Die Bundeswehr evakuiert seit nunmehr sechs Tagen in Folge schutzberechtigte Menschen aus Afghanistan. Die Maßnahmen kommen aber aufgrund der sich zuspitzenden Lage vor dem Kabuler Flughafen ins Stocken, am Samstag konnten daher lediglich 233 Personen durch die Bundeswehr ausgeflogen werden.
Die derzeitige Herausforderung liegt nicht im zur Verfügung stehenden Lufttransportraum, sondern an der Möglichkeit der evakuierungsberechtigten Menschen, sich Zugang zum Flughafen zu verschaffen. Zwei der deutschen A400M Transportmaschinen mussten daher fast leer aus Kabul nach Taschkent zurückfliegen.
Die „Sicherheitslage am Flughafen in Kabul ist weiterhin äußerst gefährlich, Zugang zum Flughafen häufig nicht möglich“, twitterte das Auswärtige Amt am Samstag. Mehreren Meldungen internationaler und nationaler Medien zufolge hat sich vor dem Flughafen eine Menge von mehreren tausend nicht evakuierungsberechtigten Menschen versammelt, die die Zugänge zu dem Flughafen blockiert. In dem dort herrschenden Gedränge soll es bei der herrschenden Hitze auch zu Todesfällen gekommen sein. Vertreter des Auswärtigen Amtes haben die noch in Afghanistan befindlichen deutschen Staatsbürger sowie Ortskräfte der deutschen Regierungsorganisationen daher aufgerufen, nicht zum Flughafen zu kommen und die dort herrschende Gefahr zu vermeiden. Es wird dem Vernehmen nach durch alle Beteiligten nach Möglichkeiten gesucht, die vorherrschende Situation zu lösen.
#Afghanistan – zur Information: Derzeit sind wir mit 6 A400M im Einsatz. Allerdings gestaltet sich die Lage in #Kabul weiter schwierig. Die #Bundeswehr nimmt alle vom @AuswaertigesAmt zugewiesenen Personen mit. Wir evakuieren so viele so schnell wie möglich.
— Verteidigungsministerium (@BMVg_Bundeswehr) August 21, 2021
Deutsche Evakuierungsflüge am Samstag
Der erste deutsche Evakuierungsflug am Samstag fand am Vormittag statt, es wurden acht Personen ausgeflogen. Am Nachmittag erfolgte ein weiterer Flug und brachte 205 Personen aus Kabul heraus. Am späten Abend konnten mit einem dritten Flug weitere 20 Menschen ausgeflogen werden.
Alle Flüge gingen wie gewohnt von Kabul in die usbekische Hauptstand Taschkent. Die Bundeswehr hat dort ein Drehkreuz eingerichtet, von wo aus die Menschen in gecharterten Maschinen der Lufthansa sowie teilweise auch bundeswehreigenen Transportfliegern weiter nach Deutschland verbracht werden.
Somit wurden am sechsten Evakuierungstag 233 Personen aus Kabul ausgeflogen, im Gesamtverlauf der letzten Tage haben die deutschen Streitkräfte nach eigenen Angaben somit 2.134 Menschen aus mindestens 38 Nationen aus Afghanistan evakuiert.
Unsere weitere Berichterstattung zu dem Thema finden sie hier:
Militärische Evakuierung in Afghanistan: Zusammenfassung 7. Tag
Unsere vorherige Berichterstattung zu der militärischen Evakuierungsmission der Bundeswehr in Afghanistan:
- Bundeswehr führt Evakuierungsoperation in Afghanistan aus
- Schutz und Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Krisengebieten
- Militärische Evakuierungsoperation hat begonnen
- Kommentar: Strategische Blindheit der Politik gefährdet Soldaten und Zivilisten
- Militärische Evakuierung in Afghanistan: Erster Evakuierungsflug der Bundeswehr erfolgt
- Militärische Evakuierung in Afghanistan: Zusammenfassung 2. Tag
- Militärische Evakuierung in Afghanistan: Zusammenfassung 3. Tag
- Militärische Evakuierung in Afghanistan: Zusammenfassung 4. Tag
- H145M LUH SOF – Bundeswehr verlegt Spezialkräftehubschrauber nach Kabul
- Militärische Evakuierung in Afghanistan – Übersicht der US-Streitkräfte in Kabul
- Militärische Evakuierung in Afghanistan: Zusammenfassung 5. Tag
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160th SOAR – US-Streitkräfte verlegen Spezialkräftehubschrauber nach Kabul