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„Digitale Geräte sind in den letzten Jahren immer mehr zum ebenbürtigen Ersatz für analoge Nachtsichttechnik geworden“

Interview mit Tobias Geiger. Geschäftsführer der DIYCON GmbH

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Die DIYCON GmbH (Stand 8-525) bietet seit 2006 Nachtsichtlösungen an, seit 2020 schwerpunktmäßig digitale Nachtsichtgeräte und Thermal-Fusion Optiken. Auf der Enforce Tac zeigt die Firma aus der Pfalz einige Neuheiten. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer, Tobias Geiger.

S&T: Herr Geiger stellen Sie unseren Lesern doch Ihre Firma und Ihr Portfolio einmal näher vor.

Geiger: Die Fa. Diycon GmbH beschäftigt sich seit 2006 mit der Entwicklung sowie dem Vertrieb von Nachtsichttechnik. Mit der ständigen Weiterentwicklung vom Bildverstärker-basierten Nachtsichtsystemen hin zu digitaler Mehrkanaltechnik vereinen unsere Systeme heute Full- HD Digitalnachtsicht mit modernster Wärmebildtechnik. Das Portfolio umfasst derzeit Beobachtungsgeräte, Zielgeräte und Clip-On Geräte sowie mit dem neuen DNVC-6 auch helmgetragene Miniaturlösungen, u.a. auch für Kampftaucher. Die Zielmärkte sind Behörden, das Militär und der Jagdsektor.

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S&T: Auf Ihrer Website schreiben Sie: „Wenn der Markt keine passende Lösung liefert, muss man selbst neues schaffen.“ Und „Wenn man Spitzenkomponenten zusammenführt, kann man Qualität planbar machen“. Aber versucht das nicht jeder Anbieter?

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Tobias Geiger. Geschäftsführer der DIYCON GmbH (Foto: AF)

Geiger: Natürlich. Aber oftmals limitieren Marktgegebenheiten und Wettbewerbspreise den Einsatz von High-End Komponenten. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, dieses Basissegment zu verlassen und uns auf Nischenprodukte für Spezialisten fokussiert. Das ermöglicht uns eine gewisse Unabhängigkeit vom allgemeinen Markt. Das ist am Standort Deutschland mit seinen enorm hohen Personalkosten ohnehin nicht mehr anders möglich. Wesentlicher Bestandteil unseres Qualitätsanspruches ist auch ein überdurchschnittlich guter Aftersales- Kundenservice, wie er heute nicht mehr selbstverständlich ist.

S&T: Seit 2020 vertreiben Sie ausschließlich digitale Nachtsichtgeräte. Was sind die Vor- und Nachteile? Heißt digital auch eine schnellere Anpassung während der Nutzung?

Geiger: Digitale Geräte sind in den letzten Jahren immer mehr zum ebenbürtigen Ersatz für analoge Nachtsichttechnik geworden. Gerade die digitale Anbindung, bzw. Embedded Mission Connectivity, sind klare Vorteile der digitalen Systeme. Außerdem sind digitale Nachtsichtsysteme weitgehend unempfindlich gegen Tageslicht und somit deutlich langlebiger. Gerade diese Eigenschaft macht sie auch für Übungen sehr attraktiv, welche ja den größten Teil des Produktlebenszyklus ausmachen. Ein großes Plus ist u.a. die Aufzeichnungs- und Übertragungsmöglichkeit von Bild- und Missionsdaten.
Nicht unbedingt ein Nachteil, aber eine klare Challenge ist die Stromversorgung der digitalen Systeme, da diese in der Regel deutlich mehr verbrauchen als beispielsweise analoge Bildverstärker. Hierauf reagieren wir mit modernem Power-Management und wechselbaren Akkus, sowie der Kompatibilität mit mehreren Akkutypen.

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Das HYDRAII Thermalfusion-Zielgerät (Foto: AF)

S&T: Aktuell wird viel über den Standort Deutschland diskutiert: Arbeitskräftemangel, zu hohe Energie- und Produktionskosten, usw. Sie entwickeln und produzieren ausschließlich in Deutschland. Wie bewerten Sie die Lage?

Geiger: Globalisierung hat eben auch Ihre Schattenseiten. Dennoch stehen wir zum Standort Deutschland mit seiner nahezu einzigartigen Infrastruktur sowie dem typisch deutschen Qualitätsdenken. Made in Germany ist weltweit immer noch eine Marke. Um dies zu erhalten muss aber auch die Wertschöpfung hier stattfinden. Eine 35 – Stundenwoche oder dergleichen, bezeichne ich als Wunschdenken, solange permanent zu wenig Personal vorhanden ist. Hohe Strompreise und sonstige hohe Nebenkosten sind weitere Stolpersteine, die uns im internationalen Vergleich schwächen.

Gerade auch beispielsweise die Konflikte in der Ukraine und Israel sollten uns doch die enorme Bedeutung einer national produzierenden und effizienten Rüstungsindustrie vor Augen führen. Leider wird der Mittelstand in diesem Bereich viel zu wenig gefördert, bzw. es kommt unten nichts an.

S&T: Sie stellen die neue DNVC-6 Thermalfusion-Brille vor. Diese nutzt die Mehrkanaltechnik. Was kann die Brille und was hebt sie von heutigen Systemen ab?

Geiger: Die Mehrkanaltechnik wird von unseren Kunden häufig als Gamechanger bezeichnet, da sie beide Technologien optimal kombiniert. So ist mit dem Wärmebildkanal eine schnelle Detektion möglich, während der Full-HD Nachtsichtkanal eine detaillierte Auflösung liefert und somit auch beispielsweise Gesichter erkannt werden können. Gerade in Gebäuden, wo oft wechselnde Lichtverhältnisse vorherrschen, wird der Anwender deutlich weniger geblendet, wobei Orientierung und gleichzeitige Wärmedetektion gewährleistet bleiben. Mit dem internen Speicher kann bei Bedarf auch eine Einsatzdokumentation durchgeführt werden.

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Das DNVC-6 kann im Vergleich zu konventionellen Bildverstärkern auch tagsüber eingesetzt werden (Foto: AF)

Das DNVC-6 ist die erste tauchdichte Thermal-Fusion TM Brille auf dem Markt. Somit können Kampftaucher die Brille bereits im Wasser aufsetzen um beim Anlanden nahtlos aufklären zu können. Konventionelle Systeme werden üblicherweise in Drypacks mitgeführt und müssen erst ausgepackt werden. Ebenfalls integriert sind eine Kopfleuchte mit sichtbarem Licht, sowie ein Infrarotaufheller für den Nachtsichtkanal. Das DNVC-6 kann im Vergleich zu konventionellen Bildverstärkern auch tagsüber eingesetzt werden um getarnte Objekte schnell aufzuklären. Eigentlich ist es die sprichwörtliche: „Eierlegende Wollmilchsau“.

S&T: Was sind im Bereich der Nachtsicht aktuell die Nutzerforderungen? Gibt es Unterschiede zwischen Spezialkräften und der regulären Infanterie?

Geiger: Die Fähigkeit Nachtsehen nimmt bei beiden Truppenteilen sicher eine zentrale Rolle ein. Während der Infanterist sicher eine möglichst einfach bedienbare Lösung mit geringem Schulungsaufwand sucht, stellen die Aufgaben der Spezialkräfte natürlich auch spezielle Anforderungen ans Gerät. Unser User Interface kann auf Wunsch frei konfiguriert werden, sodass Funktionen gesperrt oder freigeschaltet sind. Somit wird das Spektrum der Funktionen dem Anforderungsprofil des Anwenders angepasst. Die Brille ist somit für beide Bereiche qualifiziert.

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Die neue DNVC-6 Thermalfusion-Brille (Foto: AF)

S&T: Neu sind auch die Clip-On VisIR und HYDRAII Thermalfusion-Zielgeräte. Stellen Sie uns diese einmal näher vor.

Geiger: Beide Geräte weisen praktisch dieselben Features auf wie das DNVC-6, sind aber für Beobachtungs- und Zielanwendungen konzipiert. Hier sind deutlich größere Optiken verbaut, wodurch die Reichweite enorm vergrößert wird, sodass beim VisIR 660 beispielsweise Ziele bis ca. 2600 m detektiert werden können. Beide Systeme fertigen wir als Ziel- und Beobachtungsgeräte, sowie als Clip-On Lösung, bei denen mit allen drei Sichtkanälen, also Thermal, Nachtsicht und Fusion geschossen werden kann.

S&T: Gibt es noch weitere Neuheiten, die sich die Besucher unbedingt anschauen sollen?

Geiger: Mit dabei sind auch High-End Mehrkanal- Infrarotaufheller wie der Predator III mit zwei wählbaren Wellenlängen der Strahlquelle in 850 nm und 940 nm sowie Spezialmontagen für Clip-On Geräte. Ein Besuch lohnt sich also immer.

S&T: Herr Geiger, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Andre Forkert.