sicherstellen und steht auch ausländischen Investoren offen.

Das als Ratel S bezeichnete System ist ein einfaches Radfahrzeug mit niedrigem Schwerpunkt und modular ausgelegt, um ein möglichst breites Spektrum an Nutzlast aufnehmen zu können. Geringe Anforderungen an das produzierende Unternehmen und niedrige Herstellkosten scheinen Schwerpunkt bei der Konstruktion gewesen zu sein. Dieser ist insbesondere dahingehend relevant, dass das Fahrzeug ähnlich wie Loitering Munition dazu gedacht ist, die Nutzlast ins Ziel zu bringen und dort umzusetzen, was auch mit der Zerstörung der Trägerplattform einhergeht. Um die Flexibilität auf Nutzereben zu erhöhen und auch die Wirkung skalieren zu können, können Wirkmittel wie Mörserpatronen und Panzerabwehrminen durch die Ratel S zum Einsatz gebracht werden. Die Wirkmittel können wahlweise in den Rumpf versenkt, oder mit einem Kordelzug auf dem Fahrzeug fixiert transportiert werden. Laut dem Leiter des Entwicklungsteams Taras Ostapchuk beträgt die maximale Nutzlast 40 kg bei einer Höchstgeschwindigkeit von 24 km/h. Bei der Entwicklung der teleoperierten Steuerung sei ein hohes Augenmerk auf die Härtung gegenüber gegnerischen Maßnahmen des elektronischen Kampfes gelegt worden. Als Reichweite gibt der Hersteller je nach Gelände und weiteren äußeren Einflüssen bis zu 5 km an. Gelenkt wird die Ratel S vom Bediener aus der First Person View Perspektive. Dazu ist im Bug eine Kamera montiert. Laut Mitteilung des Ministeriums diente sowohl bei der Entwicklung als auch Erprobung das 120. Aufklärungsbataillon der ukrainischen Streitkräfte als ausführende Einheit. Dies lässt die Vermutung zu, dass Ratel S auch eingeschränkt für Aufklärungsaufgaben geeignet sein könnte. Bei den Erprobungen soll das System zudem die Fähigkeit demonstriert haben bis zu 25 cm hohe Hindernisse zu überwinden.

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Die Vorstellung der Ratel S erfolgt zu einer Zeit, in der die am Anfang des Ukrainekrieges angekündigten UGV-Systeme weder auf russischer noch auch ukrainischer Seite besondere Sichtbarkeit erfahren haben. Die russischen Streitkräfte veröffentlichten jedoch erst kürzlich Aufnahmen einer Aufklärungsdrohne, welche einen ukrainischen UGV beim Verlegen von Minen an der Front zeigte.

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Zudem lassen sich auch in der NATO Bestrebungen erkennen, unbemannte Bodensysteme in der Klasse und Art der Ratel S zu entwickeln. So arbeitet z.B. das lettische Unternehmen Robonest in Zusammenarbeit mit der Universität Riga an einem kleinen geländegängigen Trägerfahrzeug für militärische Anwendungen unter der Bezeichnung AGR8.

Kristóf Nagy